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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod
Autoren: Sara J. Henry
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Faust Lösegeld gefordert. Doch dann hatte sie die beiden bei McDonald’s überrascht, als sie ein Kindermenü kauften, und sie zur Rede gestellt.
    Sie waren aus der Stadt geflohen und hatten Paul Medikamente geben und am New Yorker Ufer des Sees aussetzen wollen. Sie war ihnen jedoch auf die Fähre gefolgt und hatte Paul vom Rücksitz des Wagens geholt. Sie beharrten darauf, nicht mehr darüber zu wissen. Niemand konnte beweisen, dass Madeleine auf der Fähre gewesen war, und es hätten durchaus die Männer sein können, die Paul über Bord geworfen hatten. Ich aber glaubte die Wahrheit zu kennen. Ich hatte sie in Madeleines Augen gelesen.
    Jameson versprach mir, mich auf dem Laufenden zu halten, und fuhr nach Hause.
     
    Philippe wollte nicht, dass ich nach Lake Placid zurückkehrte. Ich sollte mich bei ihm in Ottawa erholen, meinen Wagen wollte er nachkommen lassen. Ich widersprach nicht. Im Augenblick war es angenehm, dass jemand anders die Entscheidungen für mich traf.
    Er fuhr mich zu Thomas in die Wohnung und lud die Taschen |329| ins Auto, die dieser schon gepackt hatte. Wegen meiner Verletzungen konnte ich Thomas zum Abschied nicht umarmen, aber er klopfte mir unbeholfen auf die gesunde Schulter und streichelte Tiger, bevor sie auf den Rücksitz sprang.
    »Vielen Dank, Tommy«, sagte ich. Sein Gesichtsausdruck war freundlich und unverbindlich wie immer. Doch ich merkte, dass er mir nicht richtig in die Augen sah, und erkannte, dass er mehr für mich empfunden haben musste, als ich mir jemals vorgestellt hatte. Es war ein Schock, als enthüllte auch er eine geheime Identität.
    Ich hätte nichts mehr sagen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Es war, als verlöre ich jemanden, den ich nie besessen hatte. Vielleicht hatte die Tatsache, dass ich beinahe gestorben war, Thomas wachgerüttelt, so dass er endlich seine Gefühle zeigte. Oder ich hatte früher einfach nicht darauf geachtet – ein Gedanke, der mich noch mehr beunruhigte.
    Durch die Windschutzscheibe sah ich, wie sich Thomas und Philippe herzlich die Hand schüttelten. Dann stieg Philippe ein, und wir fuhren davon. Ich zwang mich, die Augen zu schließen und an nichts zu denken.

|330| 50
    Vier Stunden später bogen wir in die Einfahrt des Tudor-Hauses ein.
    Paul war kräftiger worden; er wirkte größer, sein Gesicht voller. Er tanzte durchs Zimmer und überreichte mir eine riesige Genesungskarte, die Elise mit ihm gebastelt hatte und die mit »Paul und Bear« unterschrieben war. Mitsamt einem schmutzigen Pfotenabdruck.
    Ich kämpfte mit den Tränen, als eine strahlende Elise das Essen auftrug, einen dampfenden Braten auf einem Bett aus Gemüse und dazu ihre selbst gebackenen Brötchen.
    So fühlte sich Zuhause an.
     
    Philippe und ich erzählten Paul, ich hätte einen Unfall auf einem Boot gehabt. Vielleicht würden wir ihm später einmal mehr sagen. Irgendwie war ich davon überzeugt, dass er die Nachricht ruhig aufnehmen würde; er musste gewusst haben, dass seine Mutter ihn nicht liebte.
    Wir sagten ihm auch, dass die bösen Männer, die ihn gefangen hatten, gefasst worden waren, und dass Onkel Claude Geld genommen hatte, das ihm nicht gehörte, und er deshalb eine Weile nicht da sein würde. Wir ließen ihn in dem Glauben, dass die Leiche in Montreal die seiner Mutter gewesen war, obwohl sie jetzt offiziell als Claudes Freundin identifiziert worden war. Irgendwo weinten nun Eltern um ihre Tochter.
    Ich rief Baker an und brachte sie auf den neuesten Stand. Sie war entsetzt. Wir wussten, dass die Welt nicht so war, wie wir |331| sie gerne hätten, aber uns war nicht bewusst gewesen, dass sie so schlimm sein konnte.
    Tagsüber war das Leben schön. Paul hatte viel Spaß in seinem Sommerkurs, lud Freunde ein und besuchte sie zu Hause wie ein normaler, glücklicher Junge. Bear wurde schnell größer und lernte Manieren. Philippe arbeitete viel, kam aber meist zeitig nach Hause und lachte mehr als früher. Er kroch beim Spielen mit Paul auf dem Boden herum, was ich früher nie gesehen hatte. Zach und Dave unternahmen eine Reise nach Burlington und brachten meinen Wagen nach Ottawa. Sie blieben zu einem übermütigen Abendessen, bevor sie nach Lake Placid zurückkehrten.
    Nachts aber lag ich wach. Ich dachte an die Brüder, die Paul zwar gefangen gehalten, ihn aber halbwegs anständig behandelt, ihm Happy Meals und kleine Milchpackungen gekauft hatten. Ich dachte an Claude, der Freundin und Schwester verloren hatte, nur weil er sich von
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