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Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass

Titel: Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Autoren: Stephen „Steve-O“ Glover , David Peisner
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den rücksichtslosen, wahnsinnigen Irren Steve-O spielen musste, der ich seit den Anfängen von Jackass war, gab mir irgendwie das Gefühl, das Ganze sei eine gute Aktion. Rückblickend betrachtet war es das auch, doch damals machte es mir schon Angst, dass ich wieder zurück im Scheinwerferlicht einer landesweit ausgestrahlten Fernsehsendung etwas vorführen musste, in dem ich grauenvoll
war – und das auch noch nüchtern.
    Einerseits wollte ich, dass die Welt sah, dass ich mehr zu bieten hatte, als nur den Typen zu spielen, der sich zum Vergnügen der anderen selbst verletzte. Doch andererseits fürchtete ich auch, dass die Welt, wenn sie damit konfrontiert würde, es vielleicht doch nicht so interessant finden würde. Und irgendetwas in meinem Inneren sagte mir, dass es wichtig war, mir weder in die eine noch in die andere Richtung Gedanken zu machen.
    Ich ging mit dem Thema Abstinenz bei Dancing with the Stars wirklich sehr zurückhaltend um. Denn bei jeder Gelegenheit darüber zu plappern, wie ich es geschafft hatte, trocken zu werden, würde nur meinen Fall noch tiefer erscheinen lassen, falls ich irgendwann doch wieder betrunken enden würde. Außerdem erinnerte mich das an meine anfänglichen falschen Motive, mit denen ich die erste Entzugsphase begonnen hatte. Ich durfte keine Vorbild-Rolle für alle anderen übernehmen, ich musste es für mich selbst tun.
    Die ganze Geschichte mit dieser Show war extrem nervenaufreibend. Ich weiß noch, dass ich in der Nacht vor der ersten Folge der neuen Staffel in meinem Bett lag und mich selbst so verrückt machte, dass ich ernsthaft erwog, schon am ersten Tag wieder auszusteigen. Nachdem die Folge gestartet war, fühlte ich mich die ganze Zeit über ausgesprochen unwohl, doch ich glaube, viele Leute, die die Show sahen, haben das gespürt und fanden es irgendwie liebenswert. Ich wirkte so zerbrechlich, so verwundbar, dass schon die kleinsten Dinge das Potenzial zu haben schienen, mich zusammenbrechen zu lassen. Eines Tages fragten die Produzenten an, ob ich nicht ein paar meiner Jackass -Kumpel zu den Proben, die gefilmt wurden, einladen könnte. Das war ein echter Schlag für mein Ego. Was, bin ich euch allein vielleicht nicht gut genug? Da zudem erkennbar war, dass mein Ausscheiden aus der Show immer näher rückte, stieg in mir wieder eine depressive Stimmung auf, die mich aufzufressen drohte. Ich spürte das Gleiche wie damals nach Jackass: Nummer Zwei. Es war fast, als könnte ich in meinem Inneren hören, wie meine Psyche in einer Achterbahn eine Anhöhe hinaufkletterte und auf eine steile, rasante, unabwendbare Fahrt in die Tiefe zusteuerte. Ich dachte: Ist doch egal, ob ich ein Jahr nüchtern bleibe und mich dann wieder zudröhne oder ob ich zwei Jahre nüchtern bleibe. Ich werde sowieso wieder bei Alkohol und Drogen enden. Dann kann ich mich auch jetzt gleich wieder vollknallen .
    Glücklicherweise war ich umgeben von abstinenten Menschen, mit denen ich in Pasadena zusammenlebte, zu denen ich jeden Tag Kontakt hatte und die mich unterstützen. Ein guter Freund namens L. W. sagte zu jener Zeit etwas zu mir, was mir wirklich im Gedächtnis haften blieb. »Keine Regel besagt, dass man sich in der Abstinenz immerzu gut fühlen muss. Du darfst dich auch mal elend fühlen, und manchmal wirst du dich auch elend fühlen. Das ist okay. Aber wenn du dich mies fühlst, gibt es eine todsichere Sache, die du tun kannst und die dir immer helfen wird – benimm dich wie ein Gentleman. Wenn du das tust, hast du etwas, was dir ein gutes Gefühl verschafft.« Diese Worte und diese Vorstellung haben mir echt geholfen, jene düstere Phase zu überstehen. Ich weiß, dass ich es allein nie geschafft hätte.
    Letztendlich bin ich mir nicht sicher, was verblüffender war – dass ich die sechs Wochen Beteiligung an dieser Show bis zu meinem Ausscheiden überlebt habe, ohne wieder zur Flasche zu greifen, oder dass ich überhaupt sechs Wochen in dieser Show dabei sein konnte, ohne vorher der Jury zum Opfer zu fallen. Meine Tanzerei war grauenhaft, doch all die Leute, die anriefen und für mich stimmten, haben mich Woche für Woche am Leben erhalten – vielleicht in vielerlei Hinsicht. Zu wissen, dass es nach all dem fürchterlichen Mist, den ich mir geleistet hatte, immer noch Leute gab, die sich für mich einsetzten, freute mich sehr.

    Nachdem ich Dancing with the Stars überlebt hatte, wollte ich mich zunächst wieder in meinen Winterschlaf zurückziehen. Doch ein Jahr zuvor, als
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