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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition)
Autoren: Heike Berg
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hinein.   
Robert sah mich genervt an, mit rollenden Augen zogen wir beide wortlos an den
Türgriffen. Völlig synchron stiegen wir aus dem Auto aus und liefen gemeinsam
ins Verderben. So fühlte es sich jedenfalls an.
    Unser
Haus lag direkt im Zentrum, wenn man in einem so kleinen Ort überhaupt von
einem Zentrum sprechen kann. Hier war ja irgendwie alles Zentrum, oder eben
auch nicht. Kaltenbach bestand aus fünf Straßen und einundzwanzig Häusern,
darunter gab es zwei Bauernhöfe und einen Betrieb, der Bio-Eier aus
Bodenhaltung erzeugte. Sogar ein kleiner Getränkehandel war vorhanden, der sich
aber bei genauerem Hinsehen lediglich als Garagenverkauf von Wasser, Bier und
Cola entpuppte. Jeder kannte absolut jeden und Jeder interessierte sich auch
für jeden. Es war die pure Neugier, die die Bewohner bei jeglicher Autobewegung
ans Fenster trieb. Genau so, wie es auch jetzt der Fall war, denn in jedem Haus
um uns herum erspähte ich mindestens eine Person hinter zugezogener Gardine. Obwohl
ich von Natur aus eigentlich eine freundliche Person bin, hatte ich nun aber
wegen meiner schlechten Laune überhaupt keine Lust sie anzulächeln oder gar zu
grüßen. Deshalb ignorierte ich sie einfach und wandte mich meiner Mutter zu,
die vor Stolz gerade zu platzen drohte.    
„Geil, he?“ Mit funkelnden Augen und einer Begeisterung in der Stimme, wie ich
sie selten bei ihr erlebt hatte, lachte sie uns an, als wir alle vor dem Ende
des 18. Jahrhunderts erbauten Fachwerkhaus standen. Anne wurde jetzt richtig
euphorisch.      
Da war es wieder, dieses merkwürdig gespielte Verhalten, so, als ob sie unter
Drogeneinfluss stünde.               
Wie ein aufgescheuchtes Huhn sprang sie unruhig hin und her. Fassungslos stand
ich neben ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß und fragte mich die ganze Zeit
über, von welchem anderen Stern sie bloß kommen mag? Ihre Euphorie war für mich
unbegreiflich, denn schließlich gab es hier absolut nichts. Hier wollte ich
nicht einmal begraben liegen. Aber  das wäre sowieso nicht möglich gewesen, weil
es gar keinen Friedhof gab, geschweige denn eine Kirche.
    „Das
kann doch nur ein schlechter Scherz sein“, sagte Robert mit einem leicht
verächtlichen, aber auch schon wieder lachenden Unterton in der Stimme.
Entsetzt fasste er sich an die Stirn, während seine Augen den dunkelbraun
glänzenden Holzbalken des Hauses folgten, die an den Enden hellblau gestrichen
waren, was farblich so gar nicht zusammen passen wollte. Der Lehm Putz zwischen
dem Gefache bröckelte schon an so vielen Stellen ab, das sogar uns als Laien,
sofort auffiel, dass die gesamte Fassade einer Sanierung bedurfte. Aber dies zu
sehen setzte natürlich voraus auch etwas sehen zu wollen, wozu Anne absolut
nicht bereit war. Mit einer Handbewegung winkte sie alles lapidar ab.      
„Ein bisschen Farbe darauf, dann sieht es wieder aus wie neu!“ Während ich noch
die Augen verdrehte, tanzte sie sich  bereits zur Eingangstür. Weil das Dach
aber auch keinen vertrauenserweckenden Eindruck auf mich machte, lief ich
schnell, mit eingezogenem Kopf, die drei kleinen Beton Stufen zum
Eingangsbereich hinauf und erschrak, als blitzschnell von rechts nach links,
wild fauchend eine braun weiß getigerte Katze vor uns davon floh.               
Ja, hau bloß ab, solange du noch kannst, dachte ich. Lauf Forrest,
lauf! Selbst eine Katze müssteintelligent genug sein, sich hier zu
verpissen.Doch ein paar Meter weiter blieb sie abrupt stehen und
starrte uns genauso neugierig an, wie der Rest der Bewohner.              
„Jetzt übertreibt mal nicht so und wartet doch erst einmal ab bis wir drinnen
sind“,  ermahnte uns Anne verärgert, als sie sich an uns vorbei, auf den Beton Platten
zur Tür schob. Mit den Händen durchsuchte sie die Taschen ihres im wirren Batik
Muster bedruckten Kleides, welches vor meinen Augen nun ein Eigenleben
entwickelte, je länger ich darauf blickte. Meine Augen begannen zu flimmern und
mir wurde ganz schwindelig davon.    
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht zog Anne nun triumphierend einen einzelnen
Schlüssel hervor, mit dem sie freudestrahlend hinüber zu der eben erst
entdeckten  Schaukel und der Baby Rutsche deutete.             
„Schaut doch mal, nebenan ist sogar ein Spielplatz!“ Wollte sie uns jetzt
tatsächlich noch die Lage des Hauses schmackhaft machen? Ich schüttelte
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