Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte sich Sarah Goldwyn die Geschichte auch vorgestellt. Sie wiederholte sich im Prinzip, nur gab es immer wieder andere Varianten. Die Zombies hatten hier die Gräber verlassen. Lange Zeit war nur vorbereitet worden. Aus dem Dunkel der Schreckensdimensionen stieg das Übel hervor, um über die Menschen herzufallen. All dies wußte Sarah Goldwyn. Ob es auch die anderen Frauen wußten, konnte man als fraglich bezeichnen. Zumindest mußten sie trotz des genossenen Alkohols mittlerweile bemerkt haben, daß es um ihr Leben schlecht bestellt war. Der Friedhof war für sie zu einer gefährlichen Falle geworden, und die Zombies trugen dafür Sorge, daß diese Falle auch zuschnappen konnte.
    Bisher hatte der Ghoul still dagesessen. Plötzlich bewegte er seinen Kopf. Er riß den Mund auf, das fast babyhaft helle Gesicht verzerrte sich, und er streckte seinen Arm aus, wobei ein schleimiger Fingerklumpen auf die Horror-Oma wies.
    Dabei beugte er sich vor, eine gläsern und schleimig wirkende Zunge drang aus dem Maul, und das dabei entstehende Schlürfgeräusch vernahmen alle Anwesenden.
    Verstanden hatte nur Blanche Everett die Aufforderung und sie begann sofort zu »übersetzen«.
    »Er will dich!« flüsterte sie. »Er will dich, Sarah Goldwyn, darauf kannst du dich verlassen!«
    Die Horror-Oma wollte etwas sagen, sie schwieg jedoch, denn sie begriff, daß sie kaum mehr entkommen konnte.
    Hinter ihr hatten die Zombies den Kreis enger gezogen, und vor ihr stand Blanche Everett, die John Sinclairs Beretta in der Hand hielt, am Kopf des Ghouls vorbeizielte und die Mündung auf Sarah Goldwyn richtete.
    »Du kannst wählen!« sagte sie. »Willst du herkommen, oder sollen dich die Zombies holen?«
    Lady Sarah drehte den Kopf und warfeinen Blick über die Schulter. Sie sah die schrecklichen Gestalten. Verwest, bedeckt mit Graberde, toten Augen, dennoch gierig und mit ausgestreckten Klauen. So wankten sie heran, knickten manchmal ein, fielen hin und rafften sich wieder auf.
    Stumm standen die anderen Frauen als Zuschauer da. Ihnen hatte es die Sprache verschlagen. Sie waren in eine Situation hineingerutscht, aus der sie wohl niemals wieder normal herauskommen konnten. Vielleicht wollten sie es auch nicht. Sicherlich gab es welche unter ihnen, die mit ihrem Leben längst abgeschlossen harten.
    »Das schaffen wir nie!« hauchte Carola Finley. »Diesmal hält die andere Seite alle Trümpfe fest!«
    »Versuchen Sie, sich zurückzuziehen«, gab die Horror-Oma ebenso leise zurück.
    »Und Sie?«
    »Kümmern Sie sich nicht um mich!«
    »Aber…« Die letzte Silbe war kaum über die Lippen der Frau gekommen, als sie vor Entsetzen erstarrte. Sehr nahe hatte sich ein Zombie hinter sie herangeschoben, den Arm gehoben und seine kalte Totenklaue auf ihre Schultern gelegt.
    Dieser Angriff war so unerwartet erfolgt, daß sich Carola Finley nicht rühren konnte. Das Blut wich aus ihrem Gesicht, der Schrei war auf den Lippen erstarrt, und nur Lady Sarah handelte.
    Nach dieser Berührung war kaum eine Sekunde vergangen, als die Horror-Oma ihre neue Freundin an der Hüfte packte und sie wuchtig vorschleuderte, so daß die Hand der Untoten von der Schulter rutschte und der Zombie die Bewegung nicht mehr abfangen konnte. Er kippte vornüber und blieb auf dem Bauch liegen.
    Carola Finley war nach vorn getaumelt. An einem Grabstein hielt sie sich fest, drehte den Kopf und wußte nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Ob auf den Zombie oder auf Lady Sarah.
    Sie blickte die Horror-Oma an.
    Diese hatte sich in Bewegung gesetzt. Zu den Zombies wollte sie nicht. Blanche Everett schaute diabolisch lächelnd zu, wie Sarah Goldwyn auf sie und den Ghoul zukam…
    ***
    Ich hatte es geschafft!
    Der verdammte Keller - schon mehr eine Rattenfalle - lag endlich hinter mir. Vom Gefühl her wäre ich gern vorgestürmt, doch der Verstand war dagegen. Ich mußte höllisch achtgeben, denn sehr leicht konnte ich in eine Falle laufen.
    Einen der Helfer hatte ich ausschalten können, ich dachte aber auch an den zweiten, der sich bestimmt in der Nähe herumtrieb. Um den Friedhof sehen zu können, mußte ich nach links schauen. Dort sah ich das bunte Licht der Lampions, das stets in Bewegung war, weil die Laternen vom Wind geschaukelt wurden. Ich konnte unter die Bäume sehen, wo die Schatten von dieser bunten Lichtfülle erhellt wurden. Und ich hörte Stimmen.
    Eine stach besonders hervor. Es war die der Heimleiterin. Sie redete auf die anderen ein, und es gab nur eine Person,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher