Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
zu fahren, rief Mr. Chapman ihnen aufgeräumt nach: »Viel Spaß noch, ihr beiden!«
    »Vor der nächsten Veranstaltung möchte ich Sie bitten,
die ersten drei Kapitel im Lehrbuch durchzulesen. Es ist zwar todlangweilig, ich weiß, aber es liefert Ihnen gute Hintergrundinformationen.«
    Chapmans Anmerkung riss Shelley aus ihrer Träumerei. Eine Hüfte lässig an die Pultkante gelehnt, wirkte er verdammt sexy. Shelley war sich darüber im Klaren, dass die anderen Studentinnen seine erotische Ausstrahlung genauso wahrnahmen wie sie. Eine Frau musste schon blind sein oder Tomaten auf den Augen haben, wenn sie so etwas nicht mitbekam. Und richtig, als sie heimlich den Blick schweifen ließ, sah sie keine, für die das auch nur annähernd zugetroffen hätte.
    Stattdessen bemerkte sie, dass ihre Kommilitoninnen höchstens Anfang zwanzig waren. Registrierte hohe, spitze Brüste, die aufreizend ungebändigt unter T-Shirts wippten, und schlanke, wohl geformte Schenkel in knallengen Designer-Jeans. Betont nachlässig frisierte Mähnen in allen erdenklichen Braun-, Rot- und Blondtönen. Verglichen damit fühlte sie sich alt und unscheinbar.
    Was du ja auch bist, Shelley, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie trug einen preiselbeerfarbenen Kaschmirpullover und darunter natürlich einen BH. Dazu einen schmalen, grauen Schurwollrock und eine farblich abgestimmte, dezent gemusterte Strumpfhose. Sie stand nun mal auf edle Naturmaterialien und hüllte sich nicht in irgendwelche Kunstfaser-Fummel.
    Mit sechsundzwanzig war sie die Zweitälteste ihres Semesters. Ganz vorn, in der ersten Reihe, saß noch ein seriöser, grauhaariger Herr. Er machte sich fleißig Notizen, während der junge Mann mit dem Cowboyhut neben Shelley die ganze Stunde hindurch friedlich vor sich hin gedöst hatte.
    Als die Glocke zum Pausenbeginn läutete, verabschiedete sich Mr. Chapman. »Ach ja, Mrs. Robins, könnten Sie bitte kurz bei mir vorbeikommen?«
    Die Geschichte wiederholte sich.
    Es fehlte nicht viel, und Shelley hätte die Bücher fallen lassen, die sie im Arm trug. Gottlob waren die Seminarteilnehmer nicht so neugierig wie ihre Klassenkameradinnen an der Poshman Valley. Etwa vierzig Mitstudenten strömten aus dem Seminarraum, die meisten von ihnen erpicht auf den ersten Nikotinschub nach über einer Stunde.
    Mit gesenktem Kopf schob sie sich an den vielen Tischen vorbei, die – anders als an ihrer früheren Schule – relativ unorganisiert im Raum verteilt standen. Aus dem Augenwinkel gewahrte sie, wie der letzte Student hinauslief. Abwesend zog er die Tür hinter sich zu. Und Shelley bekämpfte den heftigen Impuls, ihm nachzurufen, er möge sie doch bitte offen lassen.
    Kurz vor seinem Pult hob sie unbehaglich die von einem dichten, dunklen Wimpernkranz umrahmten Lider und hatte nach zehn Jahren erstmals wieder direkten Blickkontakt mit Grant Chapman.
    »Hallo, Shelley.«
    Sie stöhnte auf. Zumindest fühlte es sich so an, als ob ein leises Stöhnen in ihrer Kehle aufstieg. Sie konnte nur hoffen, dass sie es noch rechtzeitig unterdrückt hatte. »Hallo, Mr. Chapman.«
    Er räusperte sich so geräuschvoll, als hätte er einen Frosch verschluckt. Um seine sinnlich vollen Lippen spielte ein feines Lächeln, seine Augen glitten wie tastend über ihr Gesicht. Inspizierten ihr Haar, den seltsam verletzlichen Blick, die schmale Nase, ihren Mund.
Eine lange Weile klebte er an ihren Lippen, bis Shelley sie nervös mit der Zunge befeuchtete und sich dafür insgeheim hätte ohrfeigen mögen.
    Es war so unnatürlich still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Er hatte sich von dem Pult abgestoßen und stand jetzt direkt vor ihr. Stattlich, hoch gewachsen, ein Baum von einem Mann. Nicht die Spur einschüchternd, sondern eher wie der große Beschützer.
    »Ich … ich hätte nie gedacht, dass Sie mich wiedererkennen.«
    »Ich wusste gleich zu Beginn des Semesters, wer Sie sind.« Seine Stimme klang sonderbar rau in Shelleys Ohren. In den Vorlesungen fehlte der vertrauliche Unterton, der sie jetzt völlig aus dem Konzept brachte. »Ich hab mich schon gefragt, ob Sie mich das ganze Semester mit Verachtung strafen wollen.«
    Ein spöttischer kleiner Seitenhieb, und zehn Jahre Frausein waren mit einem Mal verpufft. Unvermittelt fand sie sich wieder naiv und unbedarft wie an der Highschool.
    »Ich … ich war mir nicht sicher, ob Sie sich noch an mich erinnern würden. Deshalb bin ich nicht auf Sie zugegangen. Sonst hätte ich Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher