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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen
Autoren: Jack Slade
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den Verkaufsveranstaltungen vorgesehen war. Es reichte ihr bis zu den Fußknöcheln hinab. Die Bündchen der langen Ärmel waren, genauso wie der hochgeschlossene Kragen, mit blutroter Spitze besetzt. Dass dem männlichen Teil des Publikums trotzdem ihre weiblichen Vorzüge nicht vollständig verborgen blieben, dafür sorgte eine ovale, ebenfalls mit Spitze eingefasste Öffnung, durch die sie den Ansatz ihrer mächtigen Brüste wie in einer Theaterloge präsentierte. »Nur noch ein paar letzte Handgriffe, dann kann es losgehen.« Eine Puderwolke stieg auf, als sie sich mit einer Quaste über das Gesicht tupfte. Die blassen Züge zusammen mit dem schwarzen Haar, den dunkel geschminkten Augen und den knallroten Lippen ließen sie zu einer beinahe unwirklichen Erscheinung werden.
    »Ich geh schon mal raus, um ein bisschen Stimmung zu machen.« Ewans näherte sich dem Hinterausgang. »Komm einfach nach, wenn du hier drin alles erledigt hast.« Er hatte die Plane schon ein Stück beiseitegeschoben, hielt dann aber doch noch einmal inne. »Ach ja, hast du Carlotta schon irgendwo gesehen? Ist sie auf ihrem Posten?«
    »Bisher noch nicht.« Patricia ließ die Puderquaste zurück in den Tiegel fallen. »Aber du kennst sie doch. Wenn man ihr nicht ständig Beine macht, trödelt sie immer herum.«
    »Aber wir brauchen sie doch. Ohne ihre publikumswirksame Heilung wird das Geschäft nur halb so gut laufen.«
    »Sie wird schon noch kommen. Verlass dich drauf.« Ein listiges Lächeln umspielte die Lippen seiner Mitarbeiterin. »Sie braucht uns nämlich noch viel dringender, als wir sie. Das wird sie sehr schnell begreifen.«
    »Okay, wenn du das sagst, wird es wohl so sein.« Ewans hielt sich den Zylinder fest, dann schlüpfte er nach draußen.
    Der Wagen stand am Rand des Marktplatzes. Ein knappes Dutzend Zuschauer hatte sich davor versammelt. Ein interessiertes Raunen setzte ein, als Ewans auf das provisorische Podium kletterte, das die eine Längsseite des Fuhrwerks einnahm.
    »Ladys und Gentlemen, ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen.« Ewans hob die Hände und brachte damit das Gemurmel fast vollständig zum Verstummen. »Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Doktor Cure. Ich bin ein erfahrener Arzt, der sich mit allen Arten von Krankheiten und Gebrechen bestens auskennt. Egal, ob Keuchhusten oder Schlangenbiss, Schusswunde oder eitriges Geschwür – bei mir sind Sie immer in besten Händen. Für jedes Ihrer Probleme habe ich immer ein offenes Ohr.« Er ließ den Blick über das Publikum wandern, der schließlich auf einer wohlbeleibten Dame mittleren Alters hängenblieb, die aus der vordersten Reihe seinen Auftritt gespannt verfolgte. »Sie können mir alles anvertrauen. Auch wenn es im Schlafzimmer nicht mehr ganz so klappt, wie es das eigentlich sollte. Es wäre mir eine Ehre, dort für frischen Wind zu sorgen, wo sonst nur noch eine müde Flaute herrscht. Selbst wenn das bedeuten würde, dass im Notfall mein tatkräftiger persönlicher Einsatz vonnöten ist. Normalerweise gehören Hausbesuche eigentlich nicht zu meinem Angebot. Aber bei einer so hübschen Lady wie Ihnen würde ich mit Vergnügen mal eine Ausnahme machen. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als eine Kerze ins Fenster zu stellen, wenn ihr Gatte mal wieder unterwegs ist. Der Rest wird sich dann schon ergeben.« Die Frau – und auch andere Zuschauer – begannen zu lachen, während der Glatzkopf in ihrer Begleitung hochrot anlief, nach Luft schnappte und die Bretterbühne mit entrüsteten Blicken bombardierte.
    Das war die Reaktion auf die Ewans gehofft hatte. Nun war ihm die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. »Aber manchmal gibt es auch Situationen, an denen die moderne Medizin an ihre Grenzen stößt«, fuhr der selbsternannte Arzt fort. »Dann ist es gut, wenn man auf den reichen Wissensschatz uralter Traditionen zurückgreifen kann. Auf Geheimnisse, die in der rätselhaften Gilde der Heilerinnen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Geheimnisse, wie nur eine sie kennt – Madame Mysterious .« Er machte eine galante Handbewegung zum Kutschbock, wo mittlerweile eine schwarzgekleidete Gestalt erschienen war.
    Patricia.
    Sie rührte sich nicht. Stattdessen musterte sie das Publikum mit hoheitsvoller Miene; gerade so, als erwäge sie den sofortigen Rückzug, sollte ihr von dort nicht genügend Ehrerbietung entgegengebracht werden.
    Erst als Doc Cure herantrat und ihr höflich den Arm anbot, stieg sie zu ihm auf das Podium
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