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Ein Leben voller Liebe

Ein Leben voller Liebe

Titel: Ein Leben voller Liebe
Autoren: Christine Flynn
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auch nicht erschöpft wie während ihrer Facharztausbildung. Das war sie erst nach vierzig Stunden ohne Schlaf. Doch diese Zeit war vorbei. Sie führte jetzt ein normales Leben, so weit das für eine Chirurgin und allein erziehende Mutter überhaupt möglich war.
    »Vermutlich ist noch kein Angehöriger eingetroffen.
    Soll ich jemanden anrufen?«
    »Seine Familie wurde nicht verständigt«, erwiderte die Schwester leise. »In seinen Unterlagen ist vermerkt, dass er sich nur mit seinem Anwalt in Verbindung setzen wollte.«
    »Mit seinem Anwalt?«
    Die Schwester zuckte die Schultern. »Das sagte er in der Notaufnahme. Irgendein Typ in Seattle. Und er wollte wegen eines Termins telefonieren – und zwar selbst.
    Natürlich ging das nicht.« Sie überprüfte die Monitore und notierte die Werte. »Die Blutungen mussten sofort gestoppt werden, und dann musste er zur Computertomographie und in den OP.«
    Alex nahm die Kappe ab und strich sich durch das kurze dunkle Haar. Sie konnte sich nicht vorstellen, was in Honeygrove so wichtig sein konnte. Ihr lagen Menschen am Herzen – Familie, Freunde und Patienten. Sie hatte keine Ahnung, was einem Mann wie Chase Harrington etwas bedeutete.
    Sie bat die Schwester, sie sofort daheim anzurufen, falls eine Veränderung in seinem Zustand eintrat. Während sie in den Umkleideraum ging, tat Chase Harrington ihr Leid.

    Er hatte einen schrecklichen Unfall überstanden und litt jetzt Schmerzen, aber er wollte niemanden verständigen –
    keine Ehefrau, keine Freundin, keine Eltern, keine Freunde. Bloß seinen Anwalt. Das fand sie schrecklich traurig.

2. KAPITEL
    Mary Driscoll, die Assistentin des Krankenhaus Verwalter s, sah Alex am nächsten Morgen über den Rand der Lesebrille beschwörend an. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mit ihm sprechen könnten, Frau Doktor. Er lässt mich einfach abblitzen, aber Reporter und andere Medienvertreter fragen ständig an, wie es ihm geht und was er in Honeygrove macht.«
    Alex kannte Ryan Malone, den Verwalter, persönlich. Er hatte sich sehr bemüht, damit sie sich im Memorial Hospital willkommen fühlte. Und er hatte vor kurzem eine ihrer Freundinnen geheiratet. Darüber hinaus vertraute er blindlings Marys Urteil.
    Wenn schon Mary diesen Chase Harrington schwierig fand, stellte er tatsächlich eine Herausforderung dar.
    »Was sollen Sie denn seiner Vorstellung nach über ihn sagen?« fragte Alex.
    »Dass er sich nach einem harmlosen Unfall in ausgezeichneter Verfassung befindet.«
    »Ausgezeichnet?« Alex hätte beinahe gelacht. »Da bin ich anderer Meinung.«
    »Ich auch.«
    »Ich würde auch nicht von einem harmlosen Unfall sprechen.«
    »Danke, Frau Doktor.« Mary war sichtlich erleichtert.
    »Ich wollte ihm klarmachen, dass unser Krankenhaus stets die Wahrheit über einen Patienten verlautbart, selbst wenn nur von stabil die Rede ist. Wir könnten auch gar keinen Kommentar geben. Er meinte, Regeln wären dazu da, um gebrochen zu werden.
    Ich bot ihm an, mit Mr. Malone zu sprechen, aber er sagte, er wollte außer medizinischem Personal niemanden sehen.«
    Die Türen zum OP-Bereich öffneten sich, und Alex wich zurück, damit die Helfer einen Patienten auf einer Trage herausbringen konnten.
    »Wenn er das wünscht, schützen wir natürlich seine Privatsphäre«, fuhr Mary fort. »Ich muss aber etwas an die Presse weitergeben. Melden Sie sich bei mir, nachdem Sie ihn gesehen haben?«
    Alex hatte gerade Visite in der Chirurgie machen wollen, als Mary sie abfing. Jetzt versprach sie, Rücksprache mit Mary zu halten, und ging weiter.
    »Das hätte ich beinahe vergessen.« Mary war an der Treppe stehen geblieben. »Er verlangte ein Faxgerät. Ich erwiderte, ich müsste zuerst mit Ihnen Rücksprache halten. Es gibt dafür keine Vorschriften, und darum sollte der behandelnde Arzt entscheiden.«
    Alex fand, dass die Assistentin unglaublich erleichtert wirkte, als sie auf der Treppe verschwand. Allerdings hatte sie soeben alle Verantwortung für Chase Harrington von sich abgewälzt.
    Die Chirurgische Station befand sich auf derselben Etage wie die Operationssäle. Im Näherkommen hörte Alex eine Säge. Einige Handwerker bauten neben den Aufzügen des zweiten Stockwerks eine Tür ein, die vermutlich zum Dachgarten des neuen Flügels führte. Der Lärm war schrecklich, wenn auch unvermeidlich, und trug sicher zur Aufregung der Schwester bei, die sich auf Alex stürzte.
    Alle kannten Kay Applewhite. Die Schwester hasste nichts mehr als Störungen. Sie
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