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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht
Autoren: Vampira VA
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diesen Eindruck noch.
    Welches Schicksal der Alten Rasse auch beschieden gewesen sein mochte, das Volk der Vampire konnte nicht mehr jenes sein, das er selbst vor Jahrtausenden begründet hatte.
    Der Kelch, der mehr war als ein bloßes Gefäß, aus dem der Hüter Tod und Leben schenkte, würde ihm Antworten auf viele Fragen bringen.
    Doch wie sie auch ausfallen mochten, diese Antworten - Anum fürchtete sie nicht.
    Denn es war nie zu spät für einen neuen Anfang.
    Die Macht eines Gottes vermochte unendlich vieles zu bewirken.
    Und Anum war entschlossen, diese seine Kraft zu nutzen.
    Zum Wohle seines Volkes.
    ENDE

Wie es wohl sein mag
    Leserstory von Michael Dependahl Teil 2
    Justus ließ dem Jungen Zeit, sich seinem Schmerz hinzugeben, wartete ruhig ab, bedrängte ihn nicht weiter, bis das Schluchzen abebb -te, der Junge ruhiger wurde und schließlich wie ein hilfloses Kind an seiner Brust lag. Thomas hatte dabei die Augen geschlossen und sich fallengelassen. Das einzige, was er noch wahrnahm, waren die Eindrücke seines Geruchssinns.
    Neben dem Salz seiner Tränen roch er vor allem Justus. Eine Mischung aus bittersüßem Schweiß, dem herben Geruch des Cordstoffes seiner Kleidung, Reste kalten Tabakrauchs und über allem lagerte der modrige Duft kalter, feuchter Graberde. Beinahe war es so, als habe der Körper des alten Mannes im Laufe der Jahre bei seiner ständigen Arbeit die Ausdünstungen des Materials angenommen, mit dem er ununterbrochen in Berührung war. Aber konnte das ausreichen, um dieses typischen Aroma an ihm so intensiv werden zu lassen? Was war, wenn es dazu nötig war, immerzu mit lehmiger, kalter Erde in Berührung zu sein? Was war, wenn Justus schon seit langem in einem dunklen Grab gelegen .
    Abrupt schnellte Thomas von Justus Körper, an dem er sich eine tröstende Zeitlang angelehnt hatte, zurück. Sein Odem flog. Aus noch vor Entsetzen geweiteten Augen sah er, wie sich der Brustkorb des alten Mannes unter regelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Er sah die Tränen, die sich aus den faltigen Augenwinkeln in die zerknitterten Ausläufer seines Gesichts verlaufen hatten. Zu seiner Erleichterung sprach der alte Justus ihn schlußendlich auch mit seiner tiefen Stimme an.
    »Was ist los, mein Junge? Was hat dich erschreckt?« fragte Justus besorgt über den plötzliche Wandel im Verhalten der Jungen.
    Der blickte ihn entrückt wie aus weit entfernten Sphären an und wisperte: »Nichts, nichts ... nur ... ach, ich kann an nichts anderes mehr denken!«
    Justus horchte auf. Er spürte, daß Thomas gepeinigte Seele sich einen Spaltbreit geöffnet hatte und bereit war, sich zu offenbaren, um sich dem Schmerz zu entledigen. Er mußte jetzt vorsichtig zu Werke gehen, damit ihm diese Möglichkeit, dem Jungen zu helfen, nicht wieder entglitt.
    »Was ist es, Thomas? Was bedrückt dich so sehr?« fragte er sanft.
    »Es ist ...«, begann der Junge zögernd, holte tief Luft und stieß sie mit einem schweren Seufzen wieder aus, bevor er fortfuhr: »Es ist wegen meiner Mutter. Sie ist tot ... und das läßt mir keine Ruhe!«
    »Ich verstehe«, sagte der alte Mann, zog an seiner inzwischen erloschenen Pfeife, schmeckte nur noch den bitteren Tabaksaft und fügte hinzu: »Das tut mir sehr leid, mein Junge!«
    »Natürlich! Allen tut es nur leid! Nur, was hat mir das bisher genützt? Gar nichts!« reagierte Thomas gereizt auf das Mitgefühl des Alten. »Alle verstecken sich doch nur hinter schönen Worten! Niemanden interessiert wirklich, was nun aus mir wird. Jetzt, wo ich niemanden mehr habe!«
    Der alte Justus konnte sich eines Gefühls tiefer Betroffenheit nicht erwehren, obwohl er es ehrlich mit dem Jungen gemeint hatte, als er ihm versprochen hatte, ihm nach Möglichkeit zu helfen. Aber er hatte auch schon zu oft leere Beileidsbekundungen an den Gräbern mitbekommen. Da konnte er sich denken, wie sich der Junge fühlen mußte.
    »Und was ist mit deinem Vater?«
    »Der ist fort! Ich glaube, er lebt jetzt bei einer anderen Frau, ich weiß nicht, wo. Nach der Einäscherung von meiner Mutter ist er einfach so verschwunden. Betrunken. So, wie er es immer gemacht hat.«
    »Und wer kümmert sich nun um dich?«
    Thomas hob die schmalen Schultern. Justus griff verstört nach dem Arm des Jungen.
    »Du willst also sagen, du lebst ganz allein?«
    »Mein Vater will nichts von mir wissen. Er meint, ich wäre alt genug, alleine klarzukommen. Er zahlt die Miete für unsere ... meine Wohnung, schickt mir Geld für Sachen und
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