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Ein Killer für Rockford

Ein Killer für Rockford

Titel: Ein Killer für Rockford
Autoren: Mike Jahn
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durchsuchte die Kleider des Mannes, aber er fand nichts, was ihn interessierte. Er schnürte Butlers Schuhe auf und zog sie aus. Schließlich ließ Grimes die Leiche liegen, ging schnell zu seinem Wagen und fuhr zurück ins Herz von Los Angeles, wobei er sich mit seinem Armaturenbrett auf französisch unterhielt.

2
    Vier Tage später kam sich Detective Sergeant Dennis Becker unnütz und überflüssig vor, ein Umstand, den er seit langer Zeit als festen Bestandteil seiner Tagesroutine zu betrachten sich angewöhnt hatte. Becker, ein übergewichtiger Mann in den späten Vierzigern, dessen Kopf langsam kahl wurde, diskutierte gerade seine schwierigsten Fälle mit seinem Vorgesetzten, Captain Harry Dell, dem Chef des Morddezernats der University Division, der zweitbeschäftigtsten Squad der ganzen Stadt. Dell war ein großer, durchtrainierter und attraktiver Mann, ungefähr Mitte Dreißig.
    Becker mochte den Captain nicht, er glaubte mit einiger Berechtigung, daß der Mann ein politischer Karrierist war, dem es an praktischer Erfahrung mangelte. Nach Beckers Auffassung war Dell ein Cocktail-Party-Polizist. Selbstsicher im Auftreten, machte er sich gut vor den Kameras, wenn ihm die Reporter Fragen stellten, und, was am schlimmsten war, er war von äußerster Vorsicht, wenn es um Aktionen ging, bei denen die Wand wackelte.
    Und Becker hatte, seine Erfahrungen, wenn es darum ging, die Wand wackeln zu lassen.
    Die Wand, die er an diesem besonderen Tag wackeln ließ, war die Akte mit den ungelösten Fällen.
    In einigen von diesen Fällen stecken noch Möglichkeiten«, sagte Becker und lehnte sich über Dells Schreibtisch. Es war der Eröffnungssatz eines Selbstgesprächs, das oft gesprochen und selten gehört wurde. »Aber ich habe nicht einmal die Zeit, um mit allen Leuten zu reden, die in den Untersuchungsberichten stehen.«
    »Mir gefällt das auch nicht besser als Ihnen«, sagte Dell, eine immer wiederkehrende Antwort. »Aber Sie wissen, daß wir nicht mit diesen aussichtslosen Fällen herumalbern können.«
    »Oh, Gott verdammt…«
    »Dennis, Sie ziehen mit mir an einem Strang. Wir haben eine Aufklärungskurve, die aussieht wie das hintere Ende eines Volkswagens, und eine Stadt voller Verrückter, die sich benehmen, als ob jeden Tag Rosenmontag wäre.«
    »Okay«, sagte Becker angewidert, »okay«.
    »Was ist mit dieser Nutte, Janet Nicolas? Haben Sie in dieser Sache etwas Handfestes?«
    »Wir haben gedacht, daß ihr Zuhälter in Frage kommt«, sagte Becker und blätterte in einer Handvoll Akten. »Aber er hat ein Alibi, und das ist wasserdicht. Wahrscheinlich war es ein Freier.«
    »Okay, lassen Sie's sausen. Was ist mit dem Trinker, den man am Strand gefunden hat - Butler, glaube ich, war sein Name. Wie steht's mit ihm?«
    »Sieht nach Raub aus, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, wer beraubt einen Trinker? Und noch etwas - er hatte einen ganz netten Klunker am Finger, einen Ring mit einem halbkarätigen Stein. Nach unserer Schätzung ist er zweihundert Piepen wert.«
    »Irgendein Diamant … wahrscheinlich kann man noch nicht einmal Glas damit kratzen.«
    »Und den Stein hätte man ihm mit Leichtigkeit vom Finger ziehen können. Der Bursche war fast ein Skelett, weil er nicht mehr richtig gegessen hat … Der Ring fiel fast von alleine ab.«
    »Vielleicht war der Räuber in Eile. Vielleicht war es einer dieser verdrehten Typen, die in New York, die Bowery runtergehen und die Pennbrüder schikanieren.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Becker. »Ich habe so eine Ahnung, als ob mehr dahintersteckt als ein Raubüberfall. Ich würde mich gerne ein paar Tage länger damit beschäftigen.«
    »Haben Sie irgend etwas Solides in der Hand?«
    »Nur so ein Gefühl … Ich hatte noch nicht die Zeit, um mich näher damit zu beschäftigen.«
    »Lassen Sie's sausen.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Noch etwas?«
    »Einen ganzen Stapel, den ich noch nicht gelesen habe. Wenn man zusieht, wie sich die Leute heutzutage umbringen, könnte man auf den Gedanken kommen, den Dienst zu verlassen und ins Bestattungsgeschäft zu gehen.«
    »Ich habe von einem Burschen gehört, der genau das getan hat.«
    »Oder man sollte die Jagd zeitweise freigeben, wie bei den Wildenten. Am elften Oktober ist es erlaubt, jeden umzubringen, den man umbringen will, solange man kein öffentliches Aufsehen erregt und hinterher saubermacht.«
    »Sie sind ein Zyniker, Becker.«
    »Ich muß mit der Arbeit anfangen«, sagte Becker und
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