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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Autoren: Tony Attwood
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Organisation und rechtzeitigen Fertigstellung seiner Schularbeiten zunehmend zutage. Das kann zu einer Verschlechterung der Schulnoten führen, was den Lehrern und den Eltern auffallen wird. Die intellektuellen Fähigkeiten sind dabei nicht schlechter geworden, doch die Bewertungsmethoden, die von den Lehrern verwendet werden, haben sich geändert.
    Geschichtswissen heißt nicht länger, dass man nur Daten und Fakten im Kopf speichert, sondern dass man fähig ist, Dinge im Zusammenhang darzustellen.
Im Deutschunterricht muss man lernen, Charakterdarstellungen zu erfassen und »zwischen den Zeilen« zu lesen.
Von einer Schülergruppe erwartet man, dass sie gemeinsam eine Ausarbeitung zustande bringt, während der Teenager mit Asperger-Syndrom sich nicht so einfach in eine solche Schülergruppe einordnen kann.
Die Verschlechterung der Noten und der sich daraus ergebende Stress können dazu führen, dass der Schüler an einen Schulpsychologen verwiesen wird, der dann die Anzeichen des Asperger-Syndroms erkennt.
Die Anzeichen des Asperger-Syndroms sind auffälliger, wenn der Betroffene Stress und Veränderungen ausgesetzt ist; und bei Jugendlichen gibt es größere Veränderungen, was die Erwartungen und Lebensumstände angeht.
    Das Kind mag in den Jahren vor der Pubertät noch ganz gut klargekommen sein, doch die Veränderungen in der Art der Freundschaft, in der körperlichen Entwicklung sowie bei den schulischen Anforderungen und der Unterstützung können eine Krise auslösen, die dazu führt, dass man das Asperger-Syndrom entdeckt.
Der eigene Körper und die Freundschaften verändern sich
    Die Pubertät ist außerdem auch eine Zeit der eigenen Neubewertung dessen, wer man ist und wer man sein möchte. Der Einfluss der Eltern wird geringer und der Einfluss durch die Gleichaltrigen und die Identifikation mit ihnen wird größer. Vom Teenager wird erwartet, dass er mit vielen verschiedenen Lehrern auskommt; und er soll schulische Leistungen erbringen, bei denen es mehr auf abstraktes Denken als auf reine Fakten ankommt. Probleme mit der sozialen Anpassung, der Akzeptanz und dem schulischen Erfolg können eine Depression auslösen oder zu Wut gegen die anderen oder gegen »das System« führen.
    Der Jugendliche wird dann vielleicht zur Behandlung einer Depression oder einer Angststörung – zu der in diesem Alter auch eine Zwangsstörung gehören kann 21 – einer Essstörung, wie zum Beispiel Anorexia nervosa, Aggressionsproblemen oder einer Verhaltensstörung an einen jugendpsychiatrischen Dienst verwiesen. Mir sind auch schon Kinder mit verschieden starken Ausprägungen von gleich vier Störungen, die als Gruppe auftreten, begegnet, nämlich Aufmerksamkeitsstörung-/Hyperakti vi täts syndrom, Asperger-Syndrom, Tourette-Syndrom und Zwangsstörung. Jede dieser Diagnosen ist korrekt und das Kind oder der Erwachsene benötigt eine Behandlung für alle vier Störungen.
Verdacht auf eine Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörung
    Schon Asperger beschrieb eine Untergruppe von Kindern, die aufgrund ihrer Verhaltensprobleme in der Schule zu ihm in die Klinik kamen, um dann die Diagnose autistische Persönlichkeitsstörung zu erhalten. Manchmal nehmen sich Kinder mit Asperger-Syndrom selbst eher als erwachsen war. Tatsächlich können solche Kinder im Klassenraum als eine Art Helfer des Lehrers auftreten und dann andere Kinder korrigieren und maßregeln. In Konfliktsituationen wenden sie sich seltener an einen erwachsenen Schiedsrichter, sondern nehmen eher »selbst das Heft in die Hand«. Diese Kinder lernen vielleicht, dass sie mit aggressiven Handlungen andere Kinder abschrecken und so dafür sorgen können, dass sie ungestört bleiben. Konflikte und Auseinandersetzungen mit Erwachsenen können durch Ungehorsam, eine ablehnende Haltung und die Schwierigkeit, Unterschiede im sozialen Status und in der Hierarchiezu erkennen, verschlimmert werden, was dazu führt, dass das Kind Autoritäten oder reifere Menschen nicht respektiert.
Das Kind mit Asperger-Syndrom ist oft unreif, wenn es um die Kunst zu verhandeln oder Kompromisse zu schließen geht. Und es weiß vielleicht nicht, wann es klein beigeben und um Entschuldigung bitten muss.
    Das Kind akzeptiert eine bestimmte Schulregel nicht, wenn sie ihm unlogisch erscheint und legt es dann aus prinzipiellen Gründen auf einen Streit an. Das kann dazu führen, dass es schließlich eine lange Liste ernsthafter Konflikte mit Lehrern und schulischen Autoritäten aufweist.
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