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Ein Fall zu viel

Ein Fall zu viel

Titel: Ein Fall zu viel
Autoren: Irene Scharenberg
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sie zuständig wären, oder es sich um eine etwas spektakuläre Art handelte, sich höchstpersönlich ins Jenseits zu befördern, mochte er kaum beurteilen. Leider waren Barnowski an einem Selbstmord erhebliche Zweifel gekommen, nachdem ihm fast zufällig Gert Gerke über den Weg gelaufen war. Doch das wollte er nicht allein beurteilen, da die Ermittlungen erhebliche Kosten verursachen würden. Er malte sich aus, was allein die Spurensicherung kostete. Der Landschaftspark war nun einmal keine Achtzig Quadratmeter-Wohnung. Selbst wenn man sich auf den Hochofen V und seine unmittelbare Umgebung beschränkte, würde das nicht gerade billig werden. Mit einem Mal huschte ein zufriedenes Lächeln über Barnowskis attraktives Gesicht, dem zwei Grübchen zudem eine besondere Note verliehen. Je weiter er darüber nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Einsicht, dass er eine weise Entscheidung getroffen hatte, seinen Chef in diesem Fall hinzuzuziehen.

4. Kapitel
    Pielkötter setzte den rechten Blinker, um auf das Gelände des Landschaftsparks Duisburg-Nord einzubiegen, kam aber nur bis zu der Pförtnerloge. Missmutig ließ er das Seitenfenster herunter und zeigte seinen Dienstausweis. »Kriminalpolizei«, erklärte er kurz.
    »Ja, ja, weiß schon Bescheid«, antwortete der Pförtner. »Fahren Sie einfach gerade durch.«
    Nachdem er links am Gasometer vorbeigerollt war, erkannte er einen Streifenwagen und den Dienstwagen, mit dem Barnowski offensichtlich hierhergefahren war. Dahinter stand ein drittes Auto mit den Buchstaben KT im Kennzeichen. Pielkötter folgerte daraus, dass Karl-Heinz Tiefenbach von der Rechtsmedizin auch schon seine Arbeit aufgenommen hatte. Er fuhr an der kleinen Wagenkolonne vorbei, parkte seinen Golf direkt davor und stieg aus. Neugierig sah er sich um. Bis auf einige in verschiedenen Farben angestrahlte Teile der Hochöfen und Gebläsehallen empfand er das Gelände als ziemlich dunkel. Von seinen Kollegen fehlte jede Spur. Wahrscheinlich befanden sie sich auf der anderen Seite des Hochofens V. Soweit er sich an den kleinen Ausflug mit seinem Sohn erinnerte, der ihn einmal bis nach oben geführt hatte, lag die Aussichtsplattform direkt gegenüber von Pielkötters jetzigem Standort. Barnowski hatte ihm allerdings nicht mitgeteilt, wo das Opfer genau in den Tod gestürzt war. Warum musste der Bursche nur immer so unpräzise sein?
    Ärgerlich zog er sein Diensthandy hervor.
    »Barnowski, wo steckt ihr denn?«, fragte er in einem nicht gerade freundlichen Ton. »Ich stehe hier an unserem Dienstwagen.«
    Nachdem sein Mitarbeiter ihm den genauen Weg erklärt hatte, setzte sich Pielkötter mit schnellen Schritten in Bewegung. Dabei hatte er kaum einen Blick für die faszinierende Szenerie. Nur einmal verschwendete er einen Gedanken daran, wie verloren sich ein einzelner Mensch angesichts dieses riesigen Industriedenkmals vorkommen musste. Sicher gab es nicht viele Orte, an denen Besucher derart hautnah mit solchen Anlagen in Berührung kamen, erst recht nicht in der Dunkelheit.
    Plötzlich sah er Barnowski von Weitem. Zwei Streifenpolizisten standen bei ihm. Soweit er das richtig erkennen konnte, winkte sein Mitarbeiter ihm zu. Pielkötter beeilte sich.
    »Wer hat Sie informiert?«, fragte er, nachdem er die Gruppe erreicht hatte.
    »Ein gewisser Markus Hollenberg und seine Freundin Daniela Lechner. Die beiden Zeugen stehen dort drüben.« Barnowski deutete mit einer Hand zu einer etwa fünfzig Meter entfernten Stelle.
    »Und wer ist die Person daneben?«
    »Der war hier mit Erwin Lützow verabredet, er heißt Gert Gerke.« Barnowski grinste, als er den Namen nannte. »Wir sind mehr oder weniger zufällig auf dem Gelände über ihn gestolpert. Der hatte angeblich keine Ahnung, was passiert ist, hat aber den Toten inzwischen identifiziert. Allerdings hatte ich noch nicht viel Zeit, mich mit ihm zu unterhalten. Nur so viel: Er hat behauptet, zum Zeitpunkt des Sturzes erst auf dem Weg gewesen zu sein.« Barnowski lächelte hintergründig. »Ich denke, Sie werden bei einer Vernehmung sicher dabei sein wollen.«
    Pielkötter brummte irgendetwas Unverständliches.
    »Ach ja, und Herr Gerke schließt einen Selbstmord kategorisch aus. Ich kenne ja Ihre Devise: keine voreiligen Schlussfolgerungen. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, der Mann hat Recht. Aber am besten, Sie machen sich selbst ein Bild«, fügte Barnowski schnell hinzu, als Pielkötter ihm einen skeptischen Blick zuwarf und die Augenbrauen leicht
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