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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit
Autoren: Beth Fantaskey
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gelacht, weil mein
Prof mich dabei erwischt hat, wie ich mir einen halb nackten Italiener angesehen
habe, und jetzt ...«
    Ich hatte
das komische Gefühl, beobachtet zu werden, und als ich aufsah, stand Dr.
Prentiss in der Tür zu seinem Büro. Er hatte die Arme verschränkt und ich war
mir nicht sicher, ob er sich über mich lustig machte oder mich am liebsten
umbringen wollte. Wahrscheinlich beides. So sah mich irgendwie jeder am College
an.
    Er
entknotete seine Arme und winkte mich mit gekrümmtem Zeigefinger heran und ich
sagte noch schnell: »Hey, Jess, sorry, ich muss auflegen.«
    Sie seufzte
so laut, dass ich es wahrscheinlich auch ohne Telefon bis hierhin hätte hören
können, und sagte: »Ich sollte wohl auch besser gehen. Meine Freundin Ylenia
muss jeden Moment da sein.«
    Ich stand
auf und folgte Dr. Prentiss' scheußlicher Tweedjacke in sein Büro. »Okay, lass
uns später noch mal telefonieren.«
    »Min!«,
hörte ich Jess noch rufen. »Magst du nicht für eine Weile herkommen? Ich zahle
auch für alles –«
    Ich konnte
ihr nicht mehr antworten, denn ich war schon dabei, das Handy zuzuklappen, und
mein Hirn brauchte eine Sekunde zu lang, um meine Hand zu stoppen. Was hätte
ich auch sagen sollen? »Klar, Jess, ich schmeiß das Scheißcollege und häng
mit dir in Rumänien ab«?
    Aber als
Dr. Prentiss ein paar Minuten später seinen Bildschirm zu mir umdrehte, damit
ich die Noten in all meinen Kursen sehen konnte – wahrscheinlich das mieseste
Ergebnis in der Geschichte der Community-Colleges – dachte ich, dass Rumänien
vielleicht doch keine schlechte Idee war.
    »Du musst
dich mehr konzentrieren«, sagte Dr. Prentiss immer wieder.
    »Okay«,
murmelte ich abwesend, während ich an ihm vorbei auf ein großes eingerahmtes
Poster von dieser David-Michelangelo-Statue sah und dachte: Vielleicht entkomme
ich den nackten Italienern ja in Rumänien?
    Weil, ich kannte
zumindest einen halb nackten Italiener, der Rumänien nicht ausstehen konnte.
    Und als
mein Prof sagte: »Du weißt, dass du durchfallen wirst, Melinda, oder?«, nickte
ich nur und hörte kaum noch zu, denn auf einmal fiel mir wieder ein, was Jess
als Vorletztes gesagt hatte, und ich fühlte mich noch viel mehr wie ein
einsamer Loser.
    Ich kam
damit klar, dass Jess einen Ehemann hatte, der sie mir weggenommen hatte. Er
war ein Typ und er würde niemals meinen Platz einnehmen.
    Aber hatte
sie wirklich eine neue Freundin?

Kapitel 7
    Antanasia
    Ich
aktivierte die Tastensperre meines schwarzen Luxus-Vertu-Signature-Handys – Standardausstattung für Mitglieder der Vladescu-Adelsfamilie – und seufzte.
    Mindy hatte
meine verzweifelte Einladung bestimmt nicht mehr gehört, als sie ihr mit
Glitzersteinen übersätes rosa Handy zuklappte. Ich hatte das Handy so deutlich
vor Augen wie die hellbraunen Augen und das wellige kastanienbraune Haar
meiner besten Freundin. Oder vielleicht hatte Min auch gar keine Lust, die
Winterferien umgeben von Vampiren auf einer trostlosen Bergspitze zu verbringen,
weil das College-Leben mit lauter neuen Profs und »kritischem Denken« und halb
nackten Italienern so unglaublich aufregend war? Mal im Ernst, wer würde
da die Ferien an einem Ort verbringen wollen, wo es Hinrichtungen gab?
    Ich öffnete
die Tür ein wenig zu energisch und stolperte fast über ein Mädchen mit einem
Kopf voller schwarzer Locken, einem Mund, der etwas zu breit war, um im klassischen
Sinne als schön bezeichnet zu werden, und dunklen Augen, die halb hinter dicken
Brillengläsern verschwanden.
    Ein
Mädchen, das – abgesehen von der Brille – beinahe so aussah wie ich.

Kapitel 8
    Antanasia
    Ich habe
dir etwas Suppe
mitgebracht«, sagte Ylenia Dragomir und holte eine Thermoskanne aus dem
riesigen Stoffbeutel über ihrer Schulter – zumindest sah die Tasche an meiner
Cousine ziemlich groß aus. In Wirklichkeit war sie wahrscheinlich gerade mal
halb so groß wie Mindys Louis-Vuitton-Imitat mit dem unechten Leopardenfell.
»Danach geht es dir bestimmt schon viel besser.«
    »Danke.«
Ich nahm ihr den Behälter ab und war nicht sicher, ob ich ihr verraten sollte,
dass ich nicht wirklich krank war, wo wir doch Freunde waren. Aber Lucius sagte
immer: »Vertraue niemandem ...«
    »Probier
mal«, forderte sie mich auf, noch bevor ich entscheiden konnte, ob ich ihr die
Wahrheit gestehen sollte.
    Ich
schraubte den Deckel ab und ein seltsamer Geruch stieg mir in die Nase. Es
kostete mich alle Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. »Oh, das riecht
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