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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Arnold Küsters
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Schwierigkeiten gegeben beim Verkauf, Streit mit Nachbarn vielleicht? Haben Sie irgendwas mitbekommen?«
    Martin Mader strich bedächtig mit seiner breiten Hand über das karierte Tischtuch und legte den Kopf schief, als ob er seine Antwort abwägen wollte. Er entschied sich, nichts zu sagen.
    »Also hat es Streit gegeben.«
    Der Gastwirt sah auf die Wanduhr neben der Tür und stand unvermittelt auf. »Der Heimatverein hat das Haus auch kaufen wollen, und einer aus Rettenberg. Aber die haben nicht genug geboten.«
    »Bleiben Sie doch noch ein wenig. Das Frühstück ist übrigens wirklich ausgezeichnet.« Robert Mayr sah ebenfalls zur Uhr. »Die Kollegen von der Spurensicherung werden mittlerweile mit ihrer Arbeit angefangen haben.«
    Martin Mader blieb stehen. »Soll ich Ihnen noch Brot bringen oder Kaffee? Sie essen ja kaum etwas. Mögen Sie keine Blutwurst? Ist frisch vom Höbel, drunten in Sulzberg.«
    »Ernst Büschgens hatte also, sagen wir es vorsichtig, keinen leichten Start in Moosbach.« Er griff zur Blutwurst. Sie würde ihm auch ohne Semmel schmecken.
    »Stimmt.«
    Eine halbe Stunde später stand Robert Mayr am Seeufer. In einiger Entfernung sah er ein einzelnes Boot über das Wasser gleiten. Das gleichmäßige Eintauchen der Ruderblätter hatte etwas Zuverlässiges. Der Kommissar erinnerte sich: Der See war ein künstlich angelegter Trinkwasserspeicher. Mehrere Häuser waren damals in den Fluten versunken. Aber mittlerweile war der Rottachsee ein beliebtes Ausflugsziel für das gesamte Allgäu. Selbst aus München kamen sie herauf.
    Mayr wandte seinen Blick ab. Der Hof und der Preuße. Die Faktenlage war ausgesprochen dünn. Er hatte noch nicht viel. Eigentlich nichts, dachte er. Ein uraltes Bauernhaus geht in Flammen auf, der neue Besitzer hängt an einem Balken. Der Tote konnte Ernst Büschgens sein. Selbstmord bei Gewitter. Eine unpassendere Gelegenheit hätte er sich nicht aussuchen können. Oder hatte das Gewitter die Todessehnsucht erst ausgelöst? Gab es ja. Warum hatte der Mann sich das Leben genommen? Weil er psychisch krank war? Weil seine Freundin ihn verlassen wollte? Weil er finanzielle Schwierigkeiten hatte? Weil er erpresst wurde? Weil ihn der Denkmalschutz zur Verzweifelung gebracht hatte? Der Tote konnte natürlich auch ein Mordopfer sein. Opfer eines Raubmordes vielleicht.
    Robert Mayr atmete wie ein Jogger tief ein und aus. Die frische Luft und die Ruhe taten ihm gut. Moosbach war ein verdammt schöner Ort zum Leben. Aber auch ein verdammt normaler Ort zum Sterben. Langsam ging er zu seinem Wagen zurück.

V.
    »Seid’s ihr sicher?« Robert Mayr klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und versuchte gleichzeitig, sich im Sitzen einen Schuh zu binden. »Was? Ich versteh nicht!« Mayr ächzte leise, denn Telefonieren und dabei Schnürsenkelentknoten, gehörten für ihn für gewöhnlich nicht zusammen. Er hatte nicht bedacht, dass ihm bei der ungewohnten Leibesübung nicht nur das Telefon, sondern auch sein Bauch im Weg war. Wobei Martina statt vom Bauch gerne auch von seiner erweiterten »erotischen Nutzfläche« sprach.
    »Was? Nein, mir ist nicht schlecht. Mir geht’s gut. So, ja.« Robert Mayr richtete sich auf. Seine Augen schmerzten. Das Blut war ihm in den Kopf geschossen.
    Er nahm das Telefon wieder in die Hand. »Also, Kollege, ich fasse zusammen: Ernst Büschgens hat bisher unauffällig in Mönchengladbach gelebt und in diesem, diesem, also in diesem Nordpark ein Maklerbüro betrieben. Nordpark – sagt mir nix, wo ist das genau? Aha, im Westen. Nein, sagt mir immer noch nichts. Borussia? Aha.«
    Robert Mayr zuckte mit den Schultern und suchte Papier und Kugelschreiber, um mitzuschreiben, was die Mönchengladbacher Kollegen bisher ermittelt hatten: Der 52   Jahre alte Büschgens war kinderlos, seit zwei Jahren Witwer, hatte eine 37   Jahre alte Freundin, mit der er aber nicht zusammenlebte, war seit 25   Jahren im Immobiliengeschäft, saß im Stadtrat und hatte entscheidend dazu beigetragen, dass dieser Nordpark mehr und mehr zum Dienstleistungs- und Szenequartier wurde. Büschgens Freundin hatte einen Job an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Die Wissenschaftlerin war in ihrer Oberkasseler Wohnung mit einem Weinkrampf zusammengebrochen, als sie vom Tod ihres Freundes erfuhr.
    Offenbar hatte Büschgens sich mit ihr in Moosbach zur Ruhe setzen wollen. Sie wären zusammen in das alte Haus gezogen. Ob Büschgens in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt
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