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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Arnold Küsters
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werden.
    »Schlimme Sache. Ist er tot?« Der Wirt des Gasthofes zog einen Stuhl heran und setzte sich ungefragt zu Robert Mayr.
    »Wen meinen Sie mit ›er‹?«
    »Na, Ernst Büschgens.«
    »Wir können noch nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob es sich bei dem Toten um diesen Herrn Büschgens handelt. Das wird die Obduktion ergeben. Kennen Sie Ernst Büschgens?« Dieser Unternehmer schien ein bekannter Mann in Moosbach zu sein. Robert Mayr schnitt sorgsam ein Brötchen auf. Die hausgemachte Blutwurst auf dem Teller sieht ziemlich fettig aus, dachte Mayr, aber für diesen Morgen war sie genau das Richtige. Sie würde er sich bis zum Schluss aufheben.
    »Na ja, ich weiß nur, dass er den Hof gekauft hat und umbauen wollte. Und das, was die Leut’ so reden. Was man im Dorf halt verzählt.«
    »Dorftratsch?«
    »Ja, ja, das Übliche halt.«
    »Und was ist das ›Übliche‹?« Der Kaffee schmeckte kräftig.
    »Der alte Hof hat lange leer gestanden. Büschgens hat ihn vor einem halben Jahr gekauft. Da hieß es gleich, er tät ihn abreißen lassen und neu aufbauen. Dabei ist das Haus doch mehr als 200   Jahre alt gewesen. Das reißt man doch nicht ab.«
    »Und? Abgerissen hat er es ja anscheinend nicht.«
    »Trotzdem, die Leut’ haben ihn nicht gemocht. Was will ein Preuße in Moosbach?«
    »Hat er sich auffällig benommen?«
    »Nein.«
    »Dann gab es keinen Grund für diese Ablehnung?«
    »Er war eben ein Fremder, noch dazu ein Preuße. Das hat viele im Dorf gestört. Auch wenn sie’s nicht offen ausgesprochen haben. Das wäre schlecht fürs Geschäft. Viele leben nämlich mittlerweile ganz gut von den Touristen.«
    »Und Sie?«
    »Na ja, ich kann auch nicht klagen.«
    »Das meine ich nicht.« Mayr betrachtete mit Genuss die goldgelbe Butter und die dicke Scheibe Bergkäse auf seiner Semmel. So was gab’s in ihrer Kantine drunten in Kempten nicht. Auch ein Grund, warum er lieber mit Martina frühstückte, wenn sie nicht gerade mit ihren Freundinnen in aller Herrgottsfrühe zum Walken verabredet war. Martina kannte die besten Adressen für Bergkäse. Sie war Expertin, denn sie hatte das Käsen von ihrer Mutter gelernt. Martina war sowieso Expertin in allen Lebensfragen. Er dachte für einen Augenblick an ihre hellen blauen Augen, die so klug und so schelmisch und so zärtlich schauen konnten.
    »Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Ich habe mich gefreut, dass das alte Haus nicht einfach so verschwindet. Schließlich gehört es zum Dorfbild. Außerdem ist Büschgens oft zum Essen hergekommen. Da hat er immer gesessen, mit seiner Freundin. Da, wo Sie jetzt hocken. Und unser Meckatzer Zwickel hat er gerne gemocht, genau wie die Kässpatzen, die Knödel und die Schupfnudeln mit Kraut. Herr Mader, hat er immer gesagt, Ihre Knödel sie ja schon 1a, aber Ihre Schupfnudeln sind ein Gedicht.« Der Wirt faltete zufrieden die Hände über seinem Bauch und lehnte sich zurück.
    »Wann war er das letzte Mal bei Ihnen?«
    »Gestern Abend. Da hat er gesessen. Wie immer.« Martin Mader zeigte auf Mayrs Platz und machte ein bekümmertes Gesicht. »Gewohnt hat er in einer kleinen Kammer auf dem Hof. Er hat ja oft am Haus gearbeitet. Mindestens alle sechs Wochen war er hier. Wenn man bedenkt, dass er 600   Kilometer fahren musste. Einfache Strecke! Manchmal ist er auch bis Memmingen geflogen und dann mit Bahn und Bus heraufgekommen. – Was für ein Unfug.« Der Wirt horchte seinen eigenen Worten nach.
    »War seine Freundin gestern auch dabei?«
    »Nein, die ist in Mönchengladbach, nein, in Düsseldorf geblieben, hat er erzählt. Weil sie sich um ihre kranke Tante kümmern wollte.«
    »Kennen Sie den Namen der Frau?« Robert Mayr musste sich beherrschen, um vor Wohlbehagen nicht laut zu schmatzen.
    »Nein, doch, warten Sie, Marie-Schatz hat er sie immer genannt. Er war ziemlich verliebt.«
    »Und sonst war niemand auf dem Hof?«
    »Seit die Erben ihn verkauft haben, ist keiner von ihnen mehr hier gewesen. Sie wohnen irgendwo bei Memmingen, glaube ich.«
    »Wenn jemand aus dem Dorf wegzieht, weiß man doch, wo er wohnt, oder?«
    »Uns hat das nicht interessiert, wir waren froh, dass die beiden Brüder weg waren. Die haben nie dahergepasst, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Nein.«
    »Sie hatten den Hof auch nur geerbt und nicht lange dort gewohnt. Ursprünglich kamen sie aus der Gegend von Ottobeuren, haben immer so neureich getan, hatten die Nase weit oben. Aber wenn sie betrunken waren, haben sie gerauft.«
    »Hat es
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