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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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richtige Mittel verabreicht, ohne sie vorher zu untersuchen. Woher sollte sie also wissen, was ihr überhaupt fehlt?«
    »Weil … weil …« Der Heiler schluckte schwer. Ihm war nicht entgangen, dass es in der Menge vor dem Wagen inzwischen merklich leiser geworden war. Die zuvor noch begeisterten Zuschauer verfolgten mittlerweile die Unterhaltung der beiden Männer mit wachsendem Interesse. »… weil Madame Mysterious über Fähigkeiten verfügt, die eine gewöhnliche Untersuchung überflüssig machen. Sie hat instinktiv gespürt, was der jungen Lady fehlt. Und dann dementsprechend gehandelt.«
    »Wollen Sie also behaupten, dass sie Carlotta noch niemals zuvor gesehen haben?«
    »Ganz genau«, bestätigte Ewans mit einem eindringlichen Nicken.
    »Tatsächlich? Weshalb hat die dann gewusst, dass dieser Wagen heute in White Bird Halt macht und dass nur ihr diejenige seid, die ihr helfen können?« Bailey zeigte mit dem spitzen Finger auf sein Gegenüber, das mit jeder Sekunde nervöser wurde. »Für mich sieht das nach einem abgekarteten Spiel aus. Könnte es sein, dass ihr der Kleinen irgendein Zeug verabreicht habt, von der sie erst krank geworden ist? Das würde zumindest erklären, weshalb diese seltsame Madame Soundso auf der Stelle gewusst hat, was zu tun ist.«
    »Aber … das ist doch kompletter Unsinn.«
    »So? Weshalb fragen wir dann nicht einfach Carlotta selbst, was es mit ihrer seltsamen Krankheit auf sich hat? Nachdem es ihr nun schon wieder so viel besser geht, ist sie bestimmt gerne bereit, uns Rede und Antwort zu stehen.«
    »Das … das kommt überhaupt nicht in Frage.« Ewans sah sich kurz über die Schulter hinweg zur Vorderseite des Wagens um, wo die beiden Frauen unter der Plane verschwunden waren. Die zwei Zugpferde, die noch immer eingespannt waren, schienen die Anspannung ihres Besitzers instinktiv zu spüren und zerrten unruhig an ihrem Geschirr. »Sie braucht absolute Ruhe. Deshalb dürfen wir sie jetzt auf keinen Fall stören.«
    »Das ist doch nichts weiter als eine billige Ausrede. Wenn du sie nicht holst, werde ich sie eben selbst fragen.«
    Der Pferdezüchter wollte vom Pferd auf das Podium steigen.
    »Bleib, wo du bist, du neugierige Ratte!« Ewans schleuderte ihm die Arzttasche mit einer solchen Wucht gegen die Brust, dass Bailey seitlich aus dem Sattel rutschte.
    Dem gelang es nur mit äußerstem Geschick, das Gleichgewicht nicht zu verlieren und sich auf dem Rücken seines Braunen zu halten.
    Ewans wirbelte herum.
    Er wollte zum Kutschbock stürmen.
    Aber Bailey hatte bereits seinen Merwin & Hulbert Army aus dem Holster gerissen. Blitzschnell legte er damit auf den angeblichen Arzt an.
    »Bleib stehen, du gottverdammter Bastard!«, befahl er, den Zeigefinger am Abzug. »Wir sind noch nicht miteinander fertig! Entweder, du spuckst sofort aus, was Sache ist, oder ich werde dich …«
    Das Krachen eines Revolvers unterbrach seine Aufforderung lautstark.
    Am Merwin & Hulbert sprühten Funken auf, als eine Kugel gegen das Metall der Trommel traf.
    Die Waffe wurde Bailey aus den Fingern geschleudert. Sich mehrmals überschlagend, wirbelte sie durch die Luft, bevor sie schließlich vor den Vorderhufen seines Braunen zum Liegen kam.
    Der Pferdezüchter sprang aus dem Sattel, um sie wieder einzusammeln.
    Das wohlplatzierte Geschoss, das den Revolver erwischt hatte, stammte aus Lassiters 38er Remington.
    Er hatte den Lärm des Streits bis auf den Heuboden hinauf gehört. Daraufhin war er zu einer Ladeluke gestürmt, um nachzusehen, was auf dem Marktplatz vor sich ging. Er entdeckte den Zwist bei dem bemalten Wagen sofort, konnte aber kein Wort von dem verstehen, was die beiden Männer sich gegenseitig an den Kopf warfen.
    Doch als einer von ihnen nach seinem Revolver griff und damit auf seinen offensichtlich unbewaffneten Gegner anlegte, beschloss Lassiter in das Geschehen einzugreifen.
    Eine außergewöhnlich ruhige Hand und ein sicheres Auge waren vonnöten, um ein so kleines Ziel aus dieser Entfernung zu treffen.
    Lassiter verfügte über beides.
    Nachdem er dem Reiter den Revolver aus der Hand geschossen hatte, war für ihn die Sache vorläufig erledigt.
    Doch das schien unten auf dem Platz keiner zu begreifen.
    Unter den Zuschauern brach Panik aus.
    Von der Entwicklung der Ereignisse völlig überrascht, hatte niemand mitbekommen, von wo der Schuss gekommen war. Dementsprechend chaotisch war die Reaktion der Menge.
    Die Leute stürmten in alle Himmelsrichtungen davon, um sich vor
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