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Ein Konkurrent zum Kuessen

Ein Konkurrent zum Kuessen

Titel: Ein Konkurrent zum Kuessen
Autoren: Nicola Marsh
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weiß bis heute nicht, ob er Mum wirklich geliebt hat oder sie für ihn nur Mittel zum Zweck war. Aber eins ist klar: Sie hat ihn vergöttert, und er hat ihre Freunde um Millionenbeträge betrogen.“
    „Wie ist sie damit fertig geworden?“ Ruby wollte ihn nicht zu sehr mit Fragen bedrängen und möglicherweise alte Wunden neu aufreißen. Doch sie hatte sich Jax noch nie so nahe gefühlt wie in diesem Moment, als er sich ihr anvertraute und von seiner Vergangenheit erzählte.
    „Als er ins Gefängnis kam, ging das Gerücht um, es habe einen Komplizen gegeben.“ Als sich unverhohlener Schmerz auf sein Gesicht legte, strich Ruby ihm tröstend über die Wange.
    „Es gab umfangreiche Untersuchungen, aber die Polizei fand keine Beweise dafür, dass Mum mit in die Sache verwickelt war.“ Angewidert schüttelte er den Kopf. „Dass sie sich kurz darauf abgesetzt hat, beweist meiner Ansicht nach aber, dass sie mit ihm unter einer Decke steckte. Ihre Freunde haben ihnen vertraut. Und die beiden haben sie skrupellos ausgenommen!“
    „Und dein Vertrauen haben sie bestimmt auch zerstört.“
    Als Jax den Blick abwandte, tat sein trostloser Gesichtsausdruck Ruby unendlich weh. „Dad hat alles zerstört. Nachdem er ins Gefängnis gekommen war, konnte ich in dieser Stadt nicht mehr arbeiten – einfach wegen meines Nachnamens.“
    „Darum bist du also weggegangen.“
    Er nickte. „Und ich habe nie zurückgeblickt. Mums Mutter hatte schon immer geahnt, was für ein mieser Typ Denver war. Also hat sie die Mine mir vererbt. Und ich bin nach Western Australia gegangen, um zu beweisen, was in mir steckt.“
    Und dabei hätte er mich fast ruiniert, dachte Ruby. Aber das war lange vorbei. Nun würden sie weiter zusammenwachsen. „Hast du ihn nie besucht?“, fragte sie.
    Ungläubig sah Jax sie an. „Nein. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“
    „Jetzt steht bald das Berufungsverfahren an, stimmt’s?“ Sie legte eine Hand auf seine.
    Die Furche zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich. „Ja. Und mich rufen ständig Reporter auf der Jagd nach einer Insidergeschichte an.“
    „Wäre es nicht vielleicht gut, doch mit ihnen zu sprechen? Oder deinen Vater zu besuchen – um die Dämonen der Vergangenheit zu vertreiben?“
    Jax sah sie an, als hätte sie ihm vorgeschlagen, ins Gefängnis einzubrechen und seinen Vater zu befreien. „Warum, um alles in der Welt, sollte ich ihn besuchen?“
    Als Ruby sah, wie gequält er den Mund verzog, hätte sie ihn am liebsten in Ruhe gelassen und das Thema gewechselt. Doch eine echte Beziehung musste über das Körperliche hinausgehen, und Jax musste ihr einfach sein Inneres öffnen.
    „Weil er nun einmal dein Vater ist. Und weil du selbst gesagt hast, dass ihr ein tolles Verhältnis zueinander hattet, bis er ins Gefängnis kam.“ Sie atmete tief ein und fügte hinzu: „Und weil du so vielleicht endlich diese Wut loswirst, die dich innerlich auffrisst.“
    „Du weißt rein gar nichts über mich.“ Starr blickte Jax ins Leere.
    „Doch.“ Ruby verschränkte die Finger mit seinen. „Ich weiß, dass du ein toller Mensch bist – und dass es sich einfach nicht lohnt, wenn man sich wegen der Vergangenheit das Leben schwer macht. Vielleicht würdest du, wenn du einfach mit ihm redest …“
    „Nein.“ Abrupt entzog Jax ihr seine Hand und stand auf.
    „Jax …“
    „Ich gehe duschen.“ Als er aus dem Zimmer ging, klaffte ein größerer Abgrund zwischen ihnen als je zuvor.
    Ruby tat das Einzige, was eine verliebte Frau in dieser Situation tun konnte: Sie ging ihm nach.
    Jax trat unter die Dusche und wünschte, der heiße Wasserschwall könne all die Wut, die Bitterkeit und das Bedauern wegwaschen, die sich in seine Seele fraßen.
    Er bedauerte, dass er seinen Vater nicht vor Jahren zur Rede gestellt hatte, seine Mutter nicht von einem Privatdetektiv hatte aufspüren lassen – und dass er gegenüber Ruby mit seiner ganzen erbärmlichen Geschichte herausgeplatzt war. Dabei hatte das hier doch ein romantisches Wochenende werden sollen. Und er hatte es total vermasselt.
    Es gab nur eine Sache, die er noch mehr hasste als den Gedanken an seinen Vater: Mitleid. Und genau das hatten Rubys wunderschöne Augen ausgedrückt. Wütend schlug er mit der Faust gegen die Wand. Doch auch der Schmerz konnte ihn nicht von seiner demütigenden Vergangenheit ablenken.
    In den Zwanzigern hatte er sich mit Alkohol und unzähligen Affären getröstet, bis er eine neue Möglichkeit gefunden
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