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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Verkehrsunfälle, Unfälle in Gebäuden, ärztliche Kunstfehler, Produkthaftung, Unfälle unter Alkohol, Strafverteidigung.« Mit seiner Adresse im Soo und seiner Telefonnummer. Sie schielte auf die kleinen Buchstaben, auf all die vielen Wörter auf der kleinen Visitenkarte. »Ich rufe ihn morgen früh als erstes an«, sagte sie. Ich hatte keine Lust, den ganzen Weg zu Lanes Büro zurückzufahren, um meinen Bericht abzugeben, und so würde sie ihn vermutlich anrufen, bevor er überhaupt wußte, wer sie war. Was ihn total durcheinanderbringen würde, aber mir war kalt und ich war müde, brauchte dringend einen Drink und war ohnehin schon zu spät für meine Pokerrunde.
    Man sagt dem Glasgow Inn einen Hauch von Schottland nach. Deshalb sitzt man da auch nicht auf einem Barhocker und starrt in sein eigenes Gesicht in der Spiegelwand hinter der Bar, sondern lehnt sich in einen bequemen Sessel vor dem Kamin. Wenn das in Schottland allgemein so ist, würde ich da gern im Ruhestand hinziehen. Einstweilen tut es das Glasgow Inn. Es ist so etwas wie meine Zweitwohnung.
    Als ich den Raum betrat, saßen die Jungs am Tisch und spielten, wie ich es mir gedacht hatte. Jackie, der Besitzer der Kneipe, saß in seinem Stammsessel mit den Füßen vorm Feuer. Er nickte mir zu und dann zum Tresen hinüber. Da stand Leon Prudell, eine Hand am Tresen, die andere um ein Schnapsglas geklammert. So wie er aussah, war es nicht sein erstes.
    »Na, wie schön«, sagte er. »Wenn das nicht Mr.   Alex McKnight ist.« Prudell war ein Baum von Mann, mindestens zweieinhalb Zentner. Aber das meiste davon hatte sich in der Mitte versammelt. Sein Haar war leuchtend rot und stand immer nach allen Seiten ab. Ein Blick auf den Kerl in seinem karierten Flanellhemd und seinen Hundert-Dollar-Jagdstiefeln und man wußte, daß er sein ganzes Leben auf der Oberen Halbinsel verbracht hatte.
    Die fünf Männer am Pokertisch unterbrachen ihr Spiel, um uns zu beobachten.
    »Mr.   McKnight, Privatdetektiv«, sagte er. »Mr.   Großmaul persönlich, wie?« Das alles mit der Besonderheit dieser Gegend gesprochen, dem schwachen Anheben der Stimme am Satzende, das ihn fast wie einen Kanadier klingen ließ.
    Außer den Pokerspielern war noch vielleicht ein Dutzend Leute im Raum. Alle verstummten, als sie langsam die Köpfe drehten, um uns anzusehen, als seien wir zwei Pistolenhelden vorm Ziehen.
    »Was bringt Sie denn hierher in unser entlegenes Paradise, Prudell?« fragte ich.
    Lange Zeit starrte er mich an. Ein Scheit im Feuer knallte plötzlich wie ein Flintenschuß. Er trank sein Glas aus und stellte es auf den Tresen. »Warum besprechen wir das nicht draußen?« sagte er.
    »Prudell«, sagte ich. »Draußen ist es kalt. Ich hatte einen langen Tag.«
    »Ich meine wirklich, wir müssen die Angelegenheit draußen besprechen, McKnight.«
    »Ich geb Ihnen einen aus, okay?« sagte ich. »Kann ich Ihnen nicht einen ausgeben, und wir besprechen das Ganze dann hier?«
    »Na klar«, sagte er. »Sie können mir einen ausgeben. Sie können mir zwei ausgeben. Sie können sogar hinter die Bar gehen und sie selbst mixen.«
    »Um Himmels willen.« Das konnte ich nicht brauchen. Nicht heute Abend.
    »Das ist das mindeste, was Sie für einen Mann tun können, dem Sie den Job weggenommen haben.«
    »Prudell, nun mal halblang.«
    »Hier«, sagte er. Er stopfte eine seiner riesigen Pranken in seine Tasche und zog die Autoschlüssel heraus. »Sie ham vergessen, die auch noch zu nehmen.«
    »Prudell …«
    So schnell hatte ich die Schlüssel nicht erwartet und auch nicht so perfekt gezielt. Sie erwischten mich direkt über dem linken Auge, bevor ich überhaupt blinzeln konnte.
    Wie ein Mann standen die fünf am Tisch auf. »Nicht nötig, Jungs«, sagte ich. »Behaltet doch Platz.« Ich bückte mich, um die Schlüssel aufzuheben, und spürte, wie mir Blut in den Augenwinkel lief. »Prudell, ich wußte nicht, daß sie ein so guter Werfer sind. Wir hätten Sie gut brauchen können, als ich seinerzeit in Columbus Baseball spielte.« Ich warf ihm die Schlüssel zurück. »Allerdings trug ich damals eine Gesichtsmaske.« Ich wischte mir mit dem Handrücken das Blut ab.
    »Nach draußen«, sagte er.
    »Bitte nach Ihnen«, antwortete ich.
    Wir gingen raus auf den Parkplatz und starrten uns im spärlichen Licht an. Wir waren allein. Die Kiefern schwankten um uns herum, vom Wind geschüttelt. Die Luft war von Feuchtigkeit vom See her schwer. Er versuchte zwei Schwinger, ohne mich zu
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