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Ein Fall für Kay Scarpetta

Ein Fall für Kay Scarpetta

Titel: Ein Fall für Kay Scarpetta
Autoren: Patricia Cornwell
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Messers.
    Meine Augen starrten ihn groß an.
    "Du wirst deinen Spaß haben, du Miststück." Es war eine tiefe, kalte Stimme. "Ich habe mir das Beste bis zum Schluß aufgehoben." Der Strumpf wölbte sich vor. "Du möchtest wissen, wie ich es getan habe. Ich werde es dir ganz langsam zeigen." Die Stimme. Sie klang vertraut.
    Meine rechte Hand. Wo war die Pistole? War sie mehr rechts oder mehr links? War sie in der Mitte unter meinem Kissen? Ich konnte mich nicht erinnern. Ich konnte nicht denken! Er mußte zu den Vorhangschnüren gehen. Er konnte nicht das Kabel der Lampe durchschneiden. Die Lampe war das einzige Licht, das brannte -. Der Schalter für die Deckenbeleuchtung war an der Tür. Er schaute ihn an, starrte auf das dunkle Rechteck.
    Ich ließ meine rechte Hand ein paar Zentimeter weiter nach oben gleiten.
    Seine Blicke hetzten zu mir, dann wieder zu den Vorhängen. Meine rechte Hand lag auf meiner Brust, fast auf meiner rechten Schulter unter der Bettdecke. Ich fühlte, wie die Ecke der Matratze sich hob, als er vom Bett aufstand. Die Flecken unter seinen Armen wurden größer. Er war durchnäßt von Schweiß.
    Er sah zu dem Lichtschalter neben der offenen Tür, dann wieder auf die andere Seite des Schlafzimmers zu den Vorhängen. Er schien unentschlossen.
    Es geschah so schnell. Meine Hand stieß an das harte, kalte Metall, meine Finger griffen danach und ich rollte mich vom Bett, zog die Decken mit mir und fiel auf den Boden. Der Abzughahn schnappte zu und ein Schuß ging los. Ich setzte mich auf, das Leintuch um meine Hüften geschlungen; all das geschah scheinbar gleichzeitig. Ich erinnere mich nicht daran, es getan zu haben. Ich erinnere mich nicht, irgend etwas davon getan zu haben. Es war purer Instinkt. Meine Finger lagen am Abzug, meine Hände zitterten so stark, daß der Revolver vibrierte.
    Ich erinnere mich nicht, den Knebel aus dem Mund genommen zu haben. Ich hörte nur meine Stimme. Ich schrie ihn an.
    "Du elender Scheißkerl! Du gottverdammter elender Scheißkerl!" Die Pistole bewegte sich auf und ab, als ich schrie, mein Entsetzen und meine Wut explodierten in einem Schwall von Beschimpfungen, die von jemand anderem zu kommen schienen. Ich schrie ihn an, schrie, daß er seine Maske abnehmen sollte. Er stand regungslos auf der anderen Seite des Bettes. Mein Bewußtsein war seltsam losgelöst. Ich bemerkte, daß das Messer in seiner behandschuhten Hand nur ein Klappmesser war. Seine Augen waren auf den Revolver gerichtet. "Nimm sie ab!"
    Sein Arm bewegte sich langsam, und der Strumpf flatterte auf den Boden. Er drehte sich um ...
    Ich schrie, und irgend etwas explodierte, Funken sprühten und Glas splitterte, so schnell, daß ich nicht begriff, was geschah. Es war Wahnsinn. Gegenstände fielen zu Boden und zerbrachen, das Messer flog aus seiner Hand, als er gegen den Nachttisch prallte, und er riß die Lampe zu Boden, als er fiel, und eine Stimme sagte etwas. Im Zimmer wurde es dunkel.
    Ein hektisch kratzendes Geräusch kam von der Wand an der Tür ... "Wo, zum Teufel, ist der Lichtschalter in diesem Laden ...?" Ich hätte es getan. Ich weiß, daß ich es getan hätte.
    Ich hatte noch nie im Leben etwas so sehr gewollt, wie ich jetzt schießen wollte.

17
    Ich wollte ein Loch in sein Herz schießen, groß wie der Mond. Wir hatten es schon mindestens fünfmal durchgesprochen. Marino wollte streiten. Er glaubte nicht, daß es so gewesen war, wie ich sagte.
    "Hey, in dem Moment, wo ich ihn durch Ihr Fenster klettern sah, bin ich ihm gefolgt, Doc. Er kann nicht länger als dreißig Sekunden in Ihrem Schlafzimmer gewesen sein, bevor ich gekommen bin. Und Sie hatten keine verdammte Pistole im Anschlag. Sie haben danach gegriffen und sind aus dem Bett gerollt, als ich hereingeplatzt bin und ihn aus seinen Quadratlatschen gepustet habe." Es war Montag morgen, und wir saßen in meinem Büro in der Stadt. Ich konnte mich kaum an die vergangenen zwei Tage erinnern. Ich fühlte mich, als wäre ich unter Wasser oder auf einem anderen Planeten gewesen.
    Egal, was er sagte, ich war überzeugt, daß ich meine Pi stole auf den Mörder gerichtet hatte, als Marino plötzlich in der Tür erschien und im selben Moment vier Kugeln aus seiner 357er in den Oberkörper des Mörders pumpte. Ich tastete nicht nach seinem Puls. Ich unternahm nichts, um die Blutung zu stoppen. Ich saß einfach auf dem Boden, das Leintuch um mich gewickelt, den Revolver in meinem Schoß, und Tränen liefen über meine Wangen, als ich langsam
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