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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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die mich überfällt, wenn ich ein Paar sehe, das ein kleines Kind an den klebrigen Händen festhält und hin- und herschwingt, hat nichts mit romantischen Illusionen zu tun.
    Einmal habe ich Mark und seine Frau Claire gesehen, als sie genau das taten. Sie liefen neben der Straße entlang, den zweijährigen Freddy in der Mitte, zählten die Pflastersteine und schwangen ihn immer wieder hoch, sein Gewicht gleichmäßig zwischen beiden Armen verteilt. Sie lächelten zu ihm herab und lachten, während er vor Vergnügen quiekte. Freddy trug eine leuchtend rote Jacke und rote Gummistiefel, und sein Gesicht glänzte rosig unter der Kapuze hervor. Die sechsjährige Molly hielt sich an der anderen Hand ihres Vaters fest, blickte zu ihm empor und sagte etwas. Mich sahen sie natürlich nicht. Für sie war ich bloß ein vorbeifahrendes Auto. Wenn Mark in meine Richtung geblickt hätte, hätte er mein Auto erkannt, doch er schaute nicht herüber. Und für Claire war ich eine Fremde. Sie hatte keine Ahnung, wie viel ich über sie wusste.
    In diesem Augenblick wurde mir klar, dass Mark sie und die Kinder niemals verlassen würde, obwohl er es mir oft versprochen hatte, und mir wurde auch klar, dass ich das gar nicht wollen würde. Ich konnte mir mein Glück nicht auf Kosten dieser Kinder stehlen. Wie hätte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren sollen? Das war’s, sagte ich mir, aus und vorbei. So einfach war es dann natürlich nicht. Sich vorzunehmen, eine Affäre zu beenden, und es dann auch wirklich zu tun, sind zwei verschiedene Dinge, wenn man verliebt ist. Doch es war der Anfang vom Ende.
    Ich will mich nicht mehr verlieben. Ich will nicht die Kontrolle über mein Leben und meine Gefühle verlieren. Mein Verstand jedenfalls will das nicht. Was mein Herz angeht, bin ich mir da nicht so sicher. Wenn es mir wirklich ernst damit wäre, gefühlsmäßig unbeteiligt zu bleiben, warum treffe ich dann keine Abmachung mit Fergus? Und bekomme ein Kind von ihm, das wir dann zwischen uns über den Bürgersteig schwingen können?
    Â»Monica«, sage ich und trinke meinen Kaffee aus. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden irgendein toller Typ auftaucht, der mich vom Hocker reißt. Und selbst wenn – ich muss trotzdem nach England zurück.«
    Monica betrachtet mich mit wissendem Blick. Ich glaube, sie weiß genau, wie verletzlich ich trotz meiner Flapsigkeit bin. Dass ich nur nach außen hin den Eindruck erwecke, ich sei mit meinem anspruchsvollen Beruf und all den materiellen Dingen, die ich mir von meinem guten Gehalt leisten kann, vollauf zufrieden, tatsächlich aber manchmal eine schmerzende Leere in mir spüre. Dass ich mein Leben keineswegs so gut unter Kontrolle habe, wie ich es gern vorgebe. Sie kennt mich schon zu lange.
    Â»Du wirst schon sehen – eines Tages passiert es«, sagt sie. »Und zwar dann, wenn du am wenigsten damit rechnest.«
    Ich lächle sie schief an. »Darauf möchte ich lieber nicht wetten.«
    Â»Ich auch nicht.«
    Ich betrachte sie, diese hübsch zurechtgemachte Frau, die nun schon seit beinahe zwanzig Jahren verwitwet ist und die Leerstellen in ihrem Leben mit der Arbeit für Varna Aviation und mit Krispy Kreme Doughnuts füllt, und ich frage mich, ob sie insgeheim ebenfalls auf etwas wartet – oder auf jemanden. Falls ja, hat sie schon furchtbar lange warten müssen.
    Varna besteht aus einem Gitternetz von Straßen, rechtwinklig wie das Muster eines karierten Papiers. Die Straßen werden von Bäumen und einzelnen Shopping Malls und Cafés gesäumt. Die Häuser dagegen sehen alle unterschiedlich aus, als wollten sie gegen diese Einförmigkeit protestieren. Manche imitieren den Kolonialstil, andere sind weitläufige Bungalows und wieder andere mehrstöckige Gebäude mit Wohnungen. Fast alle jedoch verfügen über einen Pool, der sich in einem schattigen Garten versteckt.
    Grandma Nancys Haus befindet sich an einer der gleichförmigen Avenues, die auf das Stadtzentrum zuführen – ein weißes, stuckverziertes Gebäude hinter einem ordentlich gepflegten Rasen, hübsch und geräumig, doch ohne jeden Protz. Varna Aviation hat nie so viel Geld abgeworfen, dass Grandpa Joe es sich leisten konnte, in eines der ranchähnlichen Anwesen zu ziehen, die sich außerhalb der Stadt hinter
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