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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach
Autoren: Sarah Alderson
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lassen Jack nicht im Stich!«
    Alex zog mich zu sich herum und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er schaute mich ernst an. »Jacks Überlebenschance ist viel größer, wenn wir ihn hierlassen, Lila. Wir können nicht zu ihm, ohne selbst erschossen zu werden. Außerdem können wir ihm hier draußen nicht helfen! Er hat eine viel bessere Chance, wenn sie ihn mit zum Camp nehmen.«
    Ich hatte kein Wort von dem begriffen, was er mir gesagt hatte. Jack hatte die Augen geöffnet und schaute mich an. Für einen kurzen Moment war ich erleichtert, doch schon gewann wieder die Panik die Oberhand. Ich konnte ihn nicht hier liegen lassen! Jack hob langsam den Arm; er hielt immer noch die Pistole, schob sie in Position, bis er zielen konnte. Seine Lippen formten »Geht!«, dann erhob er sich auf die Ellbogen und feuerte.
    »Mach die Tür auf!«, schrie Alex über den Lärm.
    »W-was?«, stotterte ich, die Augen auf Jack gerichtet.
    »Mach die Tür auf!«, wiederholte er. »Ich kann sie nicht erreichen.«
    Ich öffnete sie blindlings. Und wurde plötzlich hochgerissen und wie ein Sack auf den Beifahrersitz geworfen.
    »Kopf runter, schnell!«, schrie Alex.
    Ich gehorchte instinktiv, rollte mich wie ein Embryo zusammen und versuchte, mich auf dem Sitz so klein wie möglich zu machen. Eine Kugel schoss pfeifend heran und schlug in die Seitenwand des Autos ein. Alex rammte den Rückwärtsgang hinein und jagte den Wagen mit aufheulendem Motor auf die Straße. Ich stemmte mich gegen das Armaturenbrett und schaute zu der dunklen Gestalt zurück, die von allen verlassen auf dem Boden lag. Mein Bruder. Dort lag Jack! Ich sah, wie er die Pistole fallen und den Kopf wieder auf den Boden sinken ließ. Alex drückte meinen Kopf tief runter. Tränen schossen mir in die Augen, während ein Kugelhagel in unser Fahrzeug einschlug.
    Wir schlitterten über die Straße. Alex hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet und wir jagten durch die Schwärze der Nacht. Wir rasten auf den Parkeingang zu, in entgegengesetzter Richtung zum dritten Humvee, der in diesem Augenblick über die Straßenkuppe heranbretterte. Ich wünschte, Demos würde sich endlich bewegen. Im selben Moment fuhr das Wohnmobil los und Demos sprang ins Fahrzeug. Die Männer, die er in Starre versetzt hatte, bewegten sich wieder und begannen, in alle Richtungen zu feuern. Zwei von ihnen rannten zu Jack hinüber; einer kickte die Pistole weg, der andere rollte ihn auf den Rücken.
    Alex griff nach meiner Hand. »Lila. Schau mich an. Schau mich an!«, schrie er.
    Ich zwang mich, den Kopf wieder nach vorn zu drehen. Sein Blick brannte sich wie Feuer in meine Augen. »Schau nicht zurück. Schau immer nur mich an. Alles wird wieder gut. Vertrau mir.«

Epilog
    Als der Morgen dämmerte, hielten wir vor einem Rasthaus.
    Alex stieß die Tür auf und stieg aus. Während ich die Beifahrertür öffnete, blickte ich mich auf dem Parkplatz um. Ungefähr ein halbes Dutzend Trucks waren hier geparkt, aber kein Wohnmobil mit Kennzeichen aus West Virginia.
    Zwei Tage waren seit dem Kampf im Joshua-Tree-Park vergangen. Zwei Tage und Nächte voller Angst und Ungewissheit. Immer noch quälte mich die Erinnerung an Jack, wie er blutend und regungslos auf dem Wüstenboden gelegen hatte, und an Ryder, tot neben ihm. Es war kaum auszuhalten.
    Die Sonne ging auf und schickte erste lange Schatten über den Asphalt. Weit und breit war kein Fahrzeug auf dem Highway zu sehen. Unwillkürlich seufzte ich auf. Eigentlich wollte ich gar nicht hier sein, sondern in Oceanside.
    Alex hatte eine Sonnenbrille aufgesetzt. Normalerweise konnte er gut verbergen, was er fühlte, aber jetzt war ihm die wachsende Sorge anzusehen. Immer wieder versicherte er mir, dass es Jack bald besser gehen werde, und ich wollte ihm glauben – aber seine Augen sagten mir etwas anderes.
    Als hätte er meine Gedanken gehört, kam er um das Auto und zog mich an sich. Ich ließ den Kopf gegen seine Brust sinken und fühlte mich augenblicklich getröstet. Alex hob mich hoch und setzte mich auf die Kühlerhaube, und so verharrten wir eine Weile in unserer Umarmung. Ich fühlte mich geborgen wie in einem Kokon. Die aufgehende Sonne wärmte uns.
    »Glaubst du, sie werden uns finden?«, fragte ich schließlich, ohne den Kopf von seiner Brust zu heben.
    »Sie werden kommen«, antwortete er, als wäre nichts anderes denkbar.
    Achtundvierzig Stunden lang waren wir kreuz und quer durch Kalifornien und Nevada gefahren, um die Einheit abzuschütteln.
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