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Ein Leben voller Liebe

Ein Leben voller Liebe

Titel: Ein Leben voller Liebe
Autoren: Christine Flynn
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bat er höflich und nahm offenbar an, die Schwester wäre hereingekommen.
    »Hier ist es zu hell, um sich zu konzentrieren.« Die tiefe Stimme war noch vom Beatmungsschlauch rau.
    »Sie können sich nicht konzentrieren, weil Sie vor knapp zwölf Stunden operiert wurden und die Medikamente auf Ihre Augen wirken. Lassen Sie sich Zeit.« Alex ging betont lässig ans Fenster und schloss den hellen Schein der Junisonne aus. Wie gern hätte sie sich jetzt im Freien aufgehalten. In Honeygrove gab es selten wolkenlose Tage. »Wie geht es Ihnen?«
    Sie hörte die Zeitung rascheln, drehte sich um und betrachtete die Metallstäbe, die oberhalb des Knies das Bein hielten. Erst als er schwieg, sah sie ihm in die blauen Augen.
    Letzte Nacht hatte sie diese Farbe atemberaubend gefunden.

    Jetzt stockte ihr tatsächlich der Atem, und das beunruhigte sie.
    Vor allem störte es sie, wie offen Harrington ihr in die Augen sah, bevor er ihr Gesicht betrachtete.
    Er war schwer verletzt und mitgenommen, und er sah so müde aus, wie er sich bestimmt auch fühlte. Außerdem brauchte er dringend eine Rasur. Das dunkle Haar war zerzaust, und die dunkel verfärbte Prellung am Wangenknochen hob sich deutlich von dem weißen Verband ab.
    Doch selbst in diesem Zustand besaß er eine unglaublich maskuline und autoritäre Ausstrahlung.
    Tief in Alex setzte ein sinnliches Prickeln ein, als er den Blick auf ihren auf den weißen Kittel gestickten Namen richtete. Es kostete sie auch Nervenkraft, dass er ihr im Moment seine volle Aufmerksamkeit widmete. Allerdings rief sie sich ins Gedächtnis, dass er sich jetzt in ihrem Revier befand, und streckte ihm die Hand hin.
    »Ich bin Dr. Larson«, sagte sie und lächelte leicht.
    »Letzte Nacht, als wir uns kennen lernten, waren Sie ziemlich benommen. Ich habe Sie operiert.«
    Er griff nach ihrer Hand, und in ihr breitete sich eine Wärme aus, die sie beinahe vergessen ließ, dass sie Ärztin war.
    »Ich erinnere mich an Ihre Stimme.« Er richtete den Blick auf ihre Hand. »Tut mir Leid, aber ich weiß nicht mehr, worüber wir gesprochen haben.«
    Alex zog sich hastig zurück. »Es ging hauptsächlich darum, ob Sie in der Lage wären zu telefonieren«, erwiderte sie und schob die Hände in die Taschen. »Das haben Sie offenbar schon geklärt«, fuhr sie fort, da auf dem Nachttisch ein Telefon stand.
    »Es ging um einen Termin, der für Sie eindeutig sehr wichtig war.«
    »Ja«, erwiderte er zögernd. »Ich habe bereits alles erledigt, danke.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Bein. »Wie sieht es damit aus?«
    »Beantworten Sie zuerst meine Frage«, entgegnete sie.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Als wäre ich von einem Lastwagen überrollt worden.«
    Er legte vorsichtig die Zeitung weg und ließ sich zurücksinken.
    »Ich glaube, es war ein Ford.«
    Sie hatte mit einer feindseligen Haltung gerechnet, aber nicht mit purer Sinnlichkeit oder trockenem Humor. Alex betrachtete die Prellung am linken Arm. Er hatte auch eine an der linken Hüfte, und der Schenkel würde auf Wochen hinaus blau verfärbt bleiben. »Ich habe gehört, dass Sie keine schmerzstillenden Mittel nehmen wollen«, sagte sie und zog das Nachthemd von der Schulter weg.
    »Warum nicht?«
    »Weil sie mich benommen machen.«
    »Möchten Sie lieber Schmerzen leiden?«
    »Ich möchte lieber klar denken.« Er hielt den Atem an, als Alex die Verletzung berührte. »Ich habe viel zu erledigen, und dafür muss ich mich konzentrieren.«
    Alex versuchte ebenfalls, sich zu konzentrieren. Die Schwestern sollten ihm Eis auf die muskulöse Schulter legen. Vorsichtig strich sie über den harten Kappenmuskel und die kräftigen Sehnen am Hals. »Eine Zeit lang wird der ganze Körper schmerzen«, erklärte sie und fühlte die Wärme seiner Haut noch an den Fingern, als sie das Nachthemd wieder schloss.
    »Beim letzten Mal war es genauso.«
    »Sie hatten bereits einen Unfall?«
    »Nicht wie diesen«, entgegnete er. »Vor zwei Jahren brach ich mir das andere Bein beim Skilaufen. Das ist unangenehm, aber ich ertrage es, solange mein Verstand klar bleibt. Und solange ich mich frei bewegen kann«, fügte er hinzu. »Also, entfernen Sie diese Aufhängung und verpassen Sie mir einen Gips, damit ich von hier verschwinden kann.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Wieso? Sie brauchen mir doch nur einen Gipsverband anzulegen.«
    »Diesmal handelt es sich um einen anderen Bruch als vor zwei Jahren«, erklärte sie geduldig. »Das Bein kann nicht eingegipst werden, zumindest
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