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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen
Autoren: Katherine Howell
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war immer zu der Überzeugung gelangt, es sei zu hundert Prozent gerechtfertigt gewesen, zu schießen, aber man konnte dennoch nicht sicher sein, dass die Entscheidung in ihrem Sinn fallen würde. Obwohl der Besen der Strike Force Gold mehr als nur ein paar Beamte aus ihrer Position oder dem Polizeidienst überhaupt gefegt hatte, und obwohl auf diese Weise viele frische Leute - darunter sie und Murray - einstweilig in die Dezernate versetzt worden waren, konnte ein negativer Bericht des Untersuchungsteams sie in null Komma nichts in ein Vorstadtrevier zurückbefördern. Selbst ein durchschnittlicher Bericht, in Verbindung mit einer durchschnittlichen Leistung während ihrer Versetzungszeit, würde sie ihren Platz wieder kosten.
    Was sie brauchte, war ein großer Fall. Einen sonnenklaren Fall, bei dem die Guten und die Bösen eindeutig zu unterscheiden waren, mit starken, soliden Zeugen, Beweisen wie aus dem Lehrbuch und einem deftigen Urteil am Schluss. Etwas, in das sie sich verbeißen konnte, wo sie ihre Fähigkeiten beweisen und zeigen konnte, dass sie einen Fall zu bearbeiten verstand und eine Dauerstellung verdient hatte.
    Sie starrte auf das Telefon.
     

2
    Lauren erwischte den Bus, der vom Gebäude des State Coroners durch die City bis zu The Rocks fuhr, und ging das obere Ende der George Street bis zur Rettungsstation zu Fuß. Das Rolltor stand offen, und ihr Arbeitspartner Joe Vandermeer unterhielt sich draußen auf dem Gehsteig mit einer Gruppe Touristen. Gelächter wurde laut, als sie sich näherte, und Joe posierte lächelnd neben dem Rettungswagen, während zwei Leute aus der Gruppe Fotos machten. Sie dankten ihm mit schottischem Akzent, ehe sie weiterspazierten.
    Joe lächelte Lauren zu. »Sieh mal an. Neue Stiefel, neuer Gürtel, neuer Binder.«
    »Man muss schick sein, wenn es vor Gericht geht.« Sie riss sich die Krawatte herunter.
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Gut«, antwortete Lauren. »Ich muss trotzdem die Bluse wechseln.«
    »Auftritte vor Gericht bringen mich auch immer ins Schwitzen.« Joe folgte ihr ins Gebäude. »Sie haben einen Mann von Randwick herübergeschickt, aber er hat sich nach ungefähr einer halben Stunde krankgemeldet und ist nach Hause gefahren«, erzählte er durch die Tür des Umkleideraums.
    Lauren warf die schmutzige Bluse in ihren Spind und zog ein frisches Hemd an. Sie knöpfte es zu und vermied es, sich im Spiegel anzusehen. »Hattest du viel zu tun?«
    »Nö. Und nichts Interessantes dabei.«
    Sie stieß die Tür auf. »Gut so. Wäre ja noch schöner, wenn du dich hier ohne mich amüsieren würdest.«
    Er grinste. »Das habe ich der Zentrale auch erzählt. Ich sagte, sie müssten sich die guten Sachen für heute Nachmittag aufheben.«
    Das Telefon läutete. Joe machte einen Satz und riss es an sich. »Rocks, Joe.« Er beugte sich über ein Stück Papier. »Okay, ja, verstanden.« Er legte auf und zeigte Lauren beide erhobene Daumen. »In Woolloomooloo weint ein Mann.«
    »Was für ein Mann?«
    »Irgendein Mann, keine Ahnung«, sagte er. »Die Nachbarin hat die Zentrale verständigt und gesagt, sie kann diesen Kerl durch die Wand weinen hören.«
    »Und das nennst du einen guten Einsatz?« Lauren griff sich ihre Tasche und die Schlüssel und folgte Joe in den Rettungswagen. »Hat sie mal überlegt, an die Tür zu klopfen und zu fragen, ob alles in Ordnung ist?«
    »Ein Anruf, ein Wort, und wir sind vor Ort.« Joe stieg auf der Beifahrerseite ein.
    »Das ist doch Mist.« Lauren schlug ihre Tür zu. »Stell dir das Gesicht von dem Mann vor, wenn wir auftauchen. Wenn wir mit ihm gesprochen haben, sollten wir noch mit dieser Nachbarin reden.« Sie ließ den Motor an und fuhr aus der Wache.
    Joe schloss das Rolltor per Fernbedienung. Lauren machte Blaulicht und Sirene an und zwängte sich in den Verkehr auf der George Street.
    »Ich weiß nicht, ob es so dringend ist«, sagte Joe.
    »Ein Anruf, ein Wort, und ich geb Gas.«
    »Das reimt sich nicht«, sagte Joe. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Weil ich nicht reimen kann?« Sie drückte auf die Hupe und ließ die Sirene schriller heulen, als sie sich einer roten Ampel näherten.
    »Du bist so hibbelig.« Er schaute aus dem Fenster. »Frei auf meiner Seite.«
    Lauren beschleunigte über die Kreuzung. »Das macht das Gericht.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Joe. »Da oben im Zeugenstand habe ich jedes Mal das Gefühl, als wäre ich derjenige, der in Schwierigkeiten steckt, und nicht, als sei ich nur da, um zu beschreiben,
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