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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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nur ihr helfen könnt. Da habe ich sie einfach auf mein Pferd gepackt und hierher geschafft.«
    »Verstehe.« Ewans’ Augen verengten sich misstrauisch zu schmalen Schlitzen. Ihm war deutlich anzusehen, dass er sich insgeheim fragte, wie weit er dem fremden Reiter über den Weg trauen konnte.
    Patricia schob sich hinter ihn. »Sie hat den Trank schlechter vertragen, als ich das vorgesehen hatte. Wahrscheinlich war er zu stark«, raunte sie ihm durch die Zähne hindurch zu. »Sie braucht das Gegenmittel. Sofort. Wir können sie unmöglich einfach verrecken lassen. Vor den ganzen Leuten hier wäre das eine äußerst schlechte Reklame für uns.«
    Das war ein Argument, das auch ihren argwöhnischen Begleiter überzeugte. »Okay, bring sie her«, rief Ewans dem Reiter zu.
    Die Menge teilte sich, als Bailey sich mit seinem Braunen einen Weg bis zum Podium bahnte. Dort hob er das benommene Girl direkt vom Pferderücken auf die kleine Bühne. Carlotta hatte nicht die Kraft sich auf den Beinen zu halten, sondern sank ermattet auf die Bretter.
    Patricia hatte inzwischen eine kleine Flasche unter der Wagenplane hervorgeholt. Sie ging neben der jungen Frau in die Knie.
    »Trink das«, forderte sie die Kranke auf, als sie ihr das Gefäß an die Lippen setzte. »Dann wird es dir gleich besser gehen.«
    Carlotta war viel zu geschwächt, um sich gegen die Behandlung zu wehren. Obwohl das widerliche Gebräu einen fauligen Geschmack in ihrem Mund verbreitete, schluckte sie ein knappes Drittel davon.
    Sie begann zu husten.
    Wenige Sekunden später schlug sie die Augen auf.
    Es waren keine zwei Minuten vergangen, da war sie stark genug, um sich aus eigener Kraft aufzurichten.
    »Wie … wie fühlst du dich?«, fragte Bailey noch aus dem Sattel heraus. Ihm stand grenzenloses Erstaunen ins Gesicht geschrieben.
    »Schon viel besser.« Carlotta presste sich die Hände gegen die Schläfen. »Mir ist zwar noch fürchterlich schwindelig und ich bin müde, als hätte ich tagelang in einem Bergwerk geschuftet. Aber die brennenden Schmerzen in meinen Eingeweiden sind endlich verschwunden.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. An manchen Stellen setzte sogar verhaltener Beifall ein.
    Das zog die Aufmerksamkeit von zwei Männern auf sich, die mehrere Stände entfernt gerade dabei waren, sich mit geschnittenem Tabak einzudecken.
    »Was ist dann da vorne los?« Tom Bradshaw reckte den Hals, um zu erkennen, was der Applaus bedeutete.
    »He, mich laust der Affe.« Wynham rammte ihm den Ellenbogen in die Seite. »Ist das nicht einer der Kerle, denen wir am Oakwood Lake die Hölle heißgemacht haben?«
    »Stimmt. Du hast recht. Was hat der hier zu suchen?«
    »Keine Ahnung. Warum gehen wir nicht einfach näher ran, um das rauszufinden?«
    »Gute Idee. Je mehr wir über ihn wissen, desto besser.«
    Bradshaw warf dem Tabakhändler zwei Münzen hin, dann schoben sie sich dem bemalten Planwagen entgegen.
    Dort hatte Ewans inzwischen damit begonnen, sich ausgiebig in der Aufmerksamkeit des Publikums zu sonnen. »Was sagen Sie nun, Ladys und Gentlemen? Hat Ihnen Madame Mysterious ihre unglaublichen Fähigkeiten nicht eindrucksvoll bewiesen?«, fragte er mit theatralisch ausgebreiteten Armen vom Podium herunter. »Sehen Sie sich dieses junge Ding an! Vor wenigen Minuten noch todgeweiht – nun wieder das blühende Leben!«
    »Das ist vielleicht etwas übertrieben«, erklärte Patricia mit einer bescheidenen Geste. »Um wieder völlig in Ordnung zu kommen, muss sie sich noch ein bisschen ausruhen. Ich bringe sie in unseren Wagen. Da kann sie sich hinlegen.« Sie zog Carlotta auf die Füße und schob sie – sanft, aber bestimmt – dem Gefährt entgegen.
    »Ist das nicht einfach wunderbar?«, wandte sich Ewans wieder der Menge zu. »Wenn es Madame Mysterious gelingt, die junge Dame so schnell wieder auf die Beine zu bringen, dann sind Ihre Krankheiten für sie erst recht ein kleines Problem, das sich mühelos beseitigen lässt. Deshalb kauft unsere Mixturen, Herrschaften! Nur zehn Dollar die Flasche! Das ist gut angelegtes Geld, denn …«
    »Augenblick mal«, unterbrach Bailey den Redefluss des angeblichen Doktors. »Irgendwie kommt mir diese ganze Sache reichlich merkwürdig vor!«
    »Was soll das heißen?« Ewans wandte ihm alarmiert das Gesicht zu.
    »Dass ich glaube, dass diese urplötzliche Heilung nichts mit medizinischem Können zu tun hat.« Bailey setzte sich aufrecht im Sattel zurecht. »Diese merkwürdige Lady hat Carlotta sofort das
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