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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen
Autoren: Katherine Howell
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Spalt.
    Am anderen Ende des Raums ging es in eine kleine Kochnische. Leere Fast-Food-Tüten bedeckten die Anrichte und ergossen sich auf den Boden. Lauren sah die Ecke eines Kühlschranks. Links von ihr war noch eine Tür, die vermutlich zum Schlafzimmer und Bad führte. Die ganze Wohnung stank nach verdorbenem Essen und verstopften Abflüssen.
    Sie begegnete Joes Blick wieder. Der Mann drückte ihm den Ellbogen hoch unter das Kinn, und es war eindeutig, dass er nicht sprechen konnte.
    Lauren schluckte. »Haben die Stimmen Ihnen das befohlen?«
    »Stimmen.« Der Mann zerrte Joe rückwärts durch den Raum bis zur Wand und drückte dagegen.
    »Ich überlege nur, warum Sie das machen«, sagte Lauren. »Was sollen wir tun?«
    »Gehörst du zu ihnen?«
    »Joe und ich sind vom Rettungsdienst«, sagte sie. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.«
    »Wie haben Sie die Nachricht erhalten? Kam sie von denen oben?«
    »Ihre Nachbarin hat uns angerufen.«
    Die Augen des Mannes funkelten. »Gott kriegt euch, keine Angst.«
    »Warum lassen Sie Joe nicht los?«, fragte Lauren.
    Irgendwo in der Stadt heulte eine Sirene. Der Mann schien bei ihrem Klang noch einmal um zehn Zentimeter zu wachsen. »Diese Teufel!«
    Das sah schlimm aus. Mit jemandem, der so völlig jeden Kontakt zu Logik und Realität verloren hatte, konnte man nicht mehr vernünftig reden.
    Lauren wünschte, Joe wäre frei, und sie könnten zusammen beratschlagen, was zu tun sei. Sein Gesicht lief allmählich violett an. Er blinzelte Lauren zu. War es eine Art Code, oder hatte er nur trockene Augen?
    Die Sirene wurde leiser und verebbte im Lärm der Stadt.
    »Bitte lassen Sie Joe los«, wiederholte sie. »Lassen Sie ihn los, und wir spazieren einfach zur Tür hinaus und lassen Sie in Ruhe.«
    Der Mann klickerte mit den Zähnen und spähte zum Fenster.
    Lauren machte einen halben Schritt vorwärts. »Wenn Sie da hinausschauen müssen, können Sie Joe nicht gleichzeitig festhalten.«
    Der Mann schien darüber nachzudenken. Er löste den Arm von Joes Hals, und Lauren sah, dass das Messer Joes Haut geritzt hatte. Blut tropfte auf den Kragen seines weißen Hemds. Der Mann trat zur Seite und hielt die Messerspitze auf Joes Brust gerichtet. »Zieh dein Hemd aus. Lass mich die Drähte sehen.«
    »Da sind keine Drähte.« Joes Stimme war heiser. Er räusperte sich.
    »Lass mich sehen!«
    Joe begann, das Hemd aufzuknöpfen.
    »Du auch«, sagte der Mann zu Lauren. Als sie zögerte, täuschte er einen Stich gegen Joes Brust an. Sie hob beschwichtigend die Hände und fing an, die Bluse aufzuknöpfen.
    »Sehen Sie?«, sagte Joe. »Keine Kabel.«
    »Setzt euch. Hierher. Rücken an Rücken.«
    Lauren setzte sich in BH und Uniformhose auf das rissige Linoleum. Der Mann nahm eine breite Roller Gafferband zur Hand und fesselte ihnen die Hände auf den Rücken, dann wickelte er das Band um ihre Körper. Seine Nähe verursachte ihr eine Gänsehaut, und sie roch seinen Schweiß so wie sie den von Thomas in jener Nacht in der Gasse gerochen hatte. Ihr Herz schlug heftiger, und das Band zerrte an ihrer Haut. Schweißtropfen liefen an ihr hinab, und sie fragte sich, wie viele es brauchen würde, damit das Band seine Klebrigkeit verlor.
    Der Mann ging zum Fenster und lugte hinaus.
    Joes Rücken drückte warm und feucht an Laurens. »Alles okay?«, flüsterte er.
    Der Mann sah sich um. Sie presste sich an Joe und sagte nichts. Als der Mann sich wieder zum Fenster drehte, flüsterte sie: »Was machen wir jetzt?«
    »Du hättest weglaufen sollen.«
    Sie rieb ihre Schulterblätter an seinen, um ein entschiedenes Nein auszudrücken.
    »Teufel!«, schrie der Mann aus dem Fenster.
    Irgendwer müsste jetzt doch aufmerksam werden, dachte Lauren.
    »Teufel, ihr alle!«
    So ist es richtig. Sag es ihnen!
    Sie spürte, wie Joes Finger in den Bund ihrer Hose glitten, dann zog er sie wieder heraus. Sie saß still. Was tat er da? Er zerrte an etwas, dann spürte sie, wie sich ihr neuer Gürtel um ihren Körper zu drehen begann. Er zog ihn durch die Schlaufen. Sie verlagerte ihr Gewicht, damit die Schnalle jeweils leichter durchrutschen konnte, während sie beobachtete, wie sich der Mann am Fenster duckte und hin und her schaukelte. Er sah aus, als würde er Schüssen ausweichen. Außerirdischen und ihren Laserstrahlen.
    Joe hörte auf, an ihrem Gürtel zu zerren. Sie spürte, wie er kurz straff gezogen wurde und sich dann lockerte. Er hatte die Schnalle geöffnet. Seine Hände arbeiteten zwischen ihrer beider
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