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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele
Autoren: Sandra Gernt
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selbst er konnte ab und an ein Frösteln nicht unterdrücken. Da Zedrik dank seiner Dämonenaugen kein Problem hatte im Dunkeln zu sehen, machten ihm die getönten Gläser der Brille nichts aus.
    Ein Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk zeigte ihm, dass er noch fünf Minuten hatte. Dann wäre es 08.00 Uhr und Mr. Perfect würde erscheinen. Er sollte sich daher beeilen, die restlichen Spuren seiner Übernachtung verschwinden zu lassen. Eine fettige Pizzapackung verschwand im Mülleimer, gefolgt von dem Inhalt eines übervollen Aschenbechers und der nahezu leeren Flasche Schnaps. Anschließend riss er das Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen. Jeremy konnte abgestandenen Rauch nicht ausstehen. Jetzt musste er sich bloß noch einfallen lassen, wieso er bereits um diese Zeit im Büro war. Sein Blick fiel auf den großen Stahlschrank, der sein liebstes Spielzeug beinhaltete: ihre Waffensammlung. Geweihte Silberkugeln gegen Werwölfe lagerten neben angespitzten Pflöcken für Vampire. Etliche gesegnete Klingen aller Größen und Formen hingen nach ihrem Verwendungszweck sortiert ordentlich nebeneinander und dann waren da noch die Schusswaffen ... Zedrik streckte die Hand aus und strich zärtlich über eine kleine Armbrust, die ihm schon oftmals gute Dienste geleistet hatte. Sie war leicht, handlich und mit ihr konnte er Bolzen verschießen, die mit einem Sud aus Eberesche gefüllt waren. Ein besseres Mittel gegen Dämonen gab es nicht. Gerade als er zu überlegen begann, was sie ersetzen oder auffüllen mussten, hörte er Schritte vor der Tür. Rasch versuchte er ein letztes Mal sein Hemd zu glätten, da tauchte sein Partner auch schon mit gezogener Waffe und wachsamer Miene auf.
     
    ~*~
     
    In der Tür blieb er stehen und musterte Zedrik von oben bis unten. Nahm den schalen Rauchgestank, den Stoffzipfel eines Schlafsacks, der aus dem Spalt einer geschlossenen Schreibtischschublade hervorlugte sowie den Piratenlook seines Partners wahr – und schmolz innerlich dahin. Schmerzhaft war es mitanzusehen, wie Zedrik sich selbst zerstörte mit seiner Suche nach etwas, was es für ihn nicht gab. Es kostete ihn viel Überwindung, missbilligend mit dem Kopf zu schütteln und etwas übertrieben zu seufzen, während er die Waffe sicherte. Ein Glück, dass es nicht wie befürchtet Einbrecher waren, die so früh am Morgen das Büro heimsuchten!
    „Zedrik, wenn ich nicht wüsste, dass dieser Lebensstil dir nicht schadet, hätte ich dich schon längst in die nächste Entzugsklinik geschleppt. Und wenn ich erst selbst eine bauen müsste, damit du Zutritt hast.“
    Zedrik murmelte etwas, das mit viel gutemWillen als Entschuldigung verstanden werden könnte. Wenn man wollte. Der Halbdämon war alles das, was Jeremy nicht sein wollte: Lässig, geheimnisvoll und leidenschaftlich. Sie hatten sich in einem Club kennengelernt, in dem Jeremy mit seinem damaligen Partner David einem Vampir nachgeschnüffelt hatten.
    Nicht. Daran. Denken!, ermahnte er sich rasch. Davids Tod hatte ein Loch in Jeremys Seele hinterlassen. Schuld, die er niemals würde begleichen können.
    Jetzt war allerdings nicht der richtige Moment für Trauer. War seine Miene noch angemessen streng? Zedrik brauchte eine starke Hand. Er war wie ein wilder Teenager, der einfach nicht erwachsen werden wollte. Seine Kampffähigkeiten waren begnadet, er war der beste Armbrustschütze diesseits des Äquators – jenseits vermutlich auch. Sein dämonisches Blut verschaffte ihm Zutritt in finsterste Winkel, die Jeremy niemals gefunden hätte und verlieh ihm Fähigkeiten, die Jeremys Hintern mehr als einmal gerettet hatten. Er konnte im Dunkeln sehen wie eine Katze, war übermenschlich stark und schnell, sprang aus dem Stand mehrere Yards weit oder auch hoch …
    Das alles war keine Entschuldigung dafür, sich wahllos durch sämtliche Betten zu rollen und eine Unzahl gebrochener Herzen zu hinterlassen. Jeder verliebte sich in Zedrik.
    Ich nicht!, dachte er entschlossen. Zedrik war sein Partner. Sein Bruder im Geiste. Ein kleiner Bruder, dem es eindeutig an Erziehung mangelte.
    „Bring den Müll raus“, brummte er schließlich, als er nicht länger mitansehen konnte, wie Zedrik vor schuldbewusster Scham zappelte – gewiss die Hälfte davon gespielt, das war klar.
    „Jawohl, Sir!“ Zedrik salutierte schwungvoll und schnappte sich den Mülleimer, sichtlich froh, einer Gardinenpredigt entkommen zu sein.
    Jeremy hängte den Ledermantel ordentlich auf, strich seine dunklen Haare
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