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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder
Autoren: Linda Lael Miller
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jetzt vor ihr stand und eine Hand auf ihre Schulter legte. “Kannten Sie sie?”
    Stumm schüttelte sie den Kopf. Sie kämpfte darum, ruhig zu bleiben. In ihren Gedanken hörte sie die tiefe Stimme ihres Großvaters.
    Halt den Rücken gerade

    “Haben sie – haben sie hier gelegen, nebeneinander, so wie jetzt?” Was für eine seltsame Frage. Vielleicht stand sie ja doch unter Schock. “Als Sie sie gefunden haben, meine ich?”
    “Ich habe sie so hingelegt”, antwortete der Arzt, “nachdem ich festgestellt habe, dass beide nicht mehr leben.”
    Nur die Tatsache, dass sie sich aufrecht hinstellte und die Schultern straffte, gab ihr schon ein besseres Gefühl.
    Ein leichtes, grimmiges Lächeln umspielte Dr. Shanes fein gezeichnete Lippen. “Diese Rettungsmannschaft, die Sie erwarten”, sagte er. “Wenn die Leute nur ein bisschen wie Sie sind, können wir vielleicht doch hoffen zu überleben.”
    Was hätte sie nicht dafür gegeben, jetzt zu Hause auf der Triple M Ranch zu sein, inmitten ihrer Familie. Im Salon des Haupthauses würde ein großer duftender Baum stehen, mit schimmerndem Lametta geschmückt. Vertraute Stimmen würden sich unterhalten, lachen, singen.
    “Natürlich werden wir überleben”, hörte sie sich sagen. Dann sah sie wieder zu den beiden toten Männern, und ein Klumpen verschloss ihren Hals. Sie musste mehrfach schlucken und das Kinn noch ein paar Zentimeter höher heben, bevor sie weitersprechen konnte. “Zumindest die meisten von uns. Mein Vater, meine Onkel, selbst mein Großvater – sie alle werden kommen, sobald sie gehört haben, dass der Zug nicht angekommen ist.”
    “Alle sind McKettricks, wie ich vermute.”
    Als Lizzie jetzt nickte, zitterte sie. Der Kessel strahlte keine Wärme mehr aus. Vermutlich war der Schornstein voller Schnee. “Sie kommen zu uns durch, das werden Sie schon sehen. Nichts kann einen McKettrick aufhalten, vor allem, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt.”
    “Ich glaube Ihnen, Miss McKettrick”, versicherte ihr Dr. Shane.
    “Bitte nennen Sie mich Lizzie”, bat sie ihn. Ihren Vornamen zu hören, würde ihr Kraft geben.
    “Dann also Lizzie”, sagte Dr. Shane. “Aber nur, wenn Sie mich Morgan nennen.”
    “Morgan”, wiederholte sie, ein wenig verwirrt.
    Er ging zu den Leichen, zog dem Schaffner vorsichtig den Mantel aus und legte ihn um Lizzies Schultern. Sie erzitterte unter dem Stoff, gleichzeitig dankbar und entsetzt.
    “Lassen Sie uns zurück zu den anderen gehen”, sagte Morgan leise. “Hier können wir nichts mehr tun.”
    Sie kamen nur langsam und schwerfällig voran. Doch als sie in ihren Waggon zurückkehrten, hatte jemand die Laternen angezündet. Ein tröstliches Licht erhellte den Raum. Die meisten Passagiere schienen ihre Fassung zurückgewonnen zu haben. Selbst Woodrow hatte mit dem Theater aufgehört und blickte jetzt wachsam zwischen den Stäben seines Käfigs hindurch, die schneeweißen Federn glatt angelegt.
    Whitley hatte seinen Flakon geleert und war entweder ohnmächtig geworden oder wieder eingeschlafen. Laut schnarchend, krallte er die Finger besitzergreifend in seine Decke.
    “Ich werfe mal besser einen Blick auf ihn”, meinte Morgan, blieb neben Whitleys Sitz stehen, öffnete die Tasche mit den Instrumenten und zog ein Stethoskop heraus. “Meine erste Diagnose lautet, dass er von einer übervorsichtigen Mutter oder Tante oder unverheirateten Schwester verhätschelt wurde. Hinzu kommt eine starke Vorliebe für Alkohol. Aber ich täusche mich auch hin und wieder.” Allerdings nicht sonderlich oft, wie er dem Klang seiner Stimme nach zu urteilen hätte hinzufügen können.
    Noch wusste Lizzie nicht, ob sie diesen Mann mochte oder nicht. Jedenfalls war er keiner, der in einer Krise nicht zupackte, was ihm einige Punkte bei ihr einbrachte. Andererseits umgab ihn eine nervöse Arroganz, für manche Menschen schien er wenig Geduld aufzubringen.
    Während der Vertreter sich eine weitere Zigarre anzündete, stand der Soldat auf und versuchte, in den Abend zu sehen. Dunkelheit, Schnee und das reflektierende Licht der Laternen in den Fensterscheiben machten es unmöglich, doch Lizzie verstand sein Bedürfnis, irgendetwas zu tun.
    “Das werden vielleicht schöne Weihnachten hier”, sagte er, als Lizzie zu ihm trat, um sich zu bedanken, dass er Mrs. Halifax den Quilt überlassen hatte. “Nichts zu essen, und es wird hier drinnen immer kälter werden, warten Sie’s nur ab.”
    “Wir dürfen den Mut nicht verlieren”,
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