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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern
Autoren: Theodus Carroll
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Gesicht. »Sie können bleiben, wenn sie Freunde haben. Das ist der Grund, weshalb man sie schon früher hier gesehen hat. Sie suchten nach jemandem, der ihr Freund sein konnte. Aber niemand hat …«
    Max drehte ihr Gesicht zum Licht. »Niemand hat was getan, Clarissa? Glaubst du, es liegt daran, daß niemand bisher an sie geglaubt hat oder sie kennenzulernen wünschte? Willst du damit sagen, daß sie noch mit niemand Freundschaft geschlossen haben außer mit dir?«
    Clarissa zögerte. Ihre ängstliche Kleinmädchenstimme stolperte über die Worte. »Nein … Sie haben andere Freunde gehabt. Nur bin ich die einzige Freundin, die sie jetzt haben. Das haben sie mir millionenmal gesagt. Sie mögen dich sehr gern. Sie möchten, daß auch du ihr Freund wirst.«
    Sie lächelte und ließ ihre Finger anmutig über ihre Wangen gleiten. »Sie haben dich beobachtet. Sie haben dich beobachtet, wie du heute auf dem Fluß gerudert hast. Sie standen oben an dem Weg und beobachteten uns alle.«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nein. Zu dem Zeitpunkt nicht. Aber heute abend haben sie mir erzählt, daß sie dich beobachtet haben. Es hat ihnen gefallen, dich im Sonnenschein rudern zu sehen.« Clarissas Lächeln war beinahe schüchtern. »Sie haben den Schluß gezogen, daß du nett bist und daß wir alle zusammen Freunde sein sollen.«
    Die Insekten zogen ihre Kreise um die Laterne und stießen mit klirrenden Geräuschen gegen das hell erleuchtete Kristall.
    Max fragte leise: »Und was geschieht, wenn du und ich entscheiden, daß wir ihre Freundschaft nicht wollen?«
    »Oh, das können wir nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es dazu jetzt zu spät ist. Ich kenne sie zu gut, als daß ich noch sagen könnte, wir seien keine Freunde.«
    »Hast du gar keine Angst?«
    »Doch – manchmal. Aber nur ein kleines bißchen, und nur weil sie anders sind … Du weißt schon.« Sie richtete in der Dunkelheit ihre blauen Augen auf ihn. »Man muß seine Freunde als das akzeptieren, was sie sind, nicht wahr? Du hast mir gesagt, ich müsse ehrlich gegen mich selbst sein und dürfe nur mir selbst gehören. Vielleicht ist es das, was sie so anders macht. Sie gehören ganz und gar nur sich selbst. Ich weiß, sie würden mir nichts antun. Ich weiß, sie würden -« Sie wandte sich ab. Ihr Gesicht war verdüstert und verwirrt.
    »Clarissa.« Er überlegte seine Worte sorgfältig. »Ich möchte nicht, daß du mit ihnen allein bist.« Er machte eine Pause, dachte nach und sagte dann: »Diese Kinder sind böse.«
    »Ich hasse dich!« schrie sie ihn an. »Du bist nur eifersüchtig. Du gönnst mir nicht, daß ich Freunde habe. Das haben sie mir von dir gesagt, aber ich habe ihnen nicht geglaubt.«
    Er faßte ihren Arm. »Du verstehst nicht. Ich will es anders ausdrücken … Clarissa, sie sind nicht aufrichtig.« Sie riß sich von ihm los. »Aufrichtigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil einer Freundschaft«, fuhr er fort, »und sie lügen dich an.«
    »Woher weißt du das? Sie sprechen ja gar nicht mit dir.«
    Max glaubte, in dem schweren Schweigen an dem Rasen seines Herzens ersticken zu müssen. »Ich habe die Briefe gelesen.«
    »Ist das alles?« Sie schüttelte ihr Haar zurück. »Also gut, ihr Onkel war schlecht. Er ist derjenige, der böse war. Nicht meine Freunde.« Ihr Gesicht verzog sich. Sie begann zu weinen. »Ihr Onkel war eifersüchtig, und er war gemein gegen ihre Mutter. Er hat schlimme Dinge getan, und dann hat er …« Clarissa setzte sich auf die Stufen und trocknete sich das Gesicht mit dem Rocksaum. »Ihr Onkel war ein Teufel, und sie haßten ihn.«
    »Was hat er getan, Clarissa?« Max hielt ihren Arm fest. »Was haben dir die Zwillinge über ihren Onkel erzählt?«
    Sie sah ihn forschend an und wog ihre Worte sorgfältig ab, ehe sie antwortete. »Die Spiele waren die Idee ihres Onkels, nachdem ihre Mutter weggegangen war … als sie allein waren und ihr Vater zu arbeiten hatte. Er lehrte sie die Spiele. Sie spielten zusammen. Er lehrte sie alles, und dann fand ihr Vater es heraus.«
    Das Laternenlicht fiel auf Clarissas erhobenes Gesicht.
    »Sie lügen mich nicht an.« Ihre blauen Augen flehten um Verständnis. »Sie erzählen mir soviel nette Dinge, Dinge, die ich gern wissen möchte. Sie erzählen mir wunderschöne Geschichten, was alles vor langer Zeit geschehen ist, und das ist nicht so langweilig wie in den blöden alten Schulbüchern – zum Beispiel über die Gesellschaften, die ihre Großmutter gab. Ich habe dir davon berichtet,
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