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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele
Autoren: Sandra Gernt
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da erhob sich Madame de Lorville bereits und schritt majestätisch auf Zedrik zu.
    „Ich hatte mich darauf gefreut, dich kennenzulernen, Zedrik, Sohn der Alvahar. Ich habe deine Mutter gekannt.“ Sie gurrte regelrecht und strich über Zedriks Schultern, während sie um ihn herumschritt und ihn abschätzig musterte.
    Jeremy sah das unheilvolle Glühen in Zedriks Augen. Sein Partner hasste es, wenn die Sprache auf seine Mutter kam, die er nie kennengelernt hatte. Er hatte seine Kindheit in einem Waisenhaus verbringen müssen, denn Succubi fraßen ihre Geschlechtspartner auf, um das ungeborene Kind nähren zu können. So war er also von Geburt an elternlos und der Gnade der Wohlfahrt ausgesetzt gewesen. Kein schöner Lebensbeginn, ohne die Liebe eines fürsorglichen Elternpaars.
    „Du bist ein Rebell, ganz wie man es mir geschildert hatte.“ Die Vampirin blieb dicht vor Zedrik stehen. Zähneknirschend hielt Jeremy still, die Hand am Gürtel, in dem er ein geweihtes Stilett verborgen hielt. Er berechnete seine Chancen, lebendig aus dieser Festung zu entkommen, sollte er dieses verdammte Weib abschlachten müssen. Niemand bedrohte seinen Partner, auch nicht die gefährlichste Frau dieser Hemisphäre. Danach würde er ihn in Ruhe selbst eliminieren, aber erst einmal galt es zu überleben.
    „Von meinen Leuten würde niemand es wagen, auch nur an solche Respektlosigkeiten zu denken, die du gelassen ausspricht“, hauchte sie. „Abschaum wie dich würde ich für gewöhnlich nicht in meinem Reich dulden, doch Alvahar war mir eine gute Freundin. Ich will ihr Andenken nicht zerstören, indem ich ihren Sohn so einfach umbringe.“ Sie tätschelte Zedriks Wange mit ihrer schlanken,bleichen Hand, was ein amüsiertes, arrogantes Grinsen auf das Gesicht seines Partners zauberte. Jeremy wagte nicht, sich zu entspannen, obwohl es schien, als wäre Madame Vivienne heute in gutmütiger Stimmung. Zedrik war es jedenfalls nicht; der Himmel mochte wissen, was in dem verkaterten Kopf gerade vorging.
    „Du hast die Schönheit der Mutter geerbt, und nach allem, was man so hört, verschleißt du mindestens genauso viele Männer wie sie.“
    Das entsprach leider beides der Wahrheit; Zedrik war so schön, auf sehr männliche Weise, dass die Leute sich auf der Straße staunend nach ihm umdrehten. Unauffällig kam man mit ihm nirgends hin, seine Ausstrahlung als halber Succubus zog Männer wie Frauen magisch an.
    „Ein Verlust für die Hölle, dass du keine Seelen rauben kannst … Jeder Fürst würde sich alle sechs bis zwölf Finger danach lecken, um dich versklaven zu dürfen.“
    „Es würde ihnen nicht allzu gut bekommen“, murmelte Zedrik mit einem gelangweilten Unterton in der Stimme.
    Madame Vivienne lachte glockenhell. Sie war unglaublich verführerisch, wenn sie es wollte, und im Augenblick wollte sie ganz offensichtlich.
    „Du bist ein unartiger Junge, mein Schöner. Ein unglücklicher,unartiger Junge … Dein armes, mutterloses Herz würde bluten, wenn du genug Seele dafür besitzen würdest, nicht wahr? Du hast den Fluch deiner Mutter geerbt, wusstest du das?“
    „Madame de Lorville, ich denke …“, begann Jeremy mit gewinnendem Lächeln. Es war höchste Zeit einzugreifen! Doch Zedrik starrte ihn nur eisig an und schüttelte den Kopf.
    „Du möchtest mehr wissen?“ Die Vampirkönigin schwebte zurück zu ihrem Stuhl, der wohl lediglich aus Versehen kein Thron war, und ließ sich wieder sehr aufrecht nieder.
    „Ich habe euch beide mit Bedacht gewählt“, fuhr sie fort. „Ihr seid erfahren, erfolgreich und habt schon einige Dämonenfürsten überlebt. Eure Namen sind in der Civitas Diaboli bekannt und nicht unbedingt beliebt. Vor allem aber ist unser Zedrik hier in der Lage, in dieses Reich der Finsternis einzudringen, ohne Rituale und aufwändige Beschwörungen hilfreicher Dämonen. Dafür nehme ich seine … nachlässige Erscheinung gerne in Kauf.“ Ihr Blick streifte herablassend über Zedriks zerknitterte, unrasierte Gestalt. „Wenn Ihr also bitte so freundlich wäret, Taznak in seine Schranken zu verweisen, dann wäre ich geneigt, euch gut zu bezahlen. Mit Geld“, sie nickte in Jeremys Richtung, „und mit Informationen. Ich bin für meine Großzügigkeit bekannt.“ Ihr Lächeln war kühl genug, um nervöse Schauder über Jeremys Rücken zu jagen. Madame Vivienne brauchte nicht auszusprechen, wofür sie sonst noch bekannt war – Geschäftspartner, die sie enttäuschten oder betrogen, pflegten an
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