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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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Geburtstag schon hinter sich hat. Er hat die verwegene Ausstrahlung eines Mannes, der auf drei gescheiterte Ehen zurückblicken kann und nun ein überzeugter Single ist, und nutzt das glamouröse Flair, das sein Beruf mit sich bringt, voll aus. Ich kann nur hoffen, dass er nicht auch die Mädchen ausnutzt, denen er Flugunterricht gibt, doch wenn ich seine bisherigen Erfolge bei Frauen betrachte, möchte ich darauf lieber nicht wetten.
    Ehefrau Nummer drei, Mary-Lyn, war nämlich eine ehemalige Flugschülerin, obwohl sie ihren Schein nie bekam und, soviel ich weiß, noch nicht mal einen Alleinflug machte. Sie hatte eigentlich nur Interesse am Fliegen, wenn Ritchie auf dem Sitz neben ihr saß und ihr vermutlich einredete, wie toll sie sich doch anstellte, während er alle schwierigen Manöver selbst flog. Als sie erst mal einen Verlobungsring am Finger hatte, einen Klunker, der ihn ein Jahresgehalt gekostet haben musste, tröpfelten die Stunden nur noch dahin und versiegten schließlich ganz, nachdem er sie zur Little Chapel in Las Vegas geflogen und zur dritten Mrs. Richard Costello gemacht hatte.
    Doch zumindest dieser Teil der Geschichte wird sich wohl kaum wiederholen. Wie vernarrt die neue Schülerin auch sein und wie geschmeichelt sich Ritchie durch ihre Bewunderung fühlen mag, mit drei Unterhaltszahlungen an der Backe und einer Firma, die zurzeit nicht besonders prosperiert, wenn man Grandma Nancy glauben darf, wird Ritchie keinesfalls in der Lage sein, sich Diamanten, Weißgold und romantische Hochzeitsreisen nach Mexiko zu leisten.
    Ich parke das Flugzeug, schließe ab und gehe auf das gemauerte Gebäude zu, in dem sich die Büros von Varna Aviation befinden.
    Heutzutage strahlt das Foyer mit seinem blauen Teppichboden, der gedämpften Beleuchtung, einem Getränkeautomaten und einer Reihe Computern Wohlstand aus. Als ich klein war, bestand die Geschäftsstelle von Varna Aviation lediglich aus einer baufälligen Hütte am Rande des Flugplatzes. Doch vor etwa zehn Jahren entschloss sich die Stadt, in brandneue Gebäude und Einrichtungen zu investieren, und Varna Aviation profitierte davon. Der eindrucksvolle Rahmen mag zwar wirkungsvoll für Geschäftsabschlüsse sein, doch nach allem, was Grandma Nancy gesagt hat, tragen die gestiegenen Mietkosten nicht unwesentlich zu den Finanzproblemen bei, mit denen Ritchie in der Firma zu kämpfen hat.
    Ein junger Mechaniker in einem Overall geht mit einem Stapel Papiere in der Hand an mir vorbei. Wir tauschen ein paar Belanglosigkeiten aus, bevor ich das Foyer betrete und zu dem Schreibtisch in Kiefernoptik gehe, hinter dem Monica Rivers am Computer arbeitet.
    Monica ist mollig, hübsch und adrett zurechtgemacht. Sie trägt ihr blondes Haar immer noch so voluminös wie in den Achtzigern, und sie verfügt über eines dieser erstaunlich faltenfreien Gesichter, wie es füllige Frauen oft haben. Die Fingernägel hat sie in einem grellen Pinkton lackiert. Monica ist eine Institution bei Varna Aviation; ich habe meine Zweifel, ob die Firma ohne sie überhaupt funktionieren würde. Sie hat hier auf Teilzeitbasis angefangen, als Grandpa Joe noch die Firma leitete. Sie machte die Buchführung und Terminplanung und kümmerte sich um den Empfang. Ihr Mann, ein Flugzeugmechaniker, war plötzlich und unerwartet gestorben, so dass sie mit drei kleinen Söhnen und einer mageren Rente dasaß, und Grandpa Joe hatte Mitleid mit ihr.
    Doch tatsächlich hat er von Monicas Einstellung nur profitiert. Binnen kürzester Zeit wurde Monica unentbehrlich, und seit ihre erwachsenen Söhne zu Hause ausgezogen sind, bildet Varna Aviation ihren Lebensinhalt. Jeden Morgen um neun sitzt sie an ihrem Schreibtisch, und dort sitzt sie auch oft noch abends um neun und verabschiedet den letzten Flugschüler. Ich habe mich schon gefragt, ob sie vielleicht eine Schwäche für Ritchie hat und deshalb der Firma all die Jahre treu geblieben ist. Ich hoffe es nicht, denn was Frauen angeht, ist Ritchie wirklich eine Katastrophe, und ich sage mir, dass Monica dafür viel zu vernünftig ist. Doch wann hätte die Vernunft schon mal über die Launen des Herzens gesiegt?
    Als Monica mich erblickt, schiebt sie die Maus weg, schaltet den Computer in den Ruhemodus und lehnt sich in ihren bequemen Drehstuhl zurück.
    Â»Wieder zurück, Sarah? Hattest du einen guten Flug?«
    Â»Ja, ganz toll.«
    Â»Magst
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