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Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman
Autoren: Emma Wildes
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in der Tasche seines Jacketts klimpern. »Vielleicht.«
    Unter anderen Umständen hätte seine Anmaßung sie in größte Wut versetzt. Aber sie hatte ja tatsächlich nach ihm geschickt, weil sie seine Hilfe brauchte. Sie würde sich um die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen in ihrem Haus später kümmern.
    Wenn es ihr gelang, den Rest ihres Lebens nicht im Gefängnis Newgate zu verbringen.
    Es machte sie fassungslos, aber sie hörte sich sagen: »Möchtet Ihr vielleicht einen Drink, Mylord?« Dabei war Höflichkeit wirklich nicht das Gebot der Stunde.
    Lukes Augen verengten sich. »Ich bezweifle, dass Ihr mich hergebeten habt, um gesellig ein Glas Wein mit mir zu trinken. Ich könnte Eure Gesichtsfarbe allenfalls bleich nennen, nein, vielleicht seid Ihr sogar aschfahl. Wollt Ihr Euch nicht setzen und mir erklären, wie ich Euch zu Diensten sein kann? Ich dachte, wir seien einander nicht mehr allzu herzlich zugetan.«
    »Das sind wir auch nicht.« Gewöhnlich gelang es ihr, ihm in der Öffentlichkeit mit eisiger Höflichkeit zu begegnen. Denn sie verabscheute den berüchtigten Viscount Altea mit jeder Faser ihres Herzens. Dennoch musste sie sich eingestehen – auch wenn es unendlich ärgerlich war –, dass er wohl der einzige Mann war, von dem sie wusste, er könnte ihr helfen. Nie hatte sie Hilfe nötiger gehabt als jetzt.
    »Nun … Dann werde ich wohl vor Neugier umkommen, warum Ihr einen Dienstboten bei Nacht durch ganz London gehetzt habt, damit er nach mir sucht.«
    Vielleicht hatte er recht. Sie fühlte sich eindeutig benommen. Es war vermutlich das Beste, sich hinzusetzen. Sie wollte sich nicht noch zusätzlich in Verlegenheit bringen, indem sie vor seinen Augen in Ohnmacht fiel. Sie entschied sich für einen hübschen, seidenbezogenen Sessel im Stile Louis Quatorze und sank darauf nieder. Sie redete sich erbittert ein, sie werde auf keinen Fall weinen. Das kam überhaupt nicht infrage, in Gegenwart Luke Daudets schon zweimal nicht.
    Es war schwierig, Haltung zu bewahren. Aber irgendwie gelang es ihr, die Hände im Schoß zu falten und sich betont ruhig zu geben. Er setzte sich derweil auf einen Sessel ihr gegenüber und blickte sie fragend an. »Madge?«
    »Ich hasse diesen Spitznamen.« Zu ihrem Entsetzen erkannte sie ihre Stimme kaum wieder. Ihre Augen brannten, obwohl sie sich mühsam zusammenriss.
    »Ich weiß.« Sein Lächeln war nicht im Geringsten humorvoll. »Warum glaubt Ihr denn, dass ich ihn benutze? Ich kann mir nur vorstellen, wie Ihr mich nennt, wenn ich nicht zugegen bin. Es wäre kaum schmeichelhaft, nehme ich an. Aber ganz davon abgesehen, ich muss zugeben, ich bin besorgt. Sonst seid Ihr doch immer der Inbegriff einer züchtigen, weltgewandten Lady, die im ton verkehrt. Heute Abend jedoch seht Ihr ehrlich gesagt aus, als wolltet Ihr im nächsten Moment hysterisch werden. Und das möchte ich gerne verhindern. Die meisten Männer verabscheuen es, wenn Frauen ihre Gefühle zeigen, und ich gehöre eindeutig dazu. Es wäre einfacher, wenn Ihr mir endlich erzählt, was los ist. Und dann sehen wir weiter.«
    Obwohl sie sich täglich daran erinnerte, wie sehr sie diesen unbeschreiblich attraktiven, aber für seinen Wankelmut berüchtigten Lord Altea verabscheute, half ihr sein sachlicher Tonfall, wenigstens ein Mindestmaß an Würde zu wahren. Sie rang ein leises Schluchzen nieder, gewann diesen Kampf und gestand ihm schließlich die schreckliche Wahrheit.
    »Heute Abend habe ich jemanden getötet.«

Kapitel 2
    Es gab nicht viel, das ihn sprachlos machte. Aber insgeheim musste Luke sich eingestehen, dass diese schöne Frau, die ihm in dem eleganten, manierlichen Salon gegenübersaß, genau das geschafft hatte.
    Madeline saß gespenstisch bleich da. Ihre schmalen Schultern bebten sichtlich. Sie war nur wenige Schritte von ihm entfernt. Oh nein, sie war kein albernes Mädchen mehr, sondern mit ihren 26 Jahren eine gestandene Witwe, die über ein eigenes Einkommen verfügte und einen tadellosen Ruf genoss. Man schätzte ihren Witz ebenso wie ihren unfehlbaren Geschmack, sie war ein Liebling der Gesellschaft, und jeder Gastgeber, der etwas auf sich hielt, lud sie zu seinen Festivitäten ein.
    Sie wurde auch von einigen Gentlemen hoch geschätzt. Er bildete da keine Ausnahme. Doch soweit er wusste, war er der Einzige, dem es bisher gelungen war, die herrliche Lady Brewer in sein Bett zu locken. In jener denkwürdigen Nacht, die er für alle Zeiten im Gedächtnis bewahren würde.
    Dass sie jetzt nicht
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