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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Stiefvater danach ging zu Ende, da muss ich zwölf gewesen sein. Sie ist nach Portugal gegangen, als ich zwölf war.
    Sie haben fast zwei Jahre lang bei Ihren Großeltern gelebt, die offenbar sehr katholisch waren.
    Ja, in Essen-Rüttenscheid, Vöcklinghauser Straße 4 , die Adresse weiß ich heute noch. Die einzigen Träume, die ich von Wohnungen habe, sind von dieser Wohnung meiner Großeltern. Ich habe sie noch genau vor Augen. Und ich bin oft dort in meinen Träumen. Sie haben in einem Mehrparteienhaus gewohnt. Als wir vor ein paar Jahren in Essen »Die Krupps« gedreht haben, bin ich noch einmal hingefahren, um das Haus zu besuchen. Es steht noch. Und als ich dort war, fiel mein Blick sofort auf das Fenster, aus dem Oma immer geguckt hat, wenn ich beim Fleischer Schweineschwänzchen geholt hatte, für ihren Steckrübeneintopf.
    Wie war Ihre Großmutter?
    Wunderbar. Sie war eine dicke Frau, verursacht durch ihren schweren Zucker, aber für mich war diese große Person mit riesigem Busen Heimat, Sicherheit … Ich habe mich immer in sie reingedreht als Kind.
    Und Ihr Großvater?
    Er war das, was man einen feinen Herrn nennt: Schneider, ganz schmal, weiße Haare mit einer Meckifrisur. Beide waren sehr zurückhaltend im Umgang, durchaus distanziert, auch untereinander. Ich weiß nicht, ob ich meinem Großvater jemals einen Kuss gegeben habe. Aber ich habe ihn sehr geliebt.
    Ihre Großeltern, haben Sie einmal in einem Interview gesagt, hätten Ihnen ihren katholischen Glauben auf eine besondere Art und Weise vorgelebt.
    Ja, ohne bigott zu sein. Sie haben mir klare Werte vorgelebt, auch in ihrer Beziehung zueinander. Wenn ich heute eine Auszeichnung bekomme, kürzlich erst den »Courage«-Preis für mein politisches Engagement, werde ich oft gefragt, woher meine Haltung, mein Einsatz komme, und da fallen mir meine Großeltern ein.
    Frau Berben, wenn Sie auf das kommende Jahr blicken jenseits der Filmprojekte, was kommt da auf Sie zu?
    Dabei plane ich mein privates Jahr ja auch immer um die Dreharbeiten herum. (lacht)
    Also gut: Welche Pläne haben Sie?
    Es gibt ein paar interessante Angebote, zwei Kinofilme, ein Historienfilm und eine Komödie. Es liegen ein paar andere gute Stoffe da, die wir vielleicht fürs Fernsehen machen. Sechs, sieben Projekte, wobei natürlich nicht feststeht, ob überhaupt alle finanziert, und falls ja, ob sie wirklich nächstes Jahr produziert werden können. Ich habe aber auch fixe Termine, beispielsweise in meiner Position als Präsidentin der Filmakademie. Da muss ich natürlich an möglichst vielen Sitzungen und Versammlungen teilnehmen, allein aus Eigeninteresse. Ich möchte ja nicht irgendwann auf einer Bühne ein Blatt Papier gereicht bekommen, um vorzulesen, was die Akademie plant. Ich möchte mich an den Prozessen beteiligen und gemeinsam mit dem Vorstand überlegen, welches Bild der Filmindustrie wir in der Öffentlichkeit abgeben. Es geht auch um den Filmpreis: Wie fair ist die Vergabe der Preise, wie organisiert man das am besten?
    Dem Filmpreis wurde zum Beispiel vorgeworfen, dass der Produzent Bernd Eichinger nie ausgezeichnet wurde, obwohl er jahrzehntelang erfolgreiche Filme gemacht hat. Erst kurz vor seinem Tod hat er den Preis für sein Lebenswerk bekommen.
    Ich hatte mich besonders für ihn eingesetzt. Weil ich den Vorsitz in der Kategorie für das Lebenswerk habe, hatte ich einen gewissen Einfluss. Auch wenn es am Ende alle waren, die ihn gewählt haben.
    Sie sind seit 2010 gemeinsam mit Ihrem Kollegen Bruno Ganz Präsidenten der Akademie …
    … unterschiedlicher könnte man kaum sein als Bruno und ich, aber ja, wir sind jetzt so etwas wie die Gesichter des deutschen Films. Dass ich sage, wie sehr ich ihn schätze, ist keine große Kunst. Dass er dasselbe über mich sagt, freut mich umso mehr. Bruno ist stärker im Kino präsent, er ist in der Zusammenarbeit der ruhigere Typ, aber immer ganz präzise in der Sache. Mir ist durchaus bewusst, dass man mich auch wegen meines Netzwerks interessant findet. Wir fangen jetzt mit einer neuen Reihe an, die sich »Mein Film« nennt, in der Prominente, explizit nicht aus der Filmwelt, ihren Lieblingsfilm einem Publikum vorstellen. Was er ihnen bedeutet, was er mit ihnen gemacht hat, das sollen sie erzählen, und dann sieht man sich gemeinsam den Film an.
    Wer ist der erste Gast?
    Ich hatte das Glück, Peer Steinbrück in einer günstigen Minute davon zu überzeugen, danach wollen wir gerne Karl Lagerfeld gewinnen, zur Fußball- EM
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