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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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forschender Blick fällt auf Perry, der wieder ein Gesicht
macht, als habe er soeben „guten Morgen“ gewünscht.
    „Bitte, Sir, gedulden Sie sich
einen Augenblick. Ich werde Sie bei Direktor Stanford anmelden.“
    Sagt es und verschwindet in
einer schalldichten Telefonzelle neben der Portiersloge.
    Während Perry auf und ab geht,
wählt der Portier eine Nummer. Perry hat nicht die leiseste Ahnung, daß es eine
völlig andere Nummer als die des Direktors ist.
    „Scotland Yard“, tönt es aus
der Muschel, „welche Abteilung wünschen Sie?“
    „Raub — Inspektor Long.“
    Des Portiers Stimme klingt
aufgeregt, als sich Inspektor Long vom Raubdezernat meldet.
    „Hier spricht der Portier der
Silver-General-Versicherung, Herr Inspektor. Sie haben mir doch gesagt, daß ich
Ihnen alle verdächtigen Wahrnehmungen im Fall Kandarsky melden soll...“ Er
macht eine Atempause und wischt sich den Schweiß vom Gesicht. „Soeben verlangt
ein Mann den Direktor zu sprechen. Er behauptet, es handle sich um die Kandarsky-Diamanten.
Der Mann erscheint mir sehr verdächtig, Herr Inspektor.“
    Die Anweisung, die dem Portier
aus der Muschel entgegenklingt, ist kurz und bündig.
    „Halten Sie den Mann auf. Wir
sind in fünf Minuten bei Ihnen...“
    Perry sieht dem Portier
erwartungsvoll entgegen.
    „Bitte noch etwas Geduld, Sir.
Der Herr Direktor wird in fünf Minuten für Sie zu sprechen sein...“ und als er
Perrys zufriedenes Lächeln sieht, fährt er fort, „bitte nehmen Sie solange in
unserem kleinen Wartesalon Platz…“
    Perry, froh darüber, daß bisher
alles nach Plan gegangen ist, folgt der Kugel. Und als sich die Tür hinter ihm
schließt, läßt er sich mit behaglichem Grunzen in einen der supergroßen Sessel
fallen...
    Perry sieht auf seine
Armbanduhr. 9.30 Uhr. Er wartet bereits seit acht Minuten. Er geht zur Tür.
Einem unerklärlichen Gefühl folgend, öffnet er sie nur
einen Spalt weit. Was er sieht, läßt ihn zusammenfahren. So ein Schurke,
schimpft er leise. Der Portier redet auf zwei Männer ein und weist dabei
fortwährend in seine Richtung. Perrys geschultes Auge hat sofort erkannt, daß
es sich um Kriminalbeamte handelt.
    Geräuschlos zieht Perry die Tür
wieder ins Schloß. Mit wenigen Sätzen springt er in die äußerste Ecke des
Zimmers. Seine Hand fährt in die Tasche. Fest umklammert sie den Würfel. Gerade
noch rechtzeitig genug.
    Die Tür öffnet sich. Drei
Männer drängen herein. Die Kugel als letzter.
    Sechs Augen durchwandern das
Zimmer. Dann wendet sich der eine der Herren an den Portier. Und man kann nicht
sagen, daß seine Stimme übermäßig freundlich ist.
    „Wollen Sie uns zum Narren
halten?“
    Der Portier scheint aus seiner
Versteinerung zu erwachen... Mit kurzen trippelnden Schritten umgeht er jeden
einzelnen Sessel... „Er ist weg...“
    „Behaupteten Sie nicht, Sie hätten
die Tür keinen Augenblick aus den Augen gelassen?“
    „Es ist die reine Wahrheit,
Herr Inspektor“, stottert der Portier.
    „Einen zweiten Ausgang gibt es
auch nicht“, schaltet sich jetzt der zweite Beamte ein. „Ich glaube doch, Sie haben ein wenig zu tief ins Glas geguckt, mein Lieber!“
    „Keinen Schluck habe ich
getrunken“, beteuert der Portier und kann es noch immer nicht fassen.

    „Dann holen Sie das mal
schleunigst nach“, empfiehlt Inspektor Long spöttisch und verläßt
kopfschüttelnd mit seinem Kollegen den Versicherungspalast.
    Geistesabwesend schließt der
Portier die Tür des Wartesalons und blickt verständnislos hinter den
davongehenden Beamten her.
    Er soll getrunken haben... Er
ist empört — und beschließt, das tatsächlich sofort nachzuholen. Mit unsicheren
Schritten geht er zu seiner Loge zurück. Als er das Gläschen Kümmelschnaps —
Kümmelschnaps soll gut für die Verdauung sein, hat er gelesen — an den Mund
setzt, öffnet sich die Tür des Wartesalons und — Perry tritt heraus.
    Das Glas entgleitet den Fingern
des Portiers und zerbricht in vielen Splittern auf dem Boden.
    Perry geht mit forschen
Schritten auf den Kugeligen zu, der mit weit aufgerissenen Augen zurückweicht,
bis ihn die Rückwand seiner Loge aufhält.
    „Sagen Sie mal, wie lange
wollen Sie mich eigentlich noch warten lassen? Die fünf Minuten sind genau seit
fünf Minuten vorbei...“ Perry tut besorgt. „Was ist Ihnen? Ist Ihnen schlecht
geworden?“
    Die Lippen des Portiers öffnen
sich — und schließen sich wieder. Aber er bringt keinen Ton heraus. Verzweifelt
sucht er nach einem Halt. Fast
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