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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman
Autoren: Emma Wildes
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schien mir angemessen und zu meinem Vorteil, wenn ich diese Angelegenheit wie ein Mann ganz geschäftsmäßig angehe. Colins Studierzimmer schien mir ein passender Treffpunkt zu sein. Ich ließ Lord Fitch hineinführen, als er auf meine Nachricht reagierte und hier vorsprach.«
    Wenigstens kamen sie jetzt langsam voran. Luke stand auf. »Bringt mich dorthin. Wir werden die Sache irgendwie regeln.«
    Als ob man es regeln konnte, wenn ein toter Lord im Studierzimmer eines Mannes lag. Aber er war bereit, sein Bestes zu geben.
    Für sie wollte er alles geben. Denn obwohl er es sich nicht selbst eingestehen wollte, hegte Luke eine Bewunderung für Lady Brewer, die über ihre unvergleichliche Leidenschaft und ihre unbestreitbare Schönheit hinausging. Da er aber seine Gefühle genauer definieren müsste, wenn er länger darüber nachdachte, vermied er in diesem Punkt allzu intensives Grübeln. Aber er war schließlich sofort angerannt gekommen, als sie nach ihm rief …
    Das sprach Bände. Die Rolle des Ritters in strahlender Rüstung verabscheute er normalerweise.
    Mit hölzernen Bewegungen, die ihn wieder an den Schock erinnerten, den sie erlitten haben musste, stand Madeline auf. Sie sagte kein Wort, als sie den Salon verließ und ihn den Korridor entlangführte.
    Ihre Hoffnung, es müsse alles nur ein bizarrer Traum sein, wurde zerschlagen. Denn unglücklicherweise lag Lord Fitch immer noch schlaff neben dem Kamin auf dem Boden. In seinem eigenen Blut. Das ist wirklich schade, dachte Madeline. Den Teppich hatte sie immer sehr gemocht, obwohl er zum Teil vom Sonnenlicht ausgebleicht war, das spätnachmittags durch die Fenster in den Raum fiel. Seit Colins Tod war sie oft in dieses Zimmer gekommen und hatte an seinem Schreibtisch gesessen. Das Aroma vom Tabak, der in einer Dose auf dem Schreibtisch stand, war ihr vertraut und schmerzte sie, sobald es ihr in die Nase stieg. Seine Pfeife lag noch immer da, wo er sie an jenem Tag liegen gelassen hatte, als er zunächst über Kopfschmerzen geklagt hatte. Diesen Kopfschmerzen waren Fieber, Schmerzen, Schüttelfrost und nach zwei Tagen der Tod gefolgt. Das Zimmer mit den holzgetäfelten Wänden und den zerlesenen Büchern war ihr ein Trost. Zumindest bis heute war es so gewesen.
    »Soweit ich es sehe, war wohl der Schürhaken die Waffe, mit der Ihr Seine Lordschaft an einen Ort befördert habt, wo er nun sicherlich die Hand Satans schüttelt.« Luke warf nur einen leidenschaftslosen Blick auf den toten Mann. Seine Stimme klang kühl und sehr ruhig. »Keine allzu originelle Wahl, aber vielleicht ist der Schürhaken so beliebt, weil er so effektiv ist.«
    »Ja.« Lord Fitch hatte sie verhöhnt. Er hatte es genossen. Sie konnte jetzt noch seine ölige Stimme hören. Stimmt es, Lady Brewer? Habt Ihr tatsächlich einmal in der Oper hinter einem Vorhang die Röcke von Eurem Ehemann heben lassen und dann …
    Es war unmöglich gewesen, mit diesem hämischen, alten Ziegenbock ein vernünftiges Gespräch zu führen, und sie konnte nicht an sein Ehrgefühl appellieren, da er derlei überhaupt nicht besaß. Das Gespräch war schlicht und ergreifend fruchtlos gewesen.
    »Als ich ihn gebeten habe, mir das Tagebuch zurückzugeben, hat er sich geweigert. Ich habe ihm Geld dafür geboten. Daraufhin hat er bloß gelacht und mir versichert, es sei viel zu unterhaltsam, als dass er es verkaufen würde.« Ihre Stimme war leise und gedämpft. Die entsetzlichen Ereignisse dieses Abends forderten ihren Tribut. »Ich habe ihm erklärt, das Tagebuch gehöre rechtmäßig mir, und jeder Gentleman würde es mir sofort zurückgeben. Er hat sich geweigert und hat einfach weiter die widerlichsten Beleidigungen und Mutmaßungen von sich gegeben, die man sich vorstellen kann.«
    »Ich habe eine recht gute Vorstellungskraft«, bemerkte Luke höflich. Seine Stimme ließ einen Schauer über ihren Rücken rinnen. »Ich hätte beispielsweise eine viel schmerzhaftere Hinrichtungsmethode für dieses Stück Dreck ersinnen können, das jetzt einen ordentlichen Teppich mit seinem Blut besudelt. Erzählt weiter.«
    »Er hat mir gedroht, es zu veröffentlichen.«
    Verflucht soll er sein. Wieder rann eine Träne über ihre Wange. Sie wischte sie trotzig mit dem Handrücken weg, wie es ein Kind tun würde. Ausgerechnet vor Luke Daudet zu weinen, war so ziemlich das Letzte, was sie wollte. Aber angesichts dieser Katastrophe kümmerte es sie nicht allzu sehr.
    »Ihr habt ihm also mit dem Schürhaken eins übergezogen.
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