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Ein kleines Stück vom Himmel nur

Ein kleines Stück vom Himmel nur

Titel: Ein kleines Stück vom Himmel nur
Autoren: Amelia Carr
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du einen Kaffee?«
    Â»Oh ja, gern. Ich hol ihn mir, wenn ich den Papierkram erledigt habe.«
    Â»Nein, lass mal. Ein bisschen Bewegung tut mir gut.« Monica erhebt sich schwerfällig von ihrem Stuhl und macht sich auf den Weg zum Kaffeeautomaten, während ich mich über den Tisch beuge und das Bordbuch ausfülle.
    Ehe ich fertig bin, ist sie schon wieder zurück, stellt einen dampfenden Pappbecher neben mich und trägt den anderen zu ihrem Platz auf der anderen Seite des Tisches.
    Â»Und, wie lange dauert’s noch, bis du wieder nach Hause fliegst?«, erkundigt sie sich.
    Â»Nur noch ein paar Tage.« Während ich das sage, wird mir ein wenig schwer ums Herz. Die drei Wochen hier sind wie im Fluge vergangen. So ist das immer: Wenn ich ankomme, scheinen noch unzählige Tage vor mir zu liegen, dann sind sie plötzlich verstrichen, und ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Mahlzeiten mir noch mit Grandma Nancy bleiben und wie oft ich noch in der Cessna über die Everglades oder hinunter zu den Keys fliegen kann, ehe ich meine Koffer packen muss.
    Doch eigentlich sollten drei Wochen lange genug sein. Man kann sein normales Leben nicht bis in alle Ewigkeit warten lassen, wie sehr man es sich auch wünschen mag.
    Â»Du solltest mal darüber nachdenken, für immer hierherzuziehen«, meint Monica, als hätte sie in meinen Gedanken gelesen, wie ungern ich heimkehren möchte. »Komm doch her und hilf Ritchie mit der Firma. Fliegen ist doch bestimmt allemal besser als … als das, was du da zu Hause in deinem Büro machst.«
    Â»Bilanzen. Ich bin Wirtschaftsprüferin.«
    Â»Ziemlich stressiger Job, was?«
    Â»Das kann man wohl sagen.«
    Â»Und das Wetter hier bei uns ist bestimmt auch viel besser als in England.«
    Â»Ob du’s glaubst oder nicht: Mir gefallen die Jahreszeiten in England. Und ich kann auch nicht einfach so eine gute Stelle hinschmeißen, mein Haus verkaufen und hierherziehen. Außerdem glaube ich kaum, dass sich die Firma ein weiteres Gehalt leisten könnte. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie mich hier überhaupt die ganze Zeit haben wollten.«
    Â»Deine Großmutter bestimmt«, sagt Monica voller Überzeugung. »Sie hält große Stücke auf dich. Und meiner Meinung nach ist sie einsam. Ich glaube, sie ist nie richtig über den Tod deines Großvaters hinweggekommen. Deine Mutter lebt in England, die sieht sie auch nicht. Und … Dann auch noch der andere Verlust, den sie erlitten hat …« Sie bricht ihren Satz ab, ein wenig verlegen, so als hätte sie eine unsichtbare Grenze überquert und verbotenes Gebiet betreten. »John«, schließt sie ohne weitere Erklärung, zieht eine Schreibtischschublade auf und holt eine Schachtel mit Krispy Kreme Doughnuts heraus. »Magst du einen?«
    Â»Nein, danke.« Ich schüttele den Kopf.
    Â»Aber ich gönn mir einen.« Monica beißt ein Stück ab und besprenkelt sich dabei das Kinn mit Puderzucker. »Was wäre mein Tag ohne Krispy Kreme Doughnuts!«
    Kein Wunder, dass sie so zugenommen hat, denke ich mir. Laut sage ich: »Sie hat doch Ritchie.«
    Monica schnaubt verächtlich, und eine weitere Puderzuckerwolke staubt empor und setzt sich wie Pulverschnee auf die Computertastatur. »Wenn er mal zu Hause ist. Was nicht besonders oft vorkommt, wenn du mich fragst. Und wenn er dann da ist …«
    Â»Ich weiß«, seufze ich. »Sie sind nicht wirklich auf einer Wellenlänge.«
    Â»Das kannst du wohl laut sagen.« Das letzte Stückchen Doughnut verschwindet in Monicas Mund, und sie leckt sich die Finger und die glänzenden Lippen. »Zwei nette Menschen – und trotzdem haben sie ständig Auseinandersetzungen. Aber wenn du hier wärst …«
    Ich muss über ihre Hartnäckigkeit lachen. »Ich werde nicht hier sein. In den Ferien ja. Aber immer hier leben – nein.«
    Â»Man kann nie wissen – vielleicht begegnest du ja noch dem Mann deiner Träume. Ich wette, der würde dich dann schon überreden, hierzubleiben.«
    Ich lache wieder, doch es klingt hohl. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat Monica einen wunden Punkt getroffen und Gefühle aufgewühlt, die ich nicht gern eingestehe – nicht einmal mir selbst. Ich bin eine unabhängige Karrierefrau. Ich träume nicht von irgendwelchen Männern. Nicht mehr. Die Sehnsucht,
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