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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen
Autoren: Katherine Howell
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Rücken. Er drückte die Gürtelschnalle in ihre Hände, und sie nahm sie und fühlte, wie Druck auf sie ausgeübt wurde - er versuchte, das Band um sein Handgelenk mit dem Dorn der Gürtelschnalle durchzuwetzen. Sie spürte seine Unterarme an ihrem Körper, merkte, wie die Haut vom Schweiß seiner Anstrengungen glitschiger wurde.
    Der Mann zog einen Milchkasten zum Fenster, kauerte sich darauf und spähte nach draußen. Lauren hoffte, dass er sie vergessen hatte. Vielleicht konnten sie sich befreien, ehe sie ihm wieder einfielen.
    Sie fragte sich, wie spät es war, wie viel Zeit vergangen war, seit sie in der Zentrale angerufen hatte. Inzwischen hatten sie sicherlich jemanden losgeschickt, der nach ihnen sah, nachdem sie festgestellt hatten, dass sie über Funk nicht erreichbar waren. Bestimmt würden sie nicht hier in dieser Wohnung sterben. Aber nur zu leicht konnte sie im Geiste all die Mordschauplätze verschmelzen, an denen sie gewesen war, die zusammengesackten Körper, die durchschnittenen Kehlen, die Fingerspuren im Blut, die vom letzten Kampf zeugten.
    Joes Rücken überragte ihren eigenen, und wenn sie den Kopf zurücklegte, kam er in seinem Nacken zu ruhen. Sie tat es nur einen Moment lang, dann wurde ihr klar, dass es seine Armbewegungen störte, aber selbst in dieser kurzen Zeit nahm sie wahr, dass sie zusammenpassten wie gegossen.
    Der Mann stand auf. »Teufel!«, stieß er hervor und blickte auf etwas in der Straße hinunter. Die Polizei?
    Der Mann murmelte vor sich hin und fuchtelte ruckartig mit dem Messer. Lauren versuchte zu schlucken. Ihr Mund und ihre Kehle waren trocken. Die Luft war heiß. Das hatten sie und Joe nicht verdient. Sie wollten nur helfen. Sie war nicht religiös, und sie glaubte nicht an Karma, aber sie fragte sich dennoch, ob das hier die Strafe dafür war, dass sie Thomas hatte entkommen lassen und dann vor Gericht gelogen hatte.
    Nein. So durfte sie nicht denken. Sie wusste, dass das Leben nicht so funktionierte. Wie viele anständige Menschen hatte sie verletzt oder tot gesehen, nur weil sie im falschen Moment am falschen Ort gewesen waren? Was war mit betrunkenen Fahrern - wie Kristi, aber vor diesem Gedanken schreckte sie zurück; wie viele von ihnen hatte sie ohne einen Kratzer aus ihren Autowracks klettern sehen, während die Familie, die ihnen entgegengekommen war, schreiend in ihrem zertrümmerten Wagen lag? Das allein reichte ihr als Beweis, dass sie nur hier waren, weil sie zufällig Dienst hatten und sich in der Nähe aufhielten, als der Anruf kam.
    Draußen erklang kurz ein Sirenenton. Lauren stellte sich einen Polizisten vor, der einen Autofahrer aus dem Weg scheuchte. Wie würden sie die Sache hier anstellen? Würden Polizisten die Tür eintreten und in die Wohnung strömen? Sie lauschte angestrengt, ob sich im Treppenhaus Menschen sammelten, ob sie das Scharren von Stiefeln und das leise Klirren von Ausrüstung hörte.
    Die Aufmerksamkeit des Mannes wurde von etwas auf der anderen Straßenseite gefangen, oberhalb von ihnen. Er ging in die Hocke, dann flitzte er zur Seite und schlug schließlich das von der Folie bedeckte Fenster zu. Er drückte sich mit dem Gesicht zu ihnen an die Wand, richtete die Augen zur Decke und murmelte vor sich hin. Lauren hoffte, dass er Polizei auf der anderen Straßenseite entdeckt hatte, die in die Wohnung spähte. Sie hoffte, dass man sie und Joe aneinandergefesselt auf dem Boden gesehen hatte, dass man wusste, wo sie sich befanden, wie weit der Mann entfernt war, zumindest in diesem Moment.
    Joe änderte den Winkel. Seine Bewegungen wirkten zunehmend verzweifelt. Die Ecken der Gürtelschnalle drückten sich in Laurens Handflächen, und sie spürte die Spannung des Bandes unverändert straff auf sie einwirken. Die Zunge hatte nichts durchtrennt.
    Der Mann packte sein eigenes Hemd und hieb mit dem Messer danach. »Teufel!« Die Haut unter dem Hemd war blass wie ein Fischbauch in dem düsteren Licht. Es wurde immer heißer im Raum, das Atmen fiel zunehmend schwerer. Lauren spannte ihren Bizeps und stellte das Band an ihren Armen auf die Probe, aber der Schweiß bewirkte nichts.
    Joe hörte auf zu schneiden. Seine Finger nahmen ihr die Gürtelschnalle aus der Hand, dann legte er seine Handflächen in ihr Kreuz und wölbte die weit gespreizten Finger um ihre Hüften. Seine Haut war warm. Sie presste die Schultern an ihn. Er korrigierte seine Handstellung, wie um nach einem besseren Griff zu suchen, dann stieß er Lauren nach links.
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