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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder
Autoren: Linda Lael Miller
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Vater küsste sie auf die Wange, warf Morgan einen Blick zu und ging.
    Kaum war Holt verschwunden, küsste Morgan sie ebenfalls, wenn auch vollkommen anders, und bat sie, ihn um achtzehn Uhr vor Clarinda Adams’ Haus zu treffen.
    “Besuch!”, konnte man Woodrow im Haus krächzen hören. “Besuch!”
    Morgan lächelte Lizzie zu, die zitternd den Mantel fester um sich zog. Auf der Erde lag unberührter weißer Schnee, der unter dem Licht der gasbetriebenen Straßenlampe glitzerte. Schneesterne zierten die großen Vorderfenster. “Dieser Vogel nimmt sich selbst ganz schön wichtig”, bemerkte Morgan.
    “Beeilung!”, schrie Woodrow. “Beeilung! Lieber jetzt als nie! Beeilung!”
    Lizzie kicherte. Inzwischen waren sie mit Woodrow genauso gut befreundet wie mit den Thaddings. Mr. Thaddings hatte den Vogel sogar einmal mit in die Schule gebracht. Die Schüler waren begeistert gewesen, dass Woodrow alles wiederholen konnte, was sie ihm vorsagten.
    Die Tür ging auf, und Zebulon stand vor ihnen. Er trug einen roten Hausrock aus Seide, den vermutlich einer von Clarindas Kunden vergessen hatte, und hielt eine Pfeife in der Hand. “Kommt herein. Kommt herein.”
    Dankbar betrat Lizzie, gefolgt von Morgan, das warme Haus. Angeblich sollten hier einmal Gemälde von nackten Menschen an den Wänden gehangen haben, doch davon war längst nichts mehr zu sehen.
    Woodrow hüpfte seine Stange entlang. “Lizzie ist da!”, jubelte er. “Lizzie ist da!”
    Als Morgan die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, flog Woodrow durch den Gang und landete auf Lizzies Schulter.
    “Lizzie ist hübsch!”, fuhr der Vogel fort. “Lizzie ist hübsch!”
    “Kluger Vogel”, sagte Morgan.
    Mit Wonne pickte der Sittich an einem der winzigen Kämme, die Lizzies wilde Locken zähmten.
    “Schmeichler!”, schalt Zebulon seinen Vogel liebevoll. An Lizzie und Morgan gewandt, sagte er: “Er ist schon die ganze Zeit hinter diesem Kamm her.”
    Lizzie lachte und strich mit einem Finger über Woodrows Federn. “Wann kommst du mal wieder in die Schule?”, fragte sie ihn.
    “Woodrow in Schule!”, krächzte er. “Sieh das hübsche Vögelchen!”
    “Das hält er stundenlang durch, wenn wir ihn lassen.” Zebulon ging ihnen voraus in den Salon. Dort trat gerade Marietta mit einem Tablett in den prächtigen Raum. Sie war grauhaarig und zierlich, doch Lizzie betrachtete sie schon lange nicht mehr als alte Frau. Marietta veranstaltete regelmäßig Bridgetuniere und kannte etliche Gedichte, die sie vor Publikum rezitierte. Längst war sie zur guten Seele von Indian Rock geworden, und Lizzie liebte sie wie eine Großmutter.
    “Kommt, setzt euch ans Feuer”, bat sie nun. “Ich habe eine schöne Kanne Tee gekocht, und das Abendessen ist auch fast fertig.”
    Morgan nahm Marietta das Tablett ab und stellte es auf einen kleinen Tisch. Als sich alle gesetzt hatten, flog Woodrow zu Marietta und landete auf ihrer Rückenlehne.
    “Wir haben von Clarinda gehört”, verkündete sie.
    Lizzie versteifte sich. Wollte die legendäre Miss Adams nach Indian Rock zurückkehren und alles über den Haufen werfen? In ihrer Abwesenheit hatten die Thaddings das Haus verwaltet, doch wenn Clarinda zurückkehrte, würde sie ihr ehemaliges Etablissement bestimmt wieder eröffnen wollen.
    Gleich darauf legte Morgan eine Hand leicht auf Lizzies Schulter. Es gab kaum etwas, das sie vor ihm geheim halten konnte, er erahnte selbst ihre kleinsten Stimmungsschwankungen.
    “Lizzie ist in letzter Zeit ein wenig nervös”, sagte er. “Wegen der bevorstehenden Hochzeit und allem.”
    “Also werdet ihr beide Heiligabend nach der Christmette heiraten”, strahlte Zebulon.
    “Das ist so romantisch”, seufzte Marietta.
    “Dann verraten wir euch jetzt die Neuigkeiten”, fuhr Zebulon fort, nachdem er seiner Frau einen langen, bewundernden Blick zugeworfen hatte. “Clarinda hat beschlossen, nicht nach Indian Rock zurückzukehren. Sie hat uns als feste Verwalter eingesetzt. Wir können mit dem Haus tun und lassen, was wir wollen. Es in ein Krankenhaus oder eine Pension verwandeln. Oder in eine Art Internat.”
    Tränen des Glücks brannten in Lizzies Augen.
    “Wir müssen etwas tun”, löste Marietta ihren Mann ab. “Um für unseren Lebensunterhalt aufzukommen, meine ich, und wir bekommen einen Zuschuss, wenn wir indianische Kinder aufnehmen. Kinder, die sonst nirgendwohin gehen können.”
    “Du hast doch nicht das Gefühl, dass wir … dir in die Quere kommen,
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