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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer
Autoren: J. D. Robb
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darüber war.
    »Roarke ist im Fernsehzimmer«, erklärte er mit kalter Stimme, als sie an ihm vorbeimarschierte und die ersten Treppenstufen erklomm, und fügte mit leicht spöttischem Unterton hinzu: »Zweiter Stock, vierte Tür rechts.«
    »Das weiß ich selber«, murmelte sie, obwohl das nicht ganz stimmte. Doch hätte sie das Zimmer bestimmt gefunden, obwohl das Haus ein regelrechtes Labyrinth war, in dem es unzählige Räume, regelrechte Schatzkammern und stets neue Überraschungen selbst für sie als Gattin des Eigentümers gab.
    Der Mann hatte einfach alles, was sein Herz begehrte, überlegte sie. Und warum auch bitte nicht? Als Kind war er so arm wie eine Kirchenmaus gewesen und hatte sich all den Luxus, über den er jetzt verfügte, eigenhändig verdient.
    Doch selbst ein Jahr nach ihrem Einzug hatte sie sich noch nicht wirklich an das riesengroße steinerne Gebäude inmitten dieses ausgedehnten, liebevoll gepflegten Anwesens gewöhnt. Der Reichtum, der es einem möglich machte, hinter einem Schreibtisch aus blank poliertem Tropenholz zu sitzen, durch riesengroße Fenster eine wunderbare Aussicht zu genießen, Kunstwerke aus aller Herren Länder und aus sämtlichen Epochen zu erstehen, oder sich im Alltag an wunderbaren Kleidungsstücken oder erlesenen Mahlzeiten zu erfreuen, war ihr fremd und bliebe es wahrscheinlich bis an ihr Lebensende.
    Sie hatte Roarke nicht wegen seines Geldes zum Mann genommen, sondern ihm zum Trotz. Weil sie sowohl seinen dunklen als auch seinen hellen Seiten schlichtweg verfallen war.
    Sie betrat den mit breiten, luxuriösen Sofas, gewaltigen Wandbildschirmen und einem komplexen Kontrollzentrum bestückten Raum. Außerdem gab es dort eine herrlich altmodische Bar aus weich schimmerndem Kirschholz, an der man auf lederbezogenen Messinghockern sitzen konnte. Ferner stand da ein mit kostbarem Schnitzwerk reich verzierter Schrank, hinter dessen Türen man zahllose Disketten mit den von ihrem Mann so heiß geliebten alten Fernsehfilmen fand.
    Auf dem blank polierten Boden waren hübsch gemusterte, handgewebte Teppiche verteilt, und in dem Kamin aus schwarzem Marmor prasselte ein – natürlich echtes – anheimelndes Feuer und wärmte den fetten, schlafenden Kater, der zusammengerollt auf einem dicken Kissen lag. Mit dem Aroma des Holzes mischte sich der Duft der frischen Blumen, die in einer großen Kupfervase angeordnet waren, und der Wohlgeruch der hohen, schlanken Kerzen, in deren goldenem Licht man den Kaminsims schimmern sah.
    Auf einem der Bildschirme fand gerade eine vornehme Schwarz-Weiß-Feier statt.
    Doch nicht das ausgelassene Treiben, sondern der Mann, der bequem mit einem Glas Wein auf einem der komfortablen Sofas lag, zog sie in ihren Bann.
    Egal, wie romantisch und sinnlich diese alten Filme mit ihren atmosphärischen Schatten und geheimnisvollen Klangfarben waren – sie wurden bei weitem von dem Menschen übertroffen, der sie betrachtete. Die Ausstrahlung, die von ihm ausging, war sogar dreidimensional.
    Passend zum Ambiente des Films, den er verfolgte, war er ebenfalls schwarz-weiß gekleidet. Er trug ein am Hals aufgeknöpftes, weiches, weißes Hemd. Seine langen, muskulösen Beine steckten in einer schwarzen Hose, und seine Füße waren nackt. Auch wenn sie den Grund dafür nicht hätte nennen können, bot er einen Anblick, den sie als äußerst verführerisch empfand.
    Wie üblich jedoch war es sein Gesicht, das sie am meisten anzog. Dieses männlich-attraktive Gesicht eines gefallenen Engels, mit den sündig leuchtend-blauen Augen, dem lächelnden Dichtermund und dem fast bis auf die Schultern fallenden, seidigen glatten, schwarzen Haar, das eine Verlockung für die Finger und die Fäuste sicher aller Frauen war.
    Wie so häufig kam ihr auch in diesem Moment der Gedanke, dass sie ihm beim ersten Blick in sein Gesicht bereits verfallen war. Damals, auf dem Computerbildschirm in ihrem Büro, während der Ermittlungen in einem Mordfall. Als er einer der Verdächtigen gewesen war.
    Vor einem Jahr. Erst vor einem Jahr waren sie beide sich zum ersten Mal begegnet. Seither jedoch hatten ihrer beider Leben ein Ausmaß der Veränderung erfahren, das nie mehr rückgängig zu machen war.
    Obwohl sie völlig lautlos in den Raum getreten war, wandte er den Kopf, blickte sie lächelnd an, und ihr Herz schlug den köstlichen Salto, von dem sie stets von neuem überrascht und der ihr stets etwas peinlich war.
    »Hallo, Lieutenant.« Einladend streckte er eine Hand in ihre
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