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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Autoren: Stephanie Laurens
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beobachtete.
    Er hatte sich nicht bewegt und keinen Versuch unternommen, sie loszulassen und auf ihre Füße zu stellen.
    Der Ausdruck in seinen Augen war unverhohlen raubtierhaft und interessiert. Und er gab sich nicht die geringste Mühe, es zu verbergen. Das Bild, das sich ihr aufdrängte, war das eines großen kräftigen Raubtieres, das seine nächste Mahlzeit betrachtete.
    Aber er machte keine Anstalten, sie zu festzuhalten. Er wartete, was sie tun würde.
    Aber sie wusste es besser und drehte sich nicht um und lief weg.
    Sie räusperte sich und stellte fest, dass ihre Hände auf seinen Schultern lagen, und trat zurück. Er ließ sie los, einfach so, beobachtete sie aber weiter.
    Sie reckte ihr Kinn, erwiderte seinen Blick und griff nach ihrem Hut, forderte ihn heraus, aus diesem zufälligen Augenblick zu machen, was er wollte.
    »Danke.«
    Ehe sie ihren Hut fassen und ihm aus den Fingern nehmen konnte, setzte er ihn ihr auf den Kopf.
    Und lächelte. Langsam, bedeutungsvoll.
    »Das Vergnügen lag ganz auf meiner Seite.«
     
    Wenn sie ein schwaches Frauenzimmer gewesen wäre und sich leicht durch ein gut aussehendes Gesicht, den Körper eines Kriegers oder ein verheißungsvolles Lächeln hätte ablenken lassen, das ihre wildesten Träume überstieg, hätte sie sich nach dem Zwischenfall mit ihrem Hut zweifellos auf dem Weg zum Pfarrhaus in Schweigen gehüllt.
    Stattdessen fühlte sie sich genötigt, sich mit ihm zu unterhalten, und sei es nur, um Warnefleet klarzumachen, dass sie nicht empfänglich für ihn war. Es war die Art von Unterhaltung, die ihn auf seinen Platz verwies und keinen Zweifel an ihrer Meinung über ihn ließ; an ihrer Meinung hatte sich nämlich durch das eben Geschehene nichts geändert.
    »Mylord, haben Sie vor, länger auf Avening zu bleiben?« An der alten Eiche vor ihnen lehnte ihr liegen gelassener Korb.
    Er antwortete nicht sofort, sondern erwiderte nach einer kleinen Pause:
    »Avening ist mein Zuhause. Ich bin hier aufgewachsen.«
    »Ja, das weiß ich: Aber Sie sind jahrelang fort gewesen  – soweit ich es verstanden habe, halten Sie sich wegen Ihrer Interessen eher in der Hauptstadt auf.« Sie betonte das Wort »Interessen«, um ihn wissen zu lassen, dass sie eine gute Vorstellung davon hatte, welche Interessen Männer wie ihn in der Stadt hielten.
    Sie duckte sich unter den niedrigeren Zweigen der Eiche hindurch und trat in den kühlen Schatten.
    Er blieb hinter ihr.
    »Manche Interessen lassen sich besser in der Stadt verfolgen, das stimmt gewiss.« Sein Tonfall klang lässig, aber als er weitersprach, spürte sie eine unbeirrbare Stärke. »Aber kein vernünftiger Mann würde zulassen, dass Geschäfte ihn in London festhalten, und die meisten anderen Interessen sind nicht notwendigerweise an einen bestimmten Ort gebunden.«
    Er betonte ebenfalls das Wort »Interessen«; es war leicht zu erkennen, dass er glaubte, dass sie bluffte.
    »Ach ja?« Sie bückte sich und hob den Korb auf, dann richtete sie sich auf, schaute ihm in die Augen. »Allerdings würde ich sagen, dass es Ihnen schwerfallen dürfte, Ihre anderen Interessen hierher zu verlagern, ins Herrenhaus oder ins Dorf. Wenn Sie ihre Angelegenheiten hier erledigt haben, werden Sie sicherlich wieder abreisen. Daher auch meine Frage: Wie lange haben Sie vor zu bleiben?«
    Jack erwiderte ihren Blick. Nach einem Moment sagte er ruhig: »Sie machen mir so gar nicht den Eindruck, als ob Sie zu den Frauen gehörten, die zu wilden Phantastereien neigen.«
    Ihre dunklen Augen blitzten; sie reckte ihr Kinn.
    »Das tue ich auch nicht.«
    Er nickte freundlich. Dann griff er nach dem Korb und nahm ihn ihr ab. Sie überließ ihn ihm, ohne weiter darüber nachzudenken, sie war zu abgelenkt und erbost.
    »Das hatte ich mir gedacht«, pflichtete er ihr mit außerordentlicher Gelassenheit bei. »Das ist auch der Grund, warum ich mir alles angehört habe, was Sie über den Unfall zu berichten hatten, der in Wahrheit kein Unfall war. Sie hatten damit recht.«
    »Selbstverständlich.« Sie schaute ihn mit zusammengezogenen Brauen an. »Ich bilde mir nichts ein.«
    »Ach ja?« Er fing den Blick aus ihren dunklen Augen auf, hielt ihn einen bedeutungsschwangeren Moment und fragte dann ruhig: »Also was, Lady Clarice, haben Sie gegen mich vorzubringen? Was für eine Meinung haben Sie von mir?«
    Sie sah die Falle, musste zugeben, dass sie hineingetreten war. Leichte Röte stieg ihr in die Wangen  – sie war verärgert, nicht verlegen. Reinster
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