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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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fast sechs Millionen Zuschauer, so viele werden es vielleicht nicht mehr, aber ich will, dass viele zuschauen. Bei »Silberhochzeit« ist damals das ZDF abgesprungen, weil sie nicht an den Stoff geglaubt haben. Aber noch während der Ausstrahlung habe ich Anrufe von ZDF -Redakteuren bekommen: »Haben wir uns vertan, tut das weh, was haben wir uns entgehen lassen!«
    Immerhin, eine souveräne Reaktion.
    Ja, das fand ich auch. Und so ähnlich, hoffe ich, wird es denen, die jetzt nicht an »Liebesjahre« glauben, auch gehen. Die Rolle in dem Film wird in meinem Leben immer eine wichtige bleiben.
    Warum?
    Ich habe viele Gespräche mit Matti geführt, vor und während der Dreharbeiten. Der Film hat mich auf unterschiedliche Weise berührt, auch aufgrund von eigenen Erlebnissen, Lebensnähe, Verletzungen.
    Inwiefern?
    Schon bei der Lektüre des Drehbuchs habe ich gemerkt, das geht nahe an dich ran.
    Und es wurde auch mal anstrengend?
    Ja. Das wurde es. Es war eine Anstrengung, die gut ist, die mir gut tut, die ich ganz bewusst wahrnehme.
    Anstrengend in einer bestimmten Szene?
    Es gab einen Moment, da musste ich aufpassen, nicht mich selbst zu spielen. Das habe ich gemerkt. Und Matti natürlich auch. Da bin ich mal kurz ums Haus gegangen, habe tief ein- und ausgeatmet. Atmen, atmen, anders atmen. Da spürst du die Kraft des Berufs auf eine Weise, die man schwer beschreiben kann.
    Ist es nicht auch eine Art besonderer Luxus, sich solchen Situationen vor der Kamera und nicht im echten Leben auszusetzen?
    Der Beruf gibt einem ständig die Möglichkeit, über menschliche Abgründe und Verfehlungen nachzudenken, ohne sie selbst leben zu müssen. Du begibst dich in Biographien und fragst dich: Wo wärst du, wenn du diese Biographie hättest? Natürlich hat das etwas von einer permanenten Selbstanalyse. Du wirst dadurch offener für vieles, was anderen Menschen verschlossen bleibt. Aber nichtsdestotrotz setzt man sich ja auch im »richtigen« Leben schweren Situationen aus.
    Wie bringen Sie diese intensiven Erfahrungen in den Alltag zurück?
    Das
ist nicht mein Problem. (lacht) Ich lebe, denke, fühle auch im Alltag intensiv. Bei mir geht es eher darum, dass ich im Privaten manchmal eine Schutzwand mehr bräuchte. Das Einzige, was bei mir immer funktioniert, ist meine Selbstbeherrschung in der Öffentlichkeit.
    Vor der Kamera?
    Vor der Kamera nein, vor Publikum ja. Da bin ich kontrolliert. Auch auf den roten Teppichen, die eben auch zu meinem Beruf gehören. Wobei manche, die dort auftreten, glauben, das
ist
der Beruf. So wird es ihnen auch beigebracht. Da werden ja sogar Zeiten gestoppt, wer am längsten drauf ist. Ich bekomme es bis heute nicht hin, für die Fotografen das Bein anzuwinkeln. Das fand ich schon mit 20 einfach nur blöd.
    Trotzdem spielen Sie das Spiel mit.
    Deren Spiel nicht, aber das Spiel an sich. Es gehört dazu, das muss man wissen, wenn man sich auf den Beruf einlässt. Es geht mir auch nicht um Verweigerung. Was mich nur mittlerweile ärgert, ist die Tatsache, dass in einigen Medien zwischen Schauspielern und irgendwelchen Roter-Teppich-Ludern nicht mehr getrennt wird.
    Kommen wir zurück zu den Filmen, die im kommenden Jahr laufen werden. Sie haben einen Film über das Leben der Isa Vermehren gedreht, die zunächst Kabarettistin und Schauspielerin war, eine Gegnerin des Hitler-Regimes wurde, mehrere KZ -Gefangenschaften überlebte und nach dem Krieg katholische Ordensschwester wurde.
    Mit ihr verbindet mich das Sacré-Cœur …
    … Isa Vermehren, 1918 geboren, ist Anfang der 50 er Jahre der Kongregation der »Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu« beigetreten und war jahrzehntelang Schulleiterin an Schulen des Ordens …
    … und ich bin bei den Sacré-Cœur-Nonnen groß geworden. Wie Sie schon sagten, war sie zunächst eine bekannte Kabarettistin. Sie ist im KZ zum katholischen Glauben übergetreten und war in Bonn-Pützchen Leiterin einer Sacré-Cœur-Schule, als ich in Hamburg ein Sacré-Cœur-Internat besuchte. Als sie später nach Hamburg ging, habe ich sie einmal getroffen. Das war nach meiner Zeit als Schülerin, ich hatte ja das Internat verlassen müssen. Bei der Begegnung war ich vielleicht 17  Jahre alt.
    Sie hatten die Schule wegen disziplinarischer Gründe verlassen müssen, habe ich gelesen.
    Ja.
    Was heißt das eigentlich?
    Heute kann man das gar nicht glauben, so harmlos war das. Heute würde ich wohl als anstrengendes Kind gelten, dem man sich besonders widmen müsste.
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