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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen
Autoren: Katherine Howell
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ihren Platz einnehmen können.«
    »Schalt es aus«, sagte Ella.
    Murray drehte so leise, dass nichts mehr zu verstehen war. »Er hat aber nicht ganz unrecht.«
    »Ich halte die Amnestie für eine gute Idee.«
    »Du glaubst also nicht, dass er mit den ehrgeizigen Kleindealern recht hat?«
    »Besser, wir versuchen das, als dass wir gar nichts tun.«
    »Nicht, wenn es die Lage verschlimmert«, erwiderte Murray.
    »Wie könnte es noch schlimmer werden? Schau dir doch an, was allein in den letzten Monaten mit Ice passiert ist. Wenn wir Informationen über einige Importeure bekommen und herausfinden, wie sie es ins Land bringen, sitzen nicht nur ein paar Übeltäter hinter Gittern, sondern es sind auch ein paar Kanäle dicht.«
    Murray schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie alle einsperren, die Großen wie die Kleinen. Den Leuten großzügig Straffreiheit zu gewähren ist einfach falsch. Es ist, als würde man die weiße Fahne schwenken: ›Macht, was ihr wollt, es kümmert uns nicht.‹«
    »Als würden für die Kleinganoven, die man dann von der Straße bekommt, nicht noch kleinere nachrücken«, sagte Ella. »Auf diese Weise landen wir wenigstens ein paar größere Schläge.«
    Murray schaltete das Radio aus und setzte sich. Ella blätterte um und beugte sich tiefer über die Seite, aber ihre Gedanken schweiften trotzdem ab. Drei Stockwerke unter ihnen herrschte reger Betrieb im Morddezernat, und sie saßen hier oben in einem staubigen Aktenraum fest. Ihr Chef, Detective Sergeant Kirk Kuiper hatte gesagt, er würde anrufen, wenn er sie brauchte. Sie beugte sich vor, griff nach dem Hörer und lauschte dem Freizeichen, dann legte sie wieder auf. Murray beobachtete sie und seufzte.
    Zwanzig Minuten später machten sie eine Pause. Murray stand vor dem Fenster und schaute hinaus, der dampfende Kaffee in seiner Hand ließ das Glas beschlagen. Ella holte ihr Handy hervor und rief Detective Dennis Orchard an. Sie hatten zusammen die Ausbildung in Newtown gemacht, vor einer halben Ewigkeit, wie es ihr schien, und dann in Hunters Hill gearbeitet, während sie gleichzeitig von der Mordkommission träumten. Dennis war dann vor ein paar Jahren tatsächlich versetzt worden, während sie erbost zurückgeblieben war, überzeugt, ihre Bewerbung würde von einer üblen Clique um den seinerzeitigen stellvertretenden Polizeichef Frank Shakespeare hintertrieben, den sie einmal versehentlich angeherrscht hatte, er solle machen, dass er von ihrem Tatort verschwinde. - Natürlich würde sie Murray gegenüber nie einräumen, wie sein Vater ihrer Meinung nach ihre Karriere blockierte. - Aber vor einigen Monaten hatte Dennis sie zur Mitarbeit am Fall Phillips herangezogen, und das hatte sich endlich wie ein Schritt in die richtige Richtung angefühlt.
    Nur leider könnte es auch einen schnellen Rutsch zurück nach unten bedeuten.
    »Noch keine Nachricht?«
    »Sie rufen eher dich an als mich«, sagte er.
    »Manchmal ist der Empfang hier oben beschissen.«
    »Ach so, klar«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. »Ich schicke eine Brieftaube, wenn sie mich zuerst benachrichtigen und ich dich nicht erreichen kann, okay?«
    Sie steckte das Telefon weg. Murray sah sie an. Sie schüttelte den Kopf.
    Seit der Schießerei waren sechs Monate vergangen, und die Entscheidung des internen Untersuchungsteams war nun jeden Tag fällig. Sie war es in Gedanken tausendmal und öfter durchgegangen, hatte die Entführerin vor dem Hintergrund aus Himmel und Bäumen stehen und ihre Waffe auf das Paar richten sehen, das sich im Gras aneinanderschmiegte. Ella erinnerte sich, wie sie über den Hang gespurtet war und ihre eigene Waffe gezogen hatte. An ihre Stimme, als sie »Fallen lassen! Fallen lassen!« schrie, und an den Moment, in dem sie wusste, sie hatte keine Wahl: Die Entführerin war im Begriff zu schießen. Ella hatte die Luft angehalten und abgedrückt. Da war der Knall gewesen, der Rückschlag und dann der Anblick der Entführerin, die zu Boden stürzte. Und dann hatte sie das Paar erreicht, das sich schluchzend in den Armen hielt, das wunderschöne, wohlbehaltene kleine Kind zwischen ihnen.
    Sie rieb sich über die Stirn, um ihre feuchten Augen zu verdecken, falls Murray sie beobachtete.
    Sie hatte viel über dieses Kind, Lachlan Phillips, nachgedacht, sich ausführlich mit Dennis über den Fall unterhalten und die Kopie ihrer Aussage gegenüber den untersuchenden Detectives so oft durchgelesen, dass die Seiten ganz weich und zerknittert waren. Sie
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