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Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Nachdem er ihnen einen Platz gesichert hatte, beugte er sich über den Tisch und flüsterte ihr theatralisch zu: »Hoffentlich muss ich mich nicht ausweisen.« Auf ihr verständnisloses Stirnrunzeln erklärte er: »Wenn man die dreißig überschritten hat, wird man hier bestimmt schief angesehen.« Als sie seine Äußerung mit einem halb triumphierenden, halb mitfühlenden Auflachen quittierte, schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Meine Güte, Sie sind nicht mal dreißig, stimmt’s? Allmählich fühle ich mich wirklich wie ein zerstreuter, weißhaariger Professor.«
    Als einer der Kellner im Eiltempo an ihrem Tisch vorbeisteuerte, rief Grant ihm zu: »Zwei Kaffee.«
    »Mit Milch?«, fragte der Kellner im Vorbeilaufen über seine Schulter hinweg.
    »Milch?«, wollte Grant von ihr wissen. Shelley nickte.
    »Ja, zwei Mal«, brüllte er dem Kellner hinterher. »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, waren Sie bestimmt noch nicht alt genug für Kaffee, stimmt’s?«, meinte er dann scherzhaft zu ihr.
    Shelley hatte ihm gar nicht richtig zugehört und nickte nur mechanisch. Sie hatte Mühe, ihn nicht pausenlos anzustarren. Seine Haare waren vom Wind lässig zerzaust. Der weit offen stehende Hemdkragen zog ihren Blick magisch an. Daryl Robins hatte sich für den personifizierten Superman gehalten, dabei waren auf seiner Brust nur ein paar mickrige blonde Haare gesprossen. Auf Grants gebräunter Haut wucherte dagegen ein wahrer Urwald. Es juckte ihr in den Fingern, zärtlich über das dunkle Gewirr zu streicheln. Betroffen schaute sie weg.
    Ein Blick durch den Raum bestätigte ihre heimliche Befürchtung. Die anderen Studentinnen taxierten Grant mit dem freizügigen Interesse moderner, sexuell emanzipierter Frauen. Für Shelley hatten sie nur kühle Missbilligung übrig. Grant Chapman war an der Uni ein Star von zweifelhafter Berühmtheit, mit einem notorischen Ruf, der Frauenherzen schwach werden ließ. Bei ihrem Eintreffen hatte Shelley versucht, den ganzen Wirbel um seine Person zu ignorieren. Auf Dauer nervten die neugierigen Blicke jedoch, die unablässig auf sie gerichtet waren.
    »Man gewöhnt sich daran«, murmelte er nach einer Weile.
    »Meinen Sie?«
    »Nun ja, Sie lernen zumindest, damit zu leben und locker darüber hinwegzugehen.« Gedankenvoll drehte er den Glasaschenbecher auf der lackierten Tischplatte. »Das ist die notwendige Folge, wenn man sein Gesicht über Monate jeden Tag in den Zeitungen abgedruckt sieht. Ob man nun der Gute oder der Böse ist, Täter oder Opfer, schuldig oder unschuldig, spielt dabei keine Rolle. Man wird quasi zur öffentlichen Person und hat kein Privatleben mehr.«
    Shelley schwieg, bis der gestresste Ober ihnen den Kaffee serviert hatte. Während sie Milch in ihre Tasse goss, meinte sie nachdenklich: »Mit der Zeit gibt sich das bestimmt wieder. Dass Sie ab dem Wintersemester an dieser Uni unterrichten, ging schon im letzten Frühjahr überall rund. Aber wenn Sie erst mal eine Weile hier sind, legt sich der ganze Rummel um Ihre Person sicher.«
    »Meine Vorlesungen waren ruckzuck überfüllt. Das finde ich nicht unbedingt schmeichelhaft. Ich wette, die meisten Studenten, die sich bei mir eingeschrieben haben, sind bloß neugierig. Der Cowboy neben Ihnen beispielsweise hat das gesamte Seminar heute verpennt.«
    Sie lächelte, irgendwie erleichtert, dass die Anspannung aus seinen Zügen gewichen war. »Vermutlich konnte er Ihren Ausführungen sowieso nicht folgen.«
    Grant erwiderte ihr Lächeln und wurde ernst. »Warum besuchen Sie eigentlich meine Vorlesung, Shelley?« Dabei fixierte er sie so intensiv, dass ihr Gesicht unwillkürlich die Farbe einer reifen Erdbeere annahm.
    Verlegen spähte sie in ihre Kaffeetasse. Um die verräterische
Gesprächspause zu überspielen, sagte sie leichthin: »Na, weil ich den Schein brauche.«
    Er ging über ihre beiläufige Bemerkung hinweg. »Gehören Sie etwa auch zu der Gattung informationshungriger Wahrheitssucher? Wollten Sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen, was für ein skrupelloser und berechnender Typ ich bin?«
    »Nein«, wehrte sie sich matt. »Natürlich nicht. Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Oder einfach sehen, ob ich Sie noch wiedererkenne?« Die Unterarme auf die Tischplatte gestützt, hatte er sich dicht zu ihr vorgebeugt. Die Distanz zwischen ihnen war merklich geschrumpft, aber statt sich zurückzulehnen, verspürte Shelley einen unwiderstehlichen Impuls, ihm noch näher zu rücken.
    »Ich…
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