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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Arnold Küsters
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Volksstamm. Und jetzt war einer von denen tot.
    Mitten im Ort war ein altes Bauernhaus in Flammen aufgegangen. Es war das älteste Haus im Dorf gewesen, ganz aus Holz. Für das Allgäu ein unschätzbares Baudenkmal, hatte ihm einer der Schaulustigen aufgeregt und empört zugerufen.
    Als Erstes hatte der Kommissar aus Kempten den Brandort an der Alten Dorfstraße weiträumig absperren lassen. Die Maßnahmen der vor ihm eingetroffenen Streifenwagenbesatzung waren ihm nicht ausreichend erschienen. Erst dann hatte er sich den Toten zeigen lassen. Die Wehrleute hatten den Mann im Untergeschoss gefunden. An einem Strick. Der Körper war nicht vollständig verbrannt gewesen. Und man hatte die Leiche gerade noch rechtzeitig bergen können, bevor die Außenwände aus jahrhundertealten Balken in sich zusammengestürzt waren. Die Feuerwehr hatte den Körper abseits der Trümmer abgelegt und eine Löschdecke darübergebreitet.
    Robert Mayr hatte im Schein der nur noch spärlich aufflackernden Flammen und zuckenden Blaulichter nicht viel erkennen können. Der feuerwehreigene Lichtmast schien ausgeliehen oder kaputt zu sein. Der Kriminalhauptkommissar hatte nicht viel mehr tun können, als den Fortgang der Löscharbeiten zu beobachten sowie Spurensicherung und Gerichtsmedizin zu informieren.
    Robert Mayr seufzte. Er hätte gerne noch länger das sanfte Panorama betrachtet, das sich jenseits der barocken Kirche St.   Johannes auf der anderen Seeseite vor ihm ausbreitete. Aber er musste etwas über diesen Ernst Büschgens erfahren. Falls es sich bei der Leiche tatsächlich um den Unternehmer aus Mönchengladbach handelte. Außerdem hatte Mayr Hunger.
    Der Ermittler verließ den kleinen Friedhof und ging am Kriegerdenkmal vorbei die schmale steile Straße hinauf, die in Höhe des Gasthofs Zum Kreuz auf die Dorfstraße stieß. Kurz entschlossen drückte er gegen die Eingangstür. Sie war nicht abgeschlossen. Für einen Augenblick blieb er im Flur stehen, seine Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen.
    »Servus.«
    Robert Mayr drehte sich zu der Stimme hin. In der Tür zum Gastraum stand ein kleiner dunkelhaariger Mann, dessen rundliche Figur in einem kurzärmeligen Hemd und einer speckigen Lederhose steckte. An den Füßen trug er graue Wollsocken und Pantoffeln, die mit Kuhfell besetzt waren. Der Mann bemerkte den neugierigen Blick des Kommissars.
    »Das sind zum Arbeiten die bequemsten. Bei der Hin- und Herlauferei jeden Tag.«
    »Sind Sie der Wirt?«
    »Ja, freilich.« Das runde offene Gesicht des Kreuz-Wirtes hatte etwas Vertrautes. Seine kleinen dunklen Augen blitzten freundlich, in den Augenwinkeln saßen tiefe Lachfalten.
    »Kann ich bei Ihnen frühstücken? Oder sind Sie nicht auf Frühstücksgäste eingerichtet?«
    Der Wirt zögerte kaum merklich und nickte dann. »Freilich. Kein Problem. Ich bring Ihnen Brot, Wurst und an Käs.« Mit einem für seine Statur erstaunlichen, dafür aber umso eleganteren Hüftschwung umrundete der Wirt den Ermittler und verschwand in der angrenzenden Küche.
    Robert Mayr blieb einen Augenblick verdutzt im Halbdunkel stehen und betrat dann die kleine Gaststube. Gleich neben der Tür stand die kompakte Theke. Davor ein wuchtiger Stammtisch, der mit seinem hellen Holz nicht recht zum übrigen Mobiliar passen wollte. Links vom Eingang hing der Fächerkasten des örtlichen Sparvereins.
    Der Kriminalhauptkommissar durchquerte die Stube und setzte sich an den Tisch im Herrgottswinkel. Der Wirt musste ein Faible für König Ludwig II. haben, denn von seinem Platz über der alten halbhohen Holzvertäfelung hinter ihm übersah der tragische Bayernregent würdevoll die einfachen Tische der kleinen Gaststube. Neben dem »Kini« hingen gerahmte Fotos einer Trachtengruppe und eines Fußballvereins. Auf einem anderen war der Wirt mit lachenden Motorradfahrern zu sehen. Ihre selbstverständlich wirkende Nähe zum Regenten zeugte vom pragmatischen Umgang des gastgebenden Untertans mit dem Andenken an seine Majestät.
    »Ein Feriengast sind Sie nicht, oder? Sie sind wegen des Feuers da.« Der Wirt trug mit kleinen schnellen Schritten ein Tablett mit dem bestellten Frühstück an Mayrs Tisch und deckte ebenso bestimmt ein, wie er seine Beobachtung präsentiert hatte.
    »Das stimmt. Ich bin der zuständige Ermittler.«
    Der Kommissar betrachtete den Brötchenkorb und die ausladende Platte mit Wurst und Käse. Sein Magen begann augenblicklich zu knurren. Es würde ein ordentliches Frühstück
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