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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod
Autoren: Sara J. Henry
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Kennzeichen – eine Narbe oder ein Muttermal. Obwohl ich vermutete, dass man diesmal auch eine DN A-Analyse durchführen würde.
    Wir sprachen nicht lange miteinander. Ich war erschöpft, Philippe stand unter Schock und wollte eigentlich alles nicht wahrhaben. Hätte er nicht die Leiche seiner Frau gesehen und hätte ich nicht dick verbunden in einem Krankenhausbett gelegen, hätte er vermutlich kein Wort geglaubt.
    Bevor er hereinkam, hatte ich mein Nachthemd ganz hochgezogen. Die Fingerabdrücke seiner Frau an meiner Kehle sollten nicht seine letzte Erinnerung an sie sein.
    Er küsste mich auf die Stirn, bevor er ging. Er wollte sich ein Zimmer in einem nahe gelegenen Motel nehmen und einige Anrufe erledigen.
    Dann kam Thomas vorbei, so knapp nach Philippe, als hätte er auf dem Flur gewartet. Er brachte meine Toilettensachen mit, einige Kleidungsstücke und mein Handy, und diesmal war ich dankbar für seine Gründlichkeit.
    Sein Gesicht war noch grau vor Entsetzen, weil er mich mit einer Frau bekannt gemacht hatte, die versucht hatte, mich umzubringen. Doch als er sich entschuldigen wollte, fiel ich ihm ins Wort. Woher hätte er auch wissen sollen, dass die Frau seines Freundes die Mutter des Kindes war, das ich gerettet hatte? Allerdings wünschte ich, er hätte erwähnt, dass die beiden noch nicht einmal ein Jahr verheiratet waren. Natürlich hätte |321| ich nicht sofort erkannt, dass Marguerite Madeleine war, aber der Groschen wäre vielleicht ein bisschen früher gefallen.
    Thomas berichtete, Vince sei bis ins Mark erschüttert, ungläubig, könne es nicht fassen, dass die schöne, charmante Marguerite, die er in einem französischsprachigen Chatroom kennengelernt hatte, ihre eigene Entführung und ihren Tod vorgetäuscht hatte. Und dass sie in Wahrheit gar nicht seine Frau war, weil sie nicht geschieden oder verwitwet war.
    Vermutlich war er ungeheuer erleichtert, dass seine Kinder sicher im Internat lebten.
     
    Philippe rief an, um mir zu sagen, dass er den Rest des Nachmittags beschäftigt sei. Er musste einige Vorbereitungen treffen. Immerhin war er der Witwer – nachdem er vorher der Hauptverdächtige gewesen war. Ich spielte mit dem Gedanken, Alyssa anzurufen, doch allein der Gedanke erschöpfte mich. Thomas würde Tiger bei ihr abholen und ihr alles erklären. Morgen wollte ich mich bei ihr melden. Die Polizei hatte noch keine Freigabe erteilt, die Story würde ihr also nicht entgehen.
    Den Rest des Tages verbrachte ich allein. Es war mir egal. Ich lag gern im Krankennachthemd im Krankenhausbett und hing meinen Gedanken nach.
    Vielleicht hätte mir ein Psychiater gesagt, ich solle lieber alles ausblenden, die Tablette nehmen, die mir die Krankenschwester angeboten hatte, und den Nachmittag verschlafen. Doch ich musste in Ruhe nachdenken. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Madeleine in Montreal minuziös ihren Abgang und ihr neues Leben geplant hatte. Wie sie geplant hatte, ihr eigenes Kind so lange gefangen zu halten, wie es ihr nützte. Ich durchlebte noch einmal jede Begegnung mit ihr, als ich sie noch für Marguerite gehalten hatte, und jeden Augenblick auf dem Boot und im Wasser. Ich fragte mich, was sie für eine Beziehung zu ihrem Bruder gehabt und weshalb sie ihn zurückgelassen hatte. Ich dachte an die Frau, die sie getötet hatte, ihre Doppelgängerin. |322| Ich fragte mich, wann sie beschlossen hatte, Paul und Philippe zu verlassen und wie es um ihre Psyche bestellt sein musste, wenn diese sie gezwungen hatte, eine völlig neue Identität zu erfinden und ihrer Familie so viel Schmerz und Schaden wie nur möglich zuzufügen, bevor sie sie verließ.
    Dann schlief ich ein.

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    Bevor ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, glaubte ich noch an einen schrecklichen Traum. Dann hörte ich den Rollwagen auf dem Flur, und eine fröhliche Schwesternhelferin servierte mir ein fades Frühstück. Ich aß es, weil ich völlig ausgehungert war. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt zu Abend gegessen hatte. Ich rief Alyssa an und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ich erzählte ihr, wo ich war, nicht aber, was passiert war. Sie würde ohnehin kommen oder anrufen, sobald sie Zeit hatte. Ich fragte mich, wie es Philippe gehen mochte.
    Jameson kam mit einer verlockend riechenden Bäckertüte vorbei und schaute zu, wie ich zwei Croissants verschlang.
    »Möchten Sie wissen, was so läuft?« Ich nickte.
    Dann berichtete er.
    Natürlich war es ein furchtbares Durcheinander: Mehrere
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