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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten
Autoren: Jason Dark
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vielleicht stoppen. Im Laufen zog ich die Waffe, holte schon aus, als es passierte. Dicht vor dem Abgrund befand sich eine kleine Mulde. In sie rollte der Ghoul hinein.
    Nicht nur er, sondern auch der Rollstuhl bekam einen gewaltigen Stoß, den der Dämon nicht mehr abfangen konnte. Sein schwerer Körper wurde nach vorn gewuchtet, er bekam das Übergewicht, konnte sich im Rollstuhl nicht mehr halten und wurde hinausgeschleudert. Vor dem Gefährt krachte er zu Boden.
    Ich hörte sogar das platschende Geräusch, das entstand, als er mit der Erde Bekanntschaft machte. Der Rollstuhl kippte ebenfalls um, er verbeugte sich in Richtung Abgrund und bekam noch einen letzten Schub, der ihn über den Rand wuchtete, so daß das Gefährt vor meinen Augen in der Tiefe verschwand.
    Der Ghoul wollte ihm folgen.
    Schwer, quallig und schleimig war sein Körper. Er wand sich über den Boden. Es war ein unheimliches Bild, wie aus allen offenen Stellen seiner Kleidung die widerliche Masse quoll und eine helle Schleimspur auf dem Boden hinterließ.
    Den Kopf hatte er erhoben. Eine kugelige Form besaß der Schädel, aber mit dem Gesicht eines jungen Menschen und der glatten Haut eines Babys. Seinen Mund hatte er aufgerissen. Schleim tropfte über seine Lippen und klatschte zu Boden. Die hechelnden Laute, die er ausstieß, gingen mir unter die Haut.
    Er streckte seine Arme vor. Sie wurden lang, erinnerten an Gummi und erreichten schon den Rand der Klippe, als ich mein Kreuz auf ihn zuschleuderte. Den Dolch hatte ich wieder weggesteckt. Der Ghoul schrie schon, bevor ihn das Kreuz traf. Und seine Schreie übertönten sogar das Rauschen der Brandung. So stark war die Angst, die in ihm steckte.
    Wie am Spieß brüllte er seine Not und seine Angst hinaus. Blasen drangen aus seinem Maul, zerplatzten, und mein Kreuz hatte sich wie ein Messer in den wabbeligen Schleimkörper gebohrt. Dann wurde auch sein Schädel zerstört.
    Auf einmal explodierte er. Die einzelnen Stücke flogen mir entgegen: Schleimklumpen, Knorpel. Ich war zurückgegangen und zog den Kopf ein.
    Erst zehn Sekunden später ging ich wieder vor, blieb neben dem Ghoul stehen und schaute ihn mir an.
    Der Wind spielte mit meinen Haaren. Er fuhr auch in die Lache hinein, die aus der Kleidung quoll und sich allmählich ausbreitete, wobei sie noch kleine Wellen bildete. Der Ghoul würde austrocknen, das stand fest, um ihn brauchte ich mich nicht mehr zu kümmern. Ich nahm das Kreuz an mich, drehte mich um, wandte dem Wind meinen Rücken zu und ging davon…
    ***
    Die Frauen hatten sich ausnahmslos auf dem Friedhof versammelt. Sie umstanden eine Frau, die als Heldin gefeiert wurde und ziemlich erschöpft auf einem Stuhl hockte.
    Jemand gab ihr etwas zu trinken, und als man mich sah, machte man mir Platz.
    Ich schritt über den Totenacker und sah die Reste der Zombies. Ein schauriges Bild, das mir bewies, was wir alles geleistet hatten. Als die Horror-Oma mich sah, begann sie zu shahlen.
    »Mein Junge!« rief sie. »Du kommst allein zurück Kann ich davon ausgehen, daß du…«
    »Ja, es gibt keinen großen Vater mehr.«
    Auch die anderen Frauen hatten die Worte gehört. Sie freuten sich über den Erfolg aber sie konnten ihren Gefühlen keinen freien Lauf lassen, weil die Erinnerung noch zu frisch war.
    Was mit den Frauen geschah, konnte ich jetzt noch nicht sagen. Wahrscheinlich wurden sie in normalen Heimen untergebracht, aber darum würde sich bestimmt auch Lady Sarah kümmern.
    Zunächst einmal umarmte sie mich. Und dann flüsterte sie mir etwas ins Ohr, das sie sich vorgenommen hatte: »Sollte ich einmal alt werden, mein Junge, dann gehe ich überallhin. Nur nicht in ein Altersheim…«
    Ich konnte nicht mehr, ich mußte lachen. Und auch Sarah Goldwyn lachte. Den Grund kannten nur wir beide, deshalb wurden wir von den anderen auch verständnislos angestarrt…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 027 »Dämonenfalle Rom«
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