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Ein Killer für Rockford

Ein Killer für Rockford

Titel: Ein Killer für Rockford
Autoren: Mike Jahn
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harten Sand unmittelbar am Wasser. Sie trugen Angelruten. Sara Butler lehnte sich gegen den Wohnwagen und wartete auf sie.
    Jim Rockford war ein großer Mann, aber Größe und Gewicht verliehen ihm die Anmut eines Athleten. Sein Gesicht war kantig und hätte unbeweglich ausgesehen, wenn nicht ein schalkhaftes Lächeln darin gelegen hätte, das ein dauerhafter Zug zu sein schien. Neben ihm ging sein Vater, ein kleiner, untersetzter Mann von achtundsechzig Jahren, dessen kräftige Schultern das Resultat eines Lebens hinter dem Steuerrad eines Lastwagens waren. Beide Männer trugen T-Shirts, und der jüngere Rockford, ein Mann Ende Dreißig, hatte seine Jeans in der Brandung bis zu den Knien durchnäßt. Beide Männer hatten lange Brandungsangeln in den Händen sowie dazugehörende Geräte. Keiner schien einen Fisch gefangen zu haben.
    »Ich habe alles mit Mort geregelt«, sagte der ältere Rockford begeistert. »Er hat die ganze Hütte mit Lebensmitteln und Alkohol vollgestopft. Junge, wir könnten uns wirklich einen feinen Tag machen.«
    »Ich weiß nicht. Was hast du eigentlich dagegen, hierzubleiben?« fragte Jim Rockford.
    »Hier gibt es keinen Fisch. Das habe ich dagegen.«
    »Ich habe es dir ja gesagt, es ist die falsche Tageszeit. Im Ozean mußt du mit Ebbe und Flut rechnen. Fischen kann man erst, wenn die Flut hereinkommt. Das Wasser war viel zu niedrig, als du rausgegangen bist.«
    »Ich konnte es nicht erwarten«, sagte der alte Mann.
    »Das kann man wohl sagen. Du hast mein bestes Diamantgewicht verloren. Hat mich drei Piepen gekostet. Wann lernst du endlich, wie man eine Angel auswirft?«
    »Es ist völlig unnatürlich für einen Mann, eine Rute von der Größe einer Zeder zu benutzen, um ein Pfund Blei bis halb nach China zu werfen.«
    »Das ist eine kleine, drei Meter lange Rute, und das Gewicht wiegt genau drei Unzen.«
    »Ah«, sagte der alte Mann und trat mit dem Fuß gegen einen Sandhaufen.
    »Du würdest also lieber rauf in die Rockies gehen und dir an einem See den Hintern abfrieren, während du auf eine fünfzehn Zentimeter lange Forelle wartest, die einen Wurm mit einem Haken drin auffressen soll.«
    »Yeah. Das ist das wahre Leben« bestätigte der Alte.
    »Du willst nur in der Hütte sitzen und Bier trinken.«
    »Vielleicht will ich das. Ich habe noch nie gehört, daß du dich beschwert hast.«
    »Ich kann nicht weg«, erklärte Jim Rockford achselzuckend.
    »Was ist so wichtig, daß du mit deinem alten Herrn nicht fischen gehen kannst? War ich kein guter Vater oder so was?«
    »Komm, Rocky, werd' nicht persönlich.«
    »Du bist pleite, stimmt's? Das ist es. Du kannst dir das Benzin nicht leisten. Du hättest meinen Lastzug übernehmen sollen, Jimmy. Du wärst ein verdammt guter Lastwagenfahrer geworden. Aber nein. Du willst Sherlock Holmes spielen oder so was. Ich weiß nicht warum. Du wirst nie irgendwelche Klienten finden.«
    »Du bist eine böse, alte Lästerzunge«, sagte Rockford und lächelte.
    Die beiden Männer erreichten das Ende des Pfades, der in Schlangenlinien zum Wohnwagen führte, und sahen augenblicklich das Mädchen. Sara Butler war eine auffallend gut aussehende Frau von siebenundzwanzig Jahren; groß, langes, blondes Haar, ein sanftes, rundes Gesicht und blaue Augen. Joseph Rockford sah das Mädchen an, dann warf er seinem Sohn einen mißtrauischen Blick zu.
    »Fünf Piepen, daß sie Rechnungen einzieht«, sagte er.
    »Sagen wir zehn, plus Recht auf Berufung.«
    Der alte Mann nickte, sein Geist wurde von diesem unerwarteten Abenteuer befeuert. Er folgte seinem Sohn den Pfad hinauf.
    Als sie die Anhöhe erreicht hatten, kam das Mädchen nervös näher.
    »Sind Sie James Rockford?« fragte sie.
    »Ja«, sagte Rockford und fand, daß sie, aus der Nähe betrachtet, noch besser aussah.
    »Mein Name ist Sara Butler.«
    »Treten Sie näher«, sagte Rockford höflich, zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloß die Tür des Wohnwagens auf. Dabei warf er einen schnellen Blick auf ihren betagten Volkswagen.
    »Ich wette, Sie sind Miß Butler von der Bank, stimmt's?«
    »Entschuldigung - wie bitte?« fragte sie.
    Rockford zuckte mit den Schultern und bat sie ins Innere des Wagens.
    Die Innenansicht war wesentlich beeindruckender als die äußere Erscheinung. Rockford hatte den Wohnwagen zu einem Büro umgebaut, das großzügig mit antiken Möbeln eingerichtet war. Ein elfenbeinfarbener Teppich führte zu einem Doppelsofa, das von einem Franklin-Ofen unterteilt war. Verschiedene
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