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Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Zeit.«
    Schlagartig hatte sich ihr die Frage aufgedrängt, was er abends denn wohl machte. Traf er sich mit einer Frau, hatte er eine feste Freundin? Darüber hatten die Mädchen schon auf etlichen Schlafpartys spekuliert. Allerdings hatte Shelley ihn in der Stadt noch nie mit jemandem zusammen gesehen.
    Einmal abends, als sie mit ihrer Familie im Wagonwheel Steakhouse zum Essen gewesen war, hatte er dort gesessen. Allein. Er hatte ihr höflich zugenickt, und sie wäre am liebsten gestorben. Was blieb ihr anderes übrig, als ihm mit hochrotem Kopf ihre Eltern vorzustellen? Daraufhin war er aufgestanden, um ihrem Vater freundlich die Hand zu schütteln. Nachdem sie einen Tisch zugewiesen bekommen hatten, musste ihr kleiner Bruder zu allem Überfluss auch noch sein Glas Milch umschütten. Dafür hätte sie ihn umbringen können! Als sie einen verstohlenen Blick zu Mr. Chapman riskierte, war sein Platz leer.
    »Okay. An welchen Tagen?«
    Er blinzelte in das trotz der Kälte helle Sonnenlicht. Sie wusste nicht so recht, ob seine Augen nun grau oder grün oder eine Mischung von beidem waren. Auf jeden Fall gefielen ihr die auffallend dichten, langen Wimpern, wenn er die Augen zusammenkniff. »Das entscheiden Sie.« Er lachte.
    »Also, am Donnerstag muss ich zu den Cheerleadern, weil wir am Freitag eine Veranstaltung haben.« So ein Schwachsinn! Er weiß doch genau, wann die Aufwärmspiele sind. »Und dienstags habe ich Klavierunterricht.
« Das interessiert ihn nicht die Bohne, Shelley! »Schätze, Montag und Mittwoch wären am besten.«
    »Prima«, lachte er. »Puh, ist das kalt hier draußen. Kommen Sie, gehen wir rein.«
    Um ein Haar wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert, da er sie unvermittelt am Ellbogen fasste und zur Eingangstür bugsierte. Sobald die schwere Eisenkonstruktion scheppernd hinter ihnen ins Schloss fiel, war sie einer Ohnmacht nahe. Ihr Arm brannte von seiner Berührung. Allerdings hatte sie ihren Freundinnen nie davon erzählt, sondern den Zwischenfall wie ein kostbares Geheimnis gehütet.
    Ab da bestimmten die Nachmittage, die sie mit ihm im Klassenzimmer verbrachte, ihr Leben. Sie quälte sich durch den Unterricht und fieberte regelrecht den Stunden entgegen, in denen sie für ihn tätig war. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ertappte sich dennoch dabei, wie sie durch die leeren Flure zu seinem Klassenraum rannte, wo sie völlig außer Puste ankam. Bisweilen war er gar nicht da, sondern hatte ihr einen Stapel Unterlagen mit seinen Anweisungen bereitgelegt. Dann ging sie die Arbeiten ihrer Klassenkameradinnen mit einer Sorgfalt durch, die sie selbst sich nie zugetraut hätte. Wenn er kam, brachte er ihr häufig eine Limonade mit.
    Einmal, als sie Fragebögen mit dem roten Filzschreiber korrigierte, den er ihr gegeben hatte, stand er von seinem Schreibtisch auf, wo er sich durch eine kaum leserliche Klausur quälte. Er hob die Arme und zog sich den Pullover mit dem V-Ausschnitt über den Kopf. »Wenn Sie mich fragen, ist es hier drin viel zu heiß.
Diese Schule sollte ruhig auch einen kleinen Beitrag zum Energiesparen leisten.«
    Seinerzeit konnte sie ihn in seinem Umweltbewusstsein nicht einmal bestärken – sie war schlichtweg sprachlos gewesen. Er verschränkte die Finger, drehte die Handflächen nach außen und dehnte sich mit hochgereckten Armen. Fasziniert beobachtete sie das Muskelspiel unter seinem weichen Baumwoll-Shirt. Er atmete tief durch, ließ die Arme wieder sinken und rollte lockernd die Schulterblätter.
    Shelley fiel vor Schreck der Stift aus der Hand. Sie hatte das Gefühl, dahinzuschmelzen wie Eiskristalle in der Sonne. Ihr war plötzlich glutheiß, und das lag bestimmt nicht an dem überhitzten Raum.
    An diesem Tag hatte sie das Klassenzimmer ziemlich überstürzt verlassen. Einerseits war sie gern mit ihm zusammen, andererseits signalisierten ihre sämtlichen Instinkte Flucht . Trotzdem konnte sie dem Tumult ihrer Gefühle, der in ihr tobte, nicht entfliehen. Es war alles so neu und verwirrend und völlig anders als sämtliche Flirterfahrungen, die sie bis dahin gesammelt hatte. Sie konnte es sich selber nicht erklären. Erst Jahre später, älter und reifer geworden, begriff sie, was sie an jenem Nachmittag empfunden haben musste: Begehren.
    Während jener Zeit im Spätherbst hatte er sich ihr gegenüber immer freundlich und zuvorkommend verhalten. Wenn ihr Freund sie nach dem Fussballtraining abholte, um sie mit seinem schrottreifen Cougar nach Hause
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