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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder
Autoren: Linda Lael Miller
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Nähten platzte.
    Zufällig saß Whitley neben ihr. Er runzelte die Stirn und beäugte die Spieluhr, die Lizzie in ihrem Schoß hielt, als gelte es, sie mit allen Mitteln zu beschützen.
    “Die ist hübsch”, gestand er ein wenig widerwillig. “Hat Shane sie dir geschenkt?”
    “Erinnerst du dich denn nicht, Whitley?”, fragte sie kopfschüttelnd. Heiligabend hatten sie schließlich alle die Spieluhr gesehen und traurig ihrer Melodie gelauscht.
    “Woran soll ich mich erinnern?”, fragt Whitley. Er spielte ihr nichts vor. Er konnte sich tatsächlich nicht erinnern.
    “Nicht so wichtig”, sagte Lizzie.
    Dann wurde zum Abendessen gerufen, und Whitley stand auf, griff nach seinen Krücken und hinkte Richtung Speisezimmer. Die meisten Kinder waren auf den Bergen aus zerknittertem Geschenkpapier eingeschlafen.
    “Hunger?” Morgan reichte ihr eine Hand. Sie stellte die Spieluhr auf den Tisch.
    “Und wie”, sagte sie.
    Anstatt sie ins Speisezimmer zu führen, wo alle anderen sich versammelt hatten – ihre Stimmen klangen in Lizzies Ohren wie eine Sinfonie aus Gelächter und fröhlichen Gesprächen – zog Morgan sie an sich. Er hielt sie, als ob er jeden Moment einen Walzer mit ihr tanzen wollte.
    “Wenn das, was ich jetzt gerade fühle, keine Liebe ist”, raunte er nah an ihren Lippen, “dann ist es sogar noch etwas
Besseres
als Liebe.”
    Sie wisperte seinen Namen, und er hätte sie wohl geküsst, wenn nicht neben ihnen jemand gehüstelt hätte.
    “Dafür ist später noch Zeit”, sagte Angus grinsend. “Das Essen steht auf dem Tisch.”
    An Neujahr waren die Gleise freigeräumt, und die Züge konnten wieder fahren. Lizzie wartete neben Whitley, der heute abreiste, auf dem Bahnsteig.
    Ein kalter, trockener Wind blies, brannte in Lizzies Ohren, und sie fühlte sich so schlecht, wie Whitley aussah.
    Du wirst eine andere treffen
.
    Das war es, was sie am liebsten gesagt hätte, doch unter diesen Umständen kam es ihr vermessen vor. Whitley behielt seine Gefühle für sich, sie wusste nicht genau, wie es in ihm aussah.
    “Bist du dir wirklich sicher?”, fragte er leise, als der Zug pfeifend in einiger Entfernung um die Ecke bog. Weißer Dampf zischte aus dem Schornstein in den blauen Himmel. “Wir könnten ein gutes Leben zusammen haben, Lizzie.”
    Vermutlich würde ein Leben mit Whitley wirklich gut sein, gut genug zumindest. Aber sie wollte für sich und Morgan mehr als “gut genug” – und für Whitley auch. “Du gehörst nach San Francisco”, sagte sie sanft. “Und ich gehöre genau hierher, nach Indian Rock.”
    Da überraschte Whitley sie mit einem traurigen, zärtlichen Lächeln. “Ich gestehe es nur ungern, aber du hast vermutlich recht. Werde glücklich, Lizzie.”
    Der Zug war fast am Bahnsteig angekommen und so laut, dass Lizzie eine Antwort hätte brüllen müssen. Also stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab Whitley einen kurzen, keuschen Kuss auf den Mund. Mit kreischenden Bremsen kam der Zug zum Stehen.
    Whitley sah Lizzie einen Moment tief in die Augen, verabschiedete sich stumm von ihr und drehte sich mit seinen Krücken um. Sie sah ihm nach, bis er eingestiegen war.
    Morgen war ihr erster Schultag. Sie lief auf das Schulgebäude zu, wo ihr Vater und ihr Onkel Jeb gerade ihre Sachen aus der Kutsche luden.
    Jeb nickte ihr lächelnd zu, bevor er den Schaukelstuhl hineintrug. Doch Holt schlang einen Arm um ihre Schultern und küsste sie zart auf die Stirn.
    “Abschiede können schwer sein”, sagte er, “selbst wenn sie für alle das Beste sind.”
    Lizzie nickte. “Ich war so sicher …”
    “Natürlich warst du dir sicher. Du bist eine McKettrick, und McKettricks sind sich immer sicher.”
    “Und wenn ich mich bei Morgan auch irre?” Sie sah in das Gesicht ihres Vaters. “Ich glaube, ich könnte es nicht aushalten, mich von ihm zu verabschieden.”
    “Mal den Teufel nicht an die Wand, Lizzie-bet.” Holt lächelte. “Du hast noch ein Jahr Zeit. So lange wird Morgan dir den Hof machen. Und ich denke, dann wirst du dir sicher sein, so oder so.”
    Sie nickte, schluckte und lehnte die Stirn an seine Schulter.
    Nachdem sie zum etwa hundertsten Mal ihr Klassenzimmer mit der Tafel, dem Kanonenofen und den langen, niedrigen Tischen betrachtet hatte, ging sie in ihren Privatraum.
    Ihr Vater und ihr Onkel waren wieder gegangen. Lizzies persönliche Sachen standen überall in Kisten und Truhen und Reisekoffern herum. Ihre Bücher, die besten Kleider, eine hübsche
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