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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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eine Minute vergeht, bis er endlich zitternd
fragt:
    „Sie sind da? Wo haben Sie denn
gesteckt?“
    „Was soll die Fragerei? Wo soll
ich schon gesteckt haben? Sie sollten mal zum Arzt gehen, Mister, sehen ja
miserabel aus...“
    „Aber der Inspektor... der
Inspektor... der hat doch auch...“ es ist mehr ein heiseres Krächzen als ein
Sprechen.
    Perry spielt jetzt den ganz
Energischen.
    „Hören Sie, Mister — gehen Sie
zum Doktor. Der gibt Ihnen ein Mittelchen. Aber zuerst fragen Sie bei Direktor
Stanford an, wie lange ich noch warten soll!!“
     
    Genau dreimal sechzig Sekunden
später betritt Perry Clifton das Büro des Versicherungsdirektors Robert P.
Stanford, des Allgewaltigen der Silver-General-Versicherung.
    Stanford ist um die Fünfzig
herum, trägt sein Haar in der Mitte gescheitelt und stellt eine sehr
gelangweilte Miene zur Schau.
    „Bitte, nehmen Sie Platz,
Mister !... Wie war doch Ihr Name?“
    Perry lächelt. „Sie werden es
mir verzeihen, Sir, wenn ich meinen Namen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch
nicht nennen kann.“
    Perry lehnt sich zurück und
registriert ein verärgertes Erstaunen bei Sir Stanford.
    „Wie Sie wünschen, Mister
Unbekannt. Wie ich aus dem Gestammel des Portiers entnommen habe, handelt es
sich um die Kandarsky-Diamanten?“
    „Ganz recht“, stimmt Perry zu.
„Der Portier scheint im Augenblick ein wenig durcheinander zu sein... aber
kommen wir zur Sache: Ich will Ihnen helfen, die Diamanten wiederzubeschaffen.“
    Wenn Perry geglaubt hat, daß
ihm der Direktor jetzt freundlich zustimmt, sieht er sich in seinen Erwartungen
enttäuscht. Im Gegenteil. Stanfords Stimme ist mehr als ironisch, als er nach
einer kurzen Spanne des Zögerns antwortet: „Wie freundlich von Ihnen.
Vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, daß sich Scotland Yard
bereits dieser Aufgabe widmet.“
    Als Perry den Mund öffnet, hebt
Stanford die Hand... „Und nicht nur das, Mister ,Ohnenamen’ ,
auch eine Reihe namhafter Privatdetektive, einschließlich der unserer eigenen
Versicherungsgesellschaft, verfolgen das gleiche Ziel. Sie sehen, daß wir auf
Ihre Hilfe gern verzichten können.“
    Perry Clifton ist so leicht
nicht aus der Ruhe zu bringen. Das muß auch Sir Stanford erfahren.
    „Trotz dieses Massenaufgebotes
war der Erfolg bisher gleich Null. All diesen Leuten stehen nicht annähernd die Hilfsmittel zur Verfügung, die ich vorzuweisen habe.“
    Stanford scheint eine Spur
interessierter zu sein. Zumindest hat Perry dieses Gefühl.
    „Das soll ich Ihnen glauben?“
    „Ich würde Sie darum bitten.
Was riskieren Sie schon, wenn Sie mich in das Heer der Nachforschenden
einreihen.“
    Jetzt stellt Stanford eine
Frage, die Perry mehr als unangenehm ist.
    „Sie sind von Beruf Detektiv?“
    „Nein, Sir. Die Kriminalistik
ist sozusagen mein Steckenpferd. Ich arbeite in der Werbeabteilung eines
Kaufhauses und habe mir für den Fall vierzehn Tage Urlaub genommen.“
    Ja, und jetzt lacht Stanford
sogar. Perry ist für einen Augenblick irritiert. Warum, zum Teufel, lacht
dieser Stanford. Er kann sich nicht erinnern, einen Witz erzählt zu haben.
    „Mit anderen Worten, Sie wollen
den Fall Kandarsky in vierzehn Tagen aufgeklärt haben?!“
    „Ja!“
    „Hören Sie zu.“ Stanfords
Stimme ist um eine Nuance freundlicher geworden. „In zwölf Tagen läuft die
Wartefrist ab. Dann müssen wir zahlen. Das heißt, wir müssen die
Versicherungssumme ausbezahlen. Die Diamanten waren bei uns mit 70 000 Pfund
Sterling versichert. Sollten Sie zum Auffinden der Diamanten wesentlich
beitragen, erhalten Sie von uns 2000 Pfund auf die Hand.“
    Perry ist jetzt ganz sachlich.
    „Lassen Sie mich die bekannten
Fakten noch einmal zusammenfassen, Sir. — Baron Kandarsky hat die Diamanten von
der Bank geholt, da seine Gattin diese bei einem am Abend stattfindenden
Festbankett tragen wollte. Auf der Fahrt durch den Milton-Forst platzte ein
Reifen. Der Chauffeur begann das Rad zu wechseln, während ihm der Baron dabei
zusah. Plötzlich erhielt der Chauffeur einen Schlag über den Kopf und verlor
die Besinnung. Als er wieder zu sich kam, lag der Baron halb über ihm. Ebenfalls
besinnungslos und blutend aus einer Stirnwunde. Auto samt Diamanten waren verschwunden. Den Wagen fand man Tage später völlig
zertrümmert in der Bolton-Schlucht zwanzig Meilen von London entfernt. — So war
doch der Sachverhalt?“
    Perry sieht den Direktor
fragend an.
    „Haargenau. Sie sind das
reinste Zeitungsarchiv.“
    „Ich
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