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Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)

Titel: Ein falscher Traum von Liebe: Der lange Weg aus der Hölle meiner Kindheit (German Edition)
Autoren: Christine Birkhoff
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laufen können, dann gehen Sie wieder.« So die Worte meines Therapeuten, als ich ihm heulend erklärte, dass dies nun schon meine vierte Therapie war. Kluge Worte.
    Ich bin Polizistin. Eine von denen, die Sie tagtäglich auf der Straße sehen. Eine von denen, über die Sie sich ärgern oder die Ihnen »den Arsch« rettet. Ganz, wie Sie es brauchen. Aber etwas hat sich verändert:
    Heute bin auch ich Soziale Ansprechpartnerin der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen. Ich bin stolz darauf, das hören Sie vielleicht. Ich helfe Kollegen und Kolleginnen. Ich tue das gern. Sehr gern sogar. Ob ich das bis an mein Lebensende machen möchte, wollen Sie wissen? Mal sehen. Ich habe einen langen Weg hinter mir. Und vor mir liegt auch noch ein hoffentlich langer Weg. Da weiß man nie, was auf einen zukommt. Aber HELFEN, das tue ich vermutlich noch in dreißig Jahren. Es gibt so viele, denen geholfen werden muss. Leider überleben nicht alle. Nicht jede Frau ziehe ich aus dem Dreck oder der Bahnhofstoilette. Zum Glück nicht jede. Bei vielen übertünchen andere Dinge das, was sie ertragen mussten. Ich sehe sie täglich: als Mütter, die ihre Kinder schlagen; als Frauen, die sich zusammenschlagen lassen; als Mütter, die ihre Kinder psychisch quälen; als Frauen, die beziehungsunfähig geworden sind; an den vielen Frauen, die sich still und leise die Erinnerungen wegsaufen, die laut und aggressiv sind oder leise und zurückgezogen; Frauen, die psychosomatische Kliniken füllen und geschlossene Abteilungen; die auf dem Strich oder als Gynäkologin arbeiten, die sich selbst verraten und verkaufen und dann ihre Töchter; Frauen, die wegschauen, zulassen und aufgeben; die liegen bleiben, die einfach liegen bleiben ...
    Und ich höre meinen Mann reden, der in seiner ganzen Hilflosigkeit und Ohnmacht damals den wichtigsten und entscheidensten Satz in mein Herz brannte.
    Damals, als ich schreiend und weinend auf einer Matratze auf dem Dachboden unseres Hauses lag, Schaum erbrach und nach meiner Oma schrie.
    Damals, als ich glaubte, ich könnte diesen Schmerz nicht überleben, ihn nicht ertragen und ihn nie wieder in meinem Leben loswerden.
    Damals, als ich noch nicht spürte, geschweige denn ahnte, dass ich wieder stark werden würde, wieder Lust und Erotik genießen und die Liebe entdecken würde.
    Damals, als ich noch nicht wusste, dass es einen wahren und einen falschen Traum von Liebe gibt.
    Damals, als ich mich selbst noch nicht liebte.
     
    Wenn du jetzt liegen bleibst,
    dann haben DIE gewonnen!
    Willst du das?

 
     
    ________________ANHANG________________
 
    Rückblicke meiner Freundinnen
     
    Gitta, 42 Jahre alt, 1 Sohn, Polizeibeamtin
    Ich lernte Christine in der achten Klasse kennen, da muss sie circa zwölf Jahre alt gewesen sein. Wir haben zusammen unsere Gedanken über Jungen und Beziehungen im Allgemeinen gesponnen, ihre häusliche Situation war mir damals erst nicht so bewusst.
    Als sie mir später, ich glaube, sie war vierzehn, von ihrem Verhältnis mit Jürgen erzählte, empfand ich diese Eröffnung als nicht so schlimm. Natürlich war Jürgen ein Schwein, weil er die Mutter und die Tochter wollte, aber Christine hatte so Gelegenheit, ihrer Mutter eins auszuwischen. So dachte ich damals. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass selbst dies nicht so war, da Christines Mutter ihre Tochter als willkommene Ablenkung für Jürgen betrachtete, sodass sie selbst nicht so oft »ranmusste«.
    Am schlimmsten habe ich die Macht der Mutter über die Tochter empfunden. Die Mutter war tatsächlich imstande, Christine einen Freund zu verbieten. Und Christine hielt sich, für mich vollkommen unverständlich, an dieses Verbot. So freute mich manchmal sogar Christines Verhältnis zu Jürgen. Ich habe damals nicht erkannt, dass Christine von einem alten Mann verführt, manipuliert und missbraucht worden ist, ehe sie überhaupt geschlechtsreif war.
     
    Dana, 43 Jahre, 4 Kinder, Germanistin und Physiotherapeutin
    Als ich Christine kennen lernte, befand sie sich gerade im Übergang aus einer grauenvollen Kindheit in eine nicht minder angstbesetzte Jugend. Sie war damals circa zehn Jahre alt. Etwas später sind sie und ihre Mutter vor Christines gewalttätigem Vater geflohen.
    Ich war zwar selber ein Scheidungskind, aber wohlbehütet aufgewachsen, und fand es faszinierend, dass man Christine und ihre Mutter telefonisch nur erreichen konnte, wenn man ein bestimmtes Klingelzeichen benutzte. Aus Angst vor dem Vater gingen die beiden sonst gar
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