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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Preis, den die Tochter einer solchen starken Frau dafür gezahlt hat?
    Jede Radikalität, die man für sich in Anspruch nimmt, egal ob im Beruf oder im Privatleben, beinhaltet auch Aggression.
    In welchem Sinn?
    Dahinter steckt immer ein starkes Ego, bis hin zum Egoismus. Das finde ich aber nicht verwerflich.
    Sind Sie ihr da ähnlich?
    Nein, nein, gar nicht, oder sagen wir … weniger? Warten Sie, lassen Sie mich einen Moment überlegen.
    Gerne.
    Man weiß ja selbst oft nicht, wie man auf andere wirkt. Vielleicht müssten Sie dazu Menschen befragen, die mir nahestehen, ob ich auch so radikal bin.
    Die anderen sind gerade nicht hier.
    Gut, lassen Sie es mich so sagen: Vielleicht nehme ich den kleinen Kommandierteufel selbst gar nicht so wahr, der in mir steckt.
    Noch einmal zurück zu Ihrem Sohn Oliver. Sind Sie stolz auf den Weg, den er gegangen ist? Er ist heute einer der erfolgreichen Film- und Fernsehproduzenten des Landes, einer der Geschäftsführer des mächtigen Verleihs Constantin.
    Ich würde jetzt gerne sagen, dass ich das Wort »stolz« gar nicht mag, aber ich finde kein anderes. Ich bin es tatsächlich …
    Iris Berben redet jetzt leiser, flüstert fast. Denn in das Hinterzimmer des Café Einstein, in dem wir bislang alleine waren, haben sich gerade zwei Männer gesetzt, betont unauffällig, beide tragen dunkle Anzüge. Sie sehen aus wie Bodyguards eines berühmten Gastes, vielleicht eines Politikers, der im Gastraum sitzt. Die beiden Männer lesen jetzt jedenfalls Zeitung und geben sich alle Mühe, so zu tun, als hörten sie unserem Gespräch nicht zu.
    (flüstert) Ich kann leiser reden, so dass die beiden Männer nichts hören. (plötzlich laut) NUR BEI SEXUALITÄT (wieder leise) kann ich nicht anders, als lauter zu sprechen. (lacht)
    Sie sind stolz auf Ihren Sohn.
    Ja, das bin ich. Ich weiß ja um die Erwartungshaltung in seinem Job, gerade bei ihm, mit seiner berühmten Mutter, die in derselben Branche erfolgreich ist. Ich weiß um die Häme, die ihm entgegengebracht wurde, um die Fallen und Fallstricke, die ihn erwartet haben und erwarten. Der Bernd, also Bernd Eichinger, hat mir das schon früh gesagt: »Dein Sohn wird seinen Weg machen.« Er war jahrelang eine Art Mentor für Oliver. Ich kannte ihn seit den frühen 70 er Jahren. Er hat einmal zu mir auf seine typische Art gesagt: »Oliver hätte mein Sohn sein können, wenn du dich nicht immer so verweigert hättest!« und zu Oliver hat er gerne gesagt: »Deine Mutter, das war das Arroganteste, was es gab. Da habe ich ihr den Hof gemacht – und nix war! Ich hätte dein Vater sein können!« Jedenfalls hat er Olivers Talent früh erkannt.
    Bernd Eichinger war damals Chef der Constantin.
    Er hat Olivers Produktionsfirma Moovie schon früh übernommen und von da an sehr eng mit ihm gearbeitet. Oliver und ich arbeiten auch viel zusammen, und da erlebe ich, wie er seinen Beruf ausübt. Aber mein Herz fängt natürlich an zu hüpfen, wenn ich von Schauspielern oder allgemein von Menschen, die im Filmgeschäft sind, höre, er habe die Fähigkeit, andere zu motivieren, er könne überzeugen, er kämpfe, wenn es darauf ankomme. Und dass er sich benehmen kann, was in unserer Branche offenbar auffällt. Von Anfang an war mir wichtig, Oliver zu vermitteln: Es gibt kein Parkett der Welt, auf dem es sich nicht lohnt, sich darauf bewegen zu können. Ich habe ihm gesagt: Fühl dich nicht nur auf einem Parkett wohl, sondern auf allen.
    Das ist eines Ihrer Lebensprinzipien.
    Wahrscheinlich, ja.
    Seit wann?
    Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Vielleicht weil ich so früh auf mich selbst gestellt war. Nachdem ich aus den Internaten entlassen war, habe ich bereits im Alter von 18  Jahren allein gelebt. Da hilft dir nur ein guter Instinkt. Und den habe ich, zumindest was Menschen betrifft. Deswegen funktioniere ich ja über die Emotionalität, über die Sinnlichkeit. Das Rationale kommt später. Ich wüsste wirklich nicht, wann mir mein Instinkt einen Streich gespielt hat. Ich konnte mich bislang auf ihn verlassen, auf den unterschiedlichsten Ebenen: ob es meine Begegnungen in Israel waren, die mich politisch geprägt haben, ob es die Männer waren, mit denen ich zusammen war, die mich auf ihre Art geprägt haben. Ich ahne bereits Ihre nächste Frage. Es waren nicht allzu viele, sie sind sehr zählbar. Die One-Night-Stands lassen wir jetzt mal weg, die prägen einen ja nicht, auch wenn sie auf ihre eigene Art schön sein können.
    Weil sie einem Bestätigung
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